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Welt-Hepatitis-Tag: Verringerung des Risikos von Leberkrebs

28 July 2023
News release
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Am 28. Juli begeht die WHO – und damit WHO/Europa – den Welt-Hepatitis-Tag und unterstreicht damit die Notwendigkeit, die Versorgung näher an die Bevölkerung heranzubringen und die Prognosen umzukehren, wonach die Leberkrebsraten in den nächsten zwei Jahrzehnten weltweit um 55 % steigen werden. 

Hepatitis, eine virale Infektion der Leber, ist heute für jährlich über 100 000 Todesfälle in der Europäischen Region der WHO verantwortlich. Weltweit verliert alle 40 Sekunden ein Mensch sein Leben durch Hepatitis B oder C – eine erschütternde Zahl, vor allem wenn man bedenkt, dass die meisten dieser Todesfälle hätten verhindert werden können.

Allen Hepatitis-Infektionen gemeinsam ist die Entzündung, die sie in der Leber hervorrufen. Die am häufigsten durch Hepatitis B und C verursachten Infektionen können zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen wie Leberkrebs, Leberzirrhose und Leberversagen führen, letzteres mit Todesfolge. 

Um eine Eliminierung von Hepatitis bis 2030 zu erreichen, müssen die Neuinfektionen mit Hepatitis B und C weltweit um 40 % reduziert werden.

Impfung, frühzeitige Diagnose und Behandlung

Zur Verringerung des Leberkrebsrisikos dient die Impfung zur Vorbeugung gegen Hepatitis B; eine frühzeitige Diagnose und Behandlung spielen eine entscheidende Rolle bei der Eindämmung der Ausbreitung von Hepatitis B und C.

„Leberkrebs ist weltweit die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache, und die wichtigsten modifizierbaren Risikofaktoren für primären Leberkrebs sind Infektionen mit dem Hepatitis-B- oder -C-Virus. Doch Hepatitis ist mit einem großen Stigma behaftet, und dieses muss auf lokaler und nationaler Ebene und in der gesamten Europäischen Region bekämpft werden. Diese Stigmatisierung hält die Menschen oft davon ab, rechtzeitig Tests, Behandlung und Unterstützung in Anspruch zu nehmen, sodass der Infektionskreislauf fortbesteht und die Bemühungen der öffentlichen Gesundheitsdienste in den Bereichen Sexual- und Reproduktionsgesundheit, Schwangerenvorsorge, Untersuchung und Behandlung von Virushepatitis sowie Screenings auf Leberkrebs beeinträchtigt werden“, stellt Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, fest. „Durch die Förderung von mehr Verständnis, Empathie und Fachwissen im Gesundheitswesen und in der Gesellschaft insgesamt können wir ein Umfeld schaffen, in dem von Hepatitis betroffene Menschen nicht stigmatisiert, sondern unterstützt werden, und das wird zur Rettung von Menschenleben beitragen.“

„Durch wirksame Präventionsmaßnahmen wie die Hepatitis-B-Impfung konnte im Laufe der Jahre ein Rückgang der Übertragung von Hepatitis B und C erreicht werden“, sagte Dr. Andrea Ammon, Leiterin des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Doch die Belastung durch chronische Hepatitis-B- und -C-Infektionen in den Ländern der EU und des EWR [Europäische Union und Europäischer Wirtschaftsraum] ist mit schätzungsweise 5,4 Mio. chronischen Infektionen nach wie vor beträchtlich, wobei die meisten dieser Infektionen nicht diagnostiziert und behandelt werden.“

„Hinzu kommt, dass viele zum Zeitpunkt der Diagnose bereits eine Leberzirrhose oder Leberkrebs haben und die Zahl der Todesfälle durch Leberkrebs steigt. Um diese Krankheitslast zu bewältigen und die Eliminierungsziele zu erreichen, müssen wir dringend unsere Anstrengungen zur Bekämpfung dieser Infektionen verstärken und innovativere und wirksamere Ansätze für Diagnose und Behandlung einführen.“ 

Frühzeitige Interventionen zum Schutz des Lebens 

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und der Zugang zu bezahlbaren Diagnosetests sind unverzichtbar, um Infektionen in einem frühen Stadium zu erkennen. Rechtzeitige Interventionen, einschließlich antiviraler Therapien, können die Virusvermehrung wirksam unterdrücken, das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen und das Risiko der Entwicklung von Leberkrebs verringern.

Aufklärungsprogramme in der Bevölkerung und genaue Informationen zu Übertragung, Prävention und verfügbaren Ressourcen spielen eine Schlüsselrolle bei der Beseitigung von Mythen und falschen Vorstellungen. 

„Hepatitis betrifft Millionen von Menschen, Familien und Gemeinschaften in unserer Region und auf der ganzen Welt. Indem wir die Ursachen bekämpfen und wirksame Strategien umsetzen, können wir unnötiges Leiden, vorzeitige Todesfälle und die wirtschaftliche Belastung durch Hepatitis und Leberkrebs verhindern“, erklärt Dr. Nino Berdzuli, Direktorin der Abteilung Gesundheitsprogramme der Länder bei WHO/Europa. „Die gute Nachricht ist, dass die Verringerung von Hepatitis-B-Infektionen bei Kindern eines der wenigen Vorgaben aus den Zielen für nachhaltige Entwicklung ist, bei dem wir auf Kurs sind. Jetzt müssen wir noch einen Schritt weiter gehen und auf die Eliminierung von Hepatitis B und C hinarbeiten.“

Was Sie wissen müssen: das ABC der Hepatitis

– Hepatitis A vermeiden durch einen sorgsamen Umgang mit Nahrungsmitteln und Getränken.

Hepatitis A droht bei schlechten sanitären Verhältnissen oder bei unsicherem Trinkwasser. Schon durch das Berühren von Gemüse auf dem Markt können Hepatitis-A-Erreger auf Ihre Hände gelangen, wo sie nur darauf warten, sich über den Mund Zutritt zum Körper zu verschaffen. Waschen Sie Ihre Hände regelmäßig mit Seife. 

Hepatitis A kann manchmal ohne Behandlung vorübergehen, doch in schweren Fällen auch sehr unangenehm werden. Die Impfung gegen Hepatitis A – zwei Dosen, die im Abstand von mindestens sechs Monaten verabreicht werden – bietet normalerweise Schutz für mindestens zwanzig Jahre.

– Hüten Sie sich vor Hepatitis B und C.

Hepatitis B wird durch Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten einer infizierten Person übertragen. Auch unsicherer Geschlechtsverkehr, das Stechen von Tattoos oder Piercings oder eine Maniküre in Räumlichkeiten mit unzureichender Hygiene können ein Risiko darstellen. 

Hepatitis C wird ausschließlich über Blut-zu-Blut-Kontakt übertragen. Das höchste Infektionsrisiko in Bezug auf Hepatitis C geht von unsicheren Bluttransfusionen sowie medizinischen bzw. zahnmedizinischen Behandlungen aus. Infektionen mit Hepatitis B und C werden oft als stille Erkrankungen bezeichnet, da viele Menschen keinerlei Symptome aufweisen; deshalb ist es wichtig, sich testen zu lassen, wenn man glaubt, einem Risiko ausgesetzt gewesen zu sein. Den besten Schutz bietet die Impfung gegen Hepatitis B, die in vielen Ländern Teil der Routineimpfungen für Kinder ist. Hepatitis C ist heilbar, doch gibt es bisher keinen Impfstoff.