WHO/Europa und die Dänische Behörde für Gesundheitsdaten halten am 13. Dezember eine eintägige Hybridveranstaltung über Fragen der sekundären Nutzung von Gesundheitsdaten und der Datenqualität ab. Gegenstand der Tagung werden die Anstrengungen und Initiativen der Länder zur Bewertung, Erläuterung und Verbesserung ihrer Gesundheitsinformationssysteme und deren Datenqualität sein.
Sekundäre Nutzung von Daten
Unter sekundärer Nutzung von Gesundheitsdaten wird die Verarbeitung solcher Daten zu anderen als den ursprünglich zum Zeitpunkt ihrer Erhebung vorgesehenen Zwecken verstanden. Ein Beispiel hierfür ist es, wenn Forscher klinische Daten und Krankenversicherungsdaten neu verarbeiten, um die Kosteneffektivität einer Leistung oder eines Produktes zu ermitteln. Die sekundäre Nutzung von Gesundheitsdaten, einschließlich Daten zu verschiedenen Determinanten von Gesundheit, stellt eine wichtige Informationsquelle für politische Entscheidungsprozesse, die Führung und Verbesserung von Gesundheitssystemen und die Forschung dar. Angesichts der wachsenden Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) und Big Data in der Gesundheitsversorgung sowie der Einführung KI-gesteuerter Lösungen gibt es nun eine verstärkte Nachfrage nach primären und sekundären Gesundheitsdaten aus traditionellen Quellen wie elektronischen Gesundheitskarten und nicht-traditionellen Quellen wie sozialen Medien.
Die Tagung
WHO/Europa gewährt den Ländern fachliche Unterstützung bei der Stärkung ihrer Gesundheitsdaten und Gesundheitsinformationssysteme. Auf der Tagung werden politische Entscheidungsträger und Fachleute aus mehreren Ländern, die sich mit Daten im Bereich der öffentlichen Gesundheit und mit Gesundheitsinformationssystemen beschäftigen, bewährte Praktiken und einschlägige Erfahrungen mit der sekundären Nutzung von Gesundheitsdaten präsentieren.
Darüber hinaus wird WHO/Europa den vor Kurzem angenommenen Aktionsplan zur Förderung der digitalen Gesundheit in der Europäischen Region der WHO (2023–2030) vorstellen, in dem die strategischen Maßnahmen skizziert werden, die zur Förderung von Systemen der digitalen Gesundheit zwecks Verbesserung der Gesundheit in der Europäischen Region in großem Maßstab sowie zur Erschließung von Synergieeffekten mit Partnerorganisationen und zur Abstimmung mit globalen Anstrengungen zur Vereinheitlichung der Einführung digitaler Gesundheitslösungen benötigt werden.
Der von der Europäischen Kommission geschaffene Europäische Raum für Gesundheitsdaten (EHDS) wird ebenfalls erörtert. Als Rahmen für Steuerung, Rechtsfragen und Interoperabilität wird der EHDS eine zentrale Rolle beim Austausch von Gesundheitsinformationen sowie bei Austausch und Wiederverwendung von Daten zwischen Mitgliedstaaten der Europäischen Union einnehmen, um datengestützte Entscheidungsprozesse und Forschungsanstrengungen zu verbessern.
Herausforderungen
Der Zugang zu vorhandenen Gesundheitsdaten und ihre Wiederverwendung können die Kosten und den zeitlichen Aufwand für die Durchführung von Analysen für Forschungs- oder Planungszwecke deutlich reduzieren. Doch die Bewertung der Gesundheitsinformationssysteme der Länder der Europäischen Region durch die WHO hat Hindernisse beim Austausch und bei der Verwendung von Gesundheitsdaten und daher bei der Erstellung von Gesundheitsstatistiken infolge von Datenschutzrahmen offenbart, die nicht ausreichend für die sekundäre Nutzung von Gesundheitsdaten ausgelegt sind. Außerdem verdeutlichen die zunehmende Menge, Komplexität und Vielfalt der von verschiedenen Akteuren erhobenen und verwendeten Gesundheitsdaten die Notwendigkeit international anerkannter Grundsätze, Normen, Leitlinien und Methoden zur Bewertung, Beschreibung und Meldung der Datenqualität.
Diese Debatte über die sekundäre Nutzung von Gesundheitsdaten und über Datenqualität zielt darauf ab, die Kapazitäten der Länder für die Datenverarbeitung und für Innovationen auf diesem Gebiet zu stärken, und wird zu den Erfahrungen auf dem Weg zur besseren Vorbereitung der Gesundheitssysteme heute und in Zukunft beitragen – ein vorrangiges Handlungsfeld, das auch im Europäischen Arbeitsprogramm 2020–2025 der WHO genannt wird.