18. Dezember 2024
Am 18. Dezember begeht WHO/Europa den Internationalen Tag der Migranten, in dessen Rahmen es sich dem Aufruf der Internationalen Organisation für Migration (IOM) anschließt, Menschen bei ihrer Suche nach Sicherheit und Chancen zu unterstützen, indem man ihnen in jeder Phase der Migration den Zugang zu Gesundheitsleistungen erleichtert. Der Internationale Tag der Migranten wird jedes Jahr begangen, um für die Rechte von Migranten, insbesondere ihr Recht auf Gesundheit, einzutreten.
Migration ist etwas Normales; die Menschheit war schon immer aus verschiedenen Gründen und auf verschiedenen Routen in Bewegung.
Im Laufe der Jahrhunderte haben die Menschen Schritte unternommen, um ein besseres Leben für sich und ihre Familien zu finden, und das gilt auch heute noch. Von allen sechs Regionen der WHO beherbergt die Europäische Region – die 53 Mitgliedstaaten in ganz Europa und Zentralasien umfasst – den größten Anteil an Menschen, die außerhalb ihres Herkunftslandes leben, nämlich schätzungsweise 86,7 Mio. internationale Migranten von insgesamt 281 Mio. weltweit. In der Europäischen Region sind ein Achtel der Bevölkerung Flüchtlinge oder Migranten.
Migranten sind nicht „nur Migranten“, sondern neben anderen Berufen auch Ärzte, Pflegekräfte und andere Mitarbeiter des Gesundheitswesens.
In vielen Ländern der Europäischen Region stellen Migranten einen erheblichen Teil des Gesundheitspersonals. Eine von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Jahr 2020 durchgeführte Bewertung der Rolle von Wanderarbeitnehmern in 31 europäischen Ländern ergab, dass 23 % der Ärzte und 14 % der Pflegekräfte im Ausland geboren waren. In Städten wie London und Brüssel sind etwa die Hälfte aller Ärzte und Pflegekräfte Migranten.
Migranten haben in jeder Phase der Migration das Recht auf Gesundheit.
Migration ist seit jeher ein wichtiger und bereichernder Bestandteil von Gesellschaften, der zur Stärke und Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung beiträgt und eine auf das Wohlbefinden aller ausgerichtete Wirtschaft fördert. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, muss jedoch das Recht von Migranten auf Gesundheit gewahrt werden.
„Eine florierende Gesellschaft kann nur entstehen, wenn sowohl die Aufnahmegemeinschaften als auch Migranten Zugang zu einer guten körperlichen und geistigen Gesundheit haben. Indem wir sichere und reguläre Migrationswege unterstützen und einen kontinuierlichen Zugang zur Gesundheitsversorgung auf ihrem gesamten Weg gewährleisten, können wir Chancen für Migranten schaffen, ihre Rechte besser schützen und zu mehr Wohlstand und einer allgemeinen Gesundheitsversorgung sowohl in den Herkunfts- als auch in den Aufnahmeländern von Migranten beitragen“, erklärte Kristina Mauer-Stender, kommissarische Direktorin der Abteilung Länderunterstützung und Partnerschaften bei WHO/Europa.
Der Aktionsplan für die Europäische Region – das Recht von Migranten auf Gesundheit gewährleisten
Viele Regierungen und Partnerorganisationen auf der ganzen Welt arbeiten länderintern wie auch länderübergreifend an Strategien, Konzepten und Plänen zur Bewältigung migrationsbedingter Herausforderungen und zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden von Migranten.
Im Oktober 2023 wurde auf der 73. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa in Kasachstan der Aktionsplan für die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten in der Europäischen Region der WHO (2023–2030) angenommen.
Im Aktionsplan werden 5 strategische Prioritäten (Handlungssäulen) festgelegt:
- Gewährleistung, dass Flüchtlinge und Migranten von einer allgemeinen Gesundheitsversorgung profitieren;
- Umsetzung integrativer Handlungskonzepte und Maßnahmen zur Verringerung von Notfall- und Katastrophenrisiken;
- Entwicklung integrativer Umfelder, die die öffentliche Gesundheit, die soziale Inklusion und das Wohlbefinden fördern;
- Stärkung der Politiksteuerung im Bereich Migration und Gesundheit und einer evidenz- und datengestützten Politikgestaltung; und
- Erprobung innovativer Arbeitsmethoden und Aufbau befähigender Partnerschaften.
Die erste Fortschrittsbewertung für den Aktionsplan wird im Jahr 2025 durchgeführt.
Darüber hinaus ist WHO/Europa in Zusammenarbeit mit den WHO-Regionalbüros für Afrika und den östlichen Mittelmeerraum darum bemüht, den chancengerechten Zugang zur Gesundheitsversorgung auf allen Migrationsrouten, die sich durch alle drei Regionen ziehen, besser zu planen und zu koordinieren.
Die Arbeit der WHO
Die WHO unterstützt weltweit, auch in der Europäischen Region, die Länder bei der Neuausrichtung der Gesundheitssysteme auf die Einbeziehung von Flüchtlingen und Migranten in die primäre Gesundheitsversorgung als Grundlage für eine allgemeine Gesundheitsversorgung. Dies umfasst:
- die Bereitstellung integrativer und integrierter Gesundheitsleistungen, um auf die gesundheitlichen Bedürfnisse der Menschen im gesamten Lebensverlauf einzugehen;
- die Bekämpfung der Ursachen für schlechte gesundheitliche Resultate, einschließlich kritischer nicht-medizinischer Faktoren wie Bildung, Einkommen, Beschäftigung und Arbeitsbedingungen sowie soziale Unterstützungsnetzwerke – durch Handlungskonzepte und Maßnahmen, die über das Gesundheitswesen hinausgehen; und
- die Befähigung von Einzelpersonen, Familien und Gemeinschaften, Verantwortung für ihre eigene Gesundheit zu übernehmen.
Die WHO unterstützt die Mitgliedstaaten durch die Festlegung von Normen und Standards für die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten, die Mitentwicklung von Leitlinien und Instrumenten sowie die Förderung globaler, regionsweiter und nationaler Forschungsziele für eine evidenzgeleitete Politikgestaltung und entsprechende Interventionen.
Die Globale Forschungsagenda für Gesundheit, Migration und Vertreibung, die von der Abteilung der WHO für Gesundheit und Migration geleitet wird, legte 2023 Forschungsthemen fest, die bis 2028 behandelt werden sollen. Sie zielt darauf ab, die globale Zusammenarbeit im Bereich der Gesundheits- und Migrationsforschung zu stärken und die Umsetzung von Wissen in Politik und Praxis zu verbessern, indem es eine evidenzgeleitete Forschung vorantreibt, die sich mit den sich verändernden Herausforderungen und gesundheitlichen Bedürfnissen von Flüchtlingen und Migranten befasst.