WHO
Präsentation des Projekts für soziale Inklusion von Menschen mit psychischen Behinderungen in Ankara (2018)
© Credits

Lokale Maßnahmen, regionsweite Umgestaltung: Tagung des Europäischen Bündnisses für psychische Gesundheit in Ankara

23 – 24 November 2022
Ankara
WHO/Europa hält am 23. und 24. November 2022 in Ankara die zweite Tagung des Europäischen Bündnisses für psychische Gesundheit ab, die gleichzeitig mit der vierten Jahreskonferenz über die soziale Inklusion von Menschen mit psychischen Behinderungen stattfindet. Die im Hybridformat abgehaltene Konferenz soll eine regionsweite Dynamik auslösen und weitere Überzeugungsarbeit für die notwendigen Maßnahmen zur Verbesserung der psychischen Gesundheitssysteme in den Ländern der Europäischen Region leisten.  

Auf der unter dem Motto „Lokale Maßnahmen, regionsweite Umgestaltung“ stattfindenden zweiten Tagung des Bündnisses wollen Regierungsvertreter, Fachkräfte von der kommunalen, nationalen und regionsweiten Ebene, Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen und Wissenschaftler über bewährte Praktiken in den Ländern diskutieren und die Ausgestaltung der vorrangigen Handlungsfelder des Bündnisses vorantreiben. 

An den beiden Tagen werden die Teilnehmer Wege zur Durchführung von Reformen in folgenden Bereichen untersuchen: 
  • Bekämpfung von Stigmatisierung und Diskriminierung und Vorbereitung von Führungskräften auf die Überzeugungsarbeit für Reformen; 
  • Aufbau von Unterstützung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in den psychischen Gesundheitssystemen; 
  • Förderung eines gesunden Alterns, und namentlich der Demenzprävention, bei älteren Erwachsenen; 
  • Schaffung von Arbeitsplätzen, die psychische Gesundheit und seelisches Wohlbefinden fördern und schützen; 
  • Schutz der psychischen Gesundheit in gesundheitlichen Notlagen; 
  • Gewährleistung, dass alle Zugang zu einer qualitativ hochwertigen psychischen Gesundheitsversorgung erhalten. 
Das Projekt für soziale Inklusion von Menschen mit psychischen Behinderungen, das von der Europäischen Union finanziert und von der türkischen Regierung mit fachlicher Unterstützung durch die WHO umgesetzt wird, befindet sich aktuell im vierten Jahr. Die zweite Tagung des Bündnisses findet zeitgleich mit der vierten Jahreskonferenz über die soziale Inklusion von Menschen mit psychischen Behinderungen statt, um die Erfolge der Türkei bei der mehr gemeindenahen und genesungsorientierten Gestaltung der psychischen Gesundheitsversorgung hervorzuheben. 

Das Europäische Bündnis für psychische Gesundheit: lokale Maßnahmen, regionsweite Umgestaltung 

Psychische Gesundheitsprobleme sind ungeheuer weit verbreitet: etwa ein Sechstel der Bevölkerung der Europäischen Region der WHO – oder 155 Mio. Menschen – leidet an einer solchen Erkrankung. Psychische Gesundheitsprobleme können jeden treffen, und die meisten Menschen sind irgendwann im Laufe des Lebens davon betroffen. Doch die psychischen Gesundheitssysteme sind weiterhin unterfinanziert und fragmentiert, und viele Menschen erhalten keine ausreichende Unterstützung für eine Genesung.  

Psychische Gesundheitsprobleme sind nach wie vor mit einem besonderen Stigma behaftet und hindern oft Menschen am Zugang zu Grundrechten wie Beschäftigung und einer gesundheitlichen Grundversorgung. Krisen in jüngerer Zeit wie die COVID-19-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die aktuelle Krise der Lebenshaltungskosten haben diese Probleme weiter verschärft. 

Seit seinem Start im September 2021 unterstützt das Bündnis Länder in der gesamten Europäischen Region bei der Bewältigung dieser und anderer Herausforderungen. Mit seiner ersten offiziellen Tagung im Mai 2022 leitete das Bündnis den Prozess der Umsetzung der Ziele des Handlungsrahmens zur Förderung der psychischen Gesundheit in der Europäischen Region der WHO (2021–2025) ein, indem es die wichtigsten Herausforderungen, Ziele und Maßnahmen für die fünf Arbeitspakete des Bündnisses in der Europäischen Region bestimmte.  

Seit der ersten Tagung ist das Bündnis auf über 200 Mitglieder, Unterstützer und Beobachter angewachsen, die alle darauf hinarbeiten, die psychische Gesundheitsversorgung in ihren jeweiligen Umfeldern zu verbessern, etwa durch Verbesserung des Zugangs zu einer hochwertigen gemeindenahen Versorgung oder Unterstützung von Menschen, die sich von ihren Erkrankungen erholen, bei der Rückkehr ins Erwerbsleben.  

Auf dem Weg zu einer gemeindenahen psychischen Gesundheitsversorgung in der Türkei 

Die zweitägige Veranstaltung in der Türkei soll demonstrieren, wie diese und andere lokale Maßnahmen auf kommunaler Ebene eine kollektive Reaktion in anderen Ländern und Teilen der Europäischen Region inspirieren und auslösen können.  

Die psychische Gesundheitsversorgung erfolgt traditionell überwiegend in großen psychiatrischen Einrichtungen, wo Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen von ihrem Umfeld isoliert leben und Diskriminierung und Menschenrechtsverletzungen sich fortsetzen.  

Die Türkei hat vor mehr als einem Jahrzehnt Reformen in ihrem System der psychischen Gesundheitsversorgung eingeleitet. 2005 führte sie das nationale Konzept für die psychische Gesundheitsversorgung ein, dem später der nationale Aktionsplan für psychische Gesundheit (2011–2023) folgte. Dessen neuestes Projekt begann 2018: In dem Bestreben, die psychische Gesundheitsversorgung mehr patientenorientiert, gemeindenah und genesungsorientiert zu gestalten, ging die Regierung der Türkei mit Unterstützung durch die Europäische Union eine Partnerschaft mit WHO/Europa ein und startete das Projekt für die soziale Inklusion von Menschen mit psychischen Behinderungen.  

Auf der vierten Jahreskonferenz des Projekts wird WHO/Europa dessen vielfältige Erfolge in den vergangenen vier Jahren präsentieren, u. a.:  
  • die Einführung eines nationalen Modells für gemeindenahe Versorgung von Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen und Behinderungen;  
  • die Gewährleistung einer evidenzbasierten Politikgestaltung sowie der Planung, Umsetzung und Regulierung von Angeboten für Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen; 
  • die Schulung von Gesundheitspersonal für die Anwendung eines patientenorientierten Ansatzes für die Versorgung von Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen und Behinderungen. 
Darüber hinaus werden die Teilnehmer auch Gemeindezentren im Raum Ankara besuchen, um die Umgestaltungsprozesse vor Ort zu beobachten.