Schlussfolgerungen: Wissen über Nutzer Voraussetzung für Planung von Leistungen
Die wichtigsten Schlussfolgerungen der Tagung lauteten, dass Big Data und KI uns dabei behilflich sein können, die Leistungsempfänger im Bereich der psychischen Gesundheit sowie ihre Bedürfnisse und ihre Fragen besser zu verstehen und unter Nutzung von elektronischen Patientenakten und Daten aus den sozialen Medien auch all jene zu warnen, die in Gefahr sind, psychische Gesundheitsprobleme zu entwickeln.
„Wenn große Privatunternehmen und Organisationen für Menschen, die einmal ihre Website besucht haben, KI-unterstützte Werbung generieren können, warum können wir dann nicht dasselbe tun, wenn jemand in Tik Tok eine Suche zu einem Thema der psychischen Gesundheit startet, etwa was man bei Depressionen oder Angstzuständen tun kann“, sagte Ben Ogden, der zu Beginn der Veranstaltung eine beeindruckende Geschichte über das Potenzial von KI-Tools erzählt, Menschen, die Angebote der psychischen Gesundheitsversorgung benötigen, mit den entsprechenden Leistungserbringern zusammenzubringen.
Zu den größten Herausforderungen auf diesem Gebiet gehört die digitale Exklusion und das daraus resultierende Gebot, Menschen, die nicht über Zugang zu digitalen Technologien oder die Fähigkeit zu ihrer Anwendung (sog. „Digitalkompetenz“) verfügen, davor zu bewahren, dass sie auf der Strecke bleiben. Dies bedeutet, dass KI-Tools von Beginn an mit Beteiligung der mit psychischen Gesundheitsproblemen lebenden Menschen gestaltet werden müssen.
„Digitale Ungleichheiten sind wie soziale Ungleichheiten“, sagte Dr. Joseph Tay Wee Teck, Klinischer Leiter bei Forward Leeds.
WHO/Europa plant weitere Arbeiten auf diesem Gebiet, darunter die für 2023 vorgesehene Veröffentlichung einer systematischen Übersicht über die Nutzung von KI-Modellen für Forschung im Bereich der psychischen Gesundheit.
Veranstaltungshinweis
7. Dezember 2022
Am 7. Dezember hält WHO/Europa eine eintägige Hybridveranstaltung ab, bei der Innovationen in Bezug auf die Analyse von Big Data und künstliche Intelligenz im Bereich der psychischen Gesundheit im Mittelpunkt stehen werden. Ziel der Veranstaltung ist es, eine Gelegenheit zu bieten, um zu erörtern, wie Gesundheitspolitiker diese Tools für eine bessere Zuweisung von Ressourcen und die Prognose von psychischen Gesundheitsproblemen in der Bevölkerung nutzen können.
Die Veranstaltung soll Fachkräfte, die mit Daten zur psychischen Gesundheit und Gesundheitsinformationssystemen arbeiten bzw. an der Politikgestaltung beteiligt sind, zusammenbringen, um zu untersuchen, wie sich vorhandene Daten zur psychischen Gesundheit unter Nutzung neu entstehender Tools zur Analyse von Big Data und zur Anwendung künstlicher Intelligenz verbessern lassen, und um ein Forum bereitzustellen für den Austausch von Ideen und Erfahrungen aus den Ländern zur Anwendung dieser Tools bei der Entscheidungsfindung.
Reformen im Bereich der psychischen Gesundheit unter Nutzung von künstlicher Intelligenz
Die psychische Gesundheit und das geistige Wohlbefinden in der Europäischen Region der WHO sind schwer angeschlagen infolge einiger gesundheitlicher Notlagen großen Ausmaßes in den letzten Jahren, darunter die COVID-19-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die sich zuspitzende Lebenshaltungskosten-Krise.
Während psychosoziale Dienste versucht haben, sich an die verstärkte Nachfrage anzupassen, werden sie nach wie vor vernachlässigt und verfügen über unzureichende Ressourcen, was dazu führt, dass viele Menschen nicht die Hilfe erhalten, die sie benötigen.
Künstliche Intelligenz und die Analyse von Big Data werden als neuartige Tools für die Planung von Leistungsangeboten im Bereich der psychischen Gesundheitsversorgung sowie die Identifizierung und Überwachung von psychischen Gesundheitsproblemen bei Individuen und Bevölkerungsgruppen angesehen. Auf künstliche Intelligenz gestützte Tools machen sich leicht zugängliche in Echtzeit verfügbare Daten zunutze – wie jene, die durch die sozialen Medien und elektronische Gesundheitsakten generiert werden –, um Ressourcen für die psychische Gesundheitsversorgung wirksam zu planen und zuzuweisen, Falschinformationen zu Aspekten der öffentlichen Gesundheit zu identifizieren und zu verhindern, zielgerichtete Kommunikation zu entwickeln, um Verhaltensänderungen zu fördern, und psychische Gesundheitsprobleme zu prognostizieren und frühzeitig zu intervenieren.
Ein zentrales Ziel der Veranstaltung ist es, Klarheit zu schaffen über die Nutzung von Big Data und künstlicher Intelligenz im Bereich der psychischen Gesundheit und entsprechende Orientierungshilfe zu bieten, um so zu gewährleisten, dass die Länder diese Technologien auf sichere und wirksame Weise nutzen. Die Nutzung öffentlich zugänglicher Daten, wie jener, die über Social-Media-Unternehmen gesammelt werden (sogenannte „Big Data“), wirft erhebliche ethische Fragen im Hinblick auf Datenschutz und Diskriminierung auf, insbesondere in Zusammenhang mit der Prognose und Identifizierung von Menschen, die möglicherweise durch psychische Gesundheitsprobleme gefährdet sind. Darüber hinaus ist eine sensible Verwaltung von Gesundheitsdaten nicht umsetzbar, ohne dass die Menschen, die diese Daten nutzen, über ausreichende Kompetenz im Bereich der digitalen Gesundheit verfügen.
Das Europäische Arbeitsprogramm in der Praxis
Digitale Gesundheit und die psychische Gesundheit sind zwei der vier Flaggschiffe des Europäischen Arbeitsprogramms 2020–2025, die als Beschleuniger von Veränderungen dienen und entscheidende Fragen, die umwälzende Veränderungen im Gesundheitsbereich bewirken können, in den Mittelpunkt rücken sollen. Im September dieses Jahres stellte WHO/Europa einen Aktionsplan für digitale Gesundheit vor, der von den Mitgliedstaaten auf der 72. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa mit breiter Zustimmung angenommen wurde. Das Europäische Bündnis für psychische Gesundheit, das 2021 von WHO/Europa ins Leben gerufen wurde, bringt einflussreiche Akteure zusammen, um Investitionen in die psychische Gesundheit zu mobilisieren, und ist im Zusammenwirken mit Bürgern und Gemeinschaften darum bemüht, gesellschaftliche Einstellungen gegenüber psychischen Gesundheitsproblemen von Grund auf zu verändern.
Die Registrierung für die Veranstaltung ist inzwischen beendet.