WHO / Uka Borregaard
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„Blick in die Zukunft“: WHO-Symposium zur Modellierung und Optimierung der personellen Kapazitäten im Gesundheits- und Pflegewesen

28 – 30 April 2025
UN City, Kopenhagen

Wichtigste Ergebnisse der Veranstaltung

Das WHO-Symposium „Blick in die Zukunft“ brachte politische Entscheidungsträger, Modelleure und Planer von personellen Kapazitäten im Gesundheitswesen, Wissenschaftler und maßgebliche Akteure zusammen, um innovative Ansätze für die Modellierung, Planung und Optimierung von personellen Kapazitäten im Gesundheits- und Pflegewesen auszutauschen und zu erkunden. Die Redner betonten, wie wichtig es sei, die Modellierung und Planung von personellen Kapazitäten im Gesundheits- und Pflegewesen mit der Planung von Leistungsangeboten und mit ressortübergreifenden Erkenntnissen abzustimmen, um aktuelle und künftige Herausforderungen bei der Entwicklung des Gesundheitspersonals anzugehen.

In ihrer Grundsatzrede unterstrich Dr. Natasha Azzopardi Muscat, Direktorin für Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme der Länder bei WHO/Europa, die Dringlichkeit einer Neukonzeption der Strategien für das Gesundheitspersonal. „Lassen Sie es mich deutlich sagen: Wir haben eine Personalkrise im Gesundheitswesen, die dringende Aufmerksamkeit erfordert – eine Herausforderung, die so tiefgreifend ist, dass sie nichts weniger als eine neue ,industrielle Revolution‘ in der Gesundheitsversorgung erfordert. Doch bei dieser Revolution geht es nicht darum, Menschen durch Maschinen zu ersetzen, sondern darum, die Art und Weise, wie wir Gesundheits- und Pflegeleistungen erbringen, neu zu gestalten und uns Technologien zunutze zu machen, um die Dinge anders anzugehen.“

Sie wies auf die demografischen Veränderungen in der Europäischen Region der WHO hin und stellte fest, dass es erstmals mehr Menschen über 65 als unter 15 Jahren gibt und dass sich die Zahl der über 80-Jährigen bis 2050 verdreifachen dürfte. Dr. Azzopardi Muscat betonte, dass die Menschen zwar länger, aber nicht unbedingt gesünder lebten, was komplexe Bedürfnisse und steigende Anforderungen an die Gesundheitssysteme mit sich bringe. Sie forderte innovative Ansätze für die Personalplanung und den Personaleinsatz, um diese Herausforderungen zu bewältigen und widerstandsfähige, nachhaltige und vertrauenswürdige Pflegesysteme zu gewährleisten.

Zentrale Themen und Diskussionen

Die Teilnehmer des Symposiums betonten, dass die Gesundheitssysteme und die politischen Entscheidungsträger die Komplexität der Gesundheitsversorgung besser verstehen müssten, indem sie sich den Ansatz des Systemdenkens zu Eigen machten. Dieser Ansatz trägt dazu bei, die Ursachen von Herausforderungen zu identifizieren, statt nur fehlerhafte Prozesse zu verbessern. 

Ein Hauptaugenmerk lag auf der Stärkung des Gesundheitspersonals durch die Entwicklung von Kompetenzen des Personals in Verbindung mit der Gestaltung von Leistungsangeboten und durch den Aufbau flexibler, multidisziplinärer Teams und die Sicherstellung, dass die Leistungsangebote gemeinsam mit Patienten und Gemeinschaften gestaltet werden, um sie nachhaltiger und wirksamer zu machen.

Die Experten untersuchten auch, inwiefern die Modellierung des Personalbedarfs in Hochrisikobranchen wie der Luftfahrt wertvolle Erkenntnisse für das Gesundheitswesen liefern kann. Die wirksame Nutzung qualitativ hochwertiger Daten, die zu Informationen und Erkenntnissen bezüglich der personellen Kapazitäten im Gesundheits- und Pflegewesen beitragen, wurde als wesentlich für eine fundierte Entscheidungsfindung und Politikgestaltung hervorgehoben, wobei Zahlen, Kompetenzanforderungen und gelebte Erfahrungen kombiniert werden, um bessere Handlungskonzepte zu gestalten. 
 
Um die Dynamik aufrechtzuerhalten, gab WHO/Europa die Einrichtung einer regionsweiten praxisorientierten Gemeinschaft bekannt, die das fortlaufende Lernen und die fortlaufende Zusammenarbeit bei der Personalplanung unterstützen soll.

Als wichtige Folgemaßnahme des Symposiums wird WHO/Europa einen Tagungsbericht veröffentlichen, der die Erkenntnisse zu zentralen Themen wie Komplexität und Systemmodellierung, Integration von Datenquellen, Politiksteuerung, künstliche Intelligenz und Personaloptimierung zusammenfasst. 

Veranstaltungshinweis

Vom 28. bis 30. April wird WHO/Europa eine vielfältige Gruppe von Experten zu einem dreitägigen Symposium in der UN City in Kopenhagen zusammenführen, das sich mit der Förderung innovativer Verfahren zur Modellierung und Optimierung der personellen Kapazitäten im Gesundheitswesen befassen wird.

Die Veranstaltung soll Vordenker, Experten, Sachverständige und Praktiker aus verschiedenen Bereichen an einen Tisch bringen und eine Plattform bieten, um die Komplexität der Personalplanung in einem sich rasch entwickelnden Umfeld zu untersuchen. 

Angesichts des akuten Personalmangels in den Gesundheitssystemen, der sich verändernden Nachfrage nach Leistungen sowie der Notwendigkeit einer flexibleren, resilienteren Gesundheitsversorgung war die Optimierung der Personalplanung mittels datengesteuerter Strategien noch nie so wichtig wie heute.

Die Veranstaltung wird in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit der Regierung Irlands, der Socialstyrelsen (dem Staatlichen Amt für Gesundheit und Soziales in Schweden) und der Universität Durham organisiert.

Warum ein Symposium über die Modellierung des Personalbedarfs im Gesundheits- und Pflegewesen? 

Die Gesundheitssysteme in der Europäischen Region der WHO und weltweit stehen weiterhin vor großen Herausforderungen bei der Gewinnung und Bindung belastbarer Arbeitskräfte, die die wachsende Nachfrage nach Gesundheits- und Pflegeleistungen decken können. 

Trotz der Investitionen in den Ausbau der personellen Kapazitäten haben viele Länder der Europäischen Region mit einer Reihe von sich wandelnden und miteinander verknüpften Trends zu kämpfen, darunter die Alterung der Bevölkerung und der Belegschaften, psychische Gesundheitsprobleme und Burnout bei den Beschäftigten sowie Schwierigkeiten bei der Gewinnung von Nachwuchs für die Gesundheitsberufe. Untersuchungen der WHO belegen, dass selbst in Ländern mit hohem Einkommen die Besorgnis über die Unausgewogenheit und ungleiche Verteilung des Gesundheitspersonals sowie den suboptimalen Qualifikationsmix wächst. Diese Herausforderungen müssen dringend bewältigt werden.

Innovative und wirksame Ansätze für die Modellierung des Personalbedarfs im Gesundheitswesen werden entscheidend dazu beitragen, den aktuellen und künftigen Bedarf zu verstehen und die Kapazitäten und die Optimierung des Personals zu gewährleisten, um den sich verändernden Anforderungen der Patienten gerecht zu werden. 

Auf diesem Symposium wird Sachverstand aus aller Welt zusammengeführt, um diese Fragen zu untersuchen und praktische Ansätze zur Unterstützung von Verbesserungen in den Mitgliedstaaten zu entwickeln.

Das Symposium 

Das Symposium beinhaltet eine Mischung aus Plenardiskussionen, Workshops und Gruppensitzungen, die es den Teilnehmern einen sinnvollen Dialog über wichtige Themen ermöglichen sollen, u. a.:
  • Modellierung in unsicheren und komplexen Systemen;
  • die Rolle von Daten und Modellen bei der Förderung systemweiter Veränderungen;
  • Optimierung des Personalbestands, Aufgabenverlagerung und fortgeschrittene Praxis;
  • Integration neuer Technologien, einschließlich Künstlicher Intelligenz, in die Personalplanung.
Durch die Verknüpfung von datengestützten Erkenntnissen und Informationen mit praktischen Ansätzen zur Personalplanung wird die Veranstaltung ein Forum für den Austausch von anpassungsfähigen Lösungen sein, die unter verschiedenen nationalen und regionalen Rahmenbedingungen angewandt werden können. Das Symposium wird auch Impulse für die Zusammenarbeit geben und den Aufbau von Netzwerken und Partnerschaften fördern, die über die Veranstaltung selbst hinausgehen.

Zu den Zielen des Symposiums gehört es, zu untersuchen, wie die Modellierung des Personalbedarfs in sicherheitskritischen Branchen angewandt wird und welche Lehren daraus für das Gesundheitswesen gezogen werden können, und wie die Länder insgesamt die Effizienz, Effektivität und Qualität der Versorgung verbessern können.

Im Anschluss an die Veranstaltung will WHO/Europa eine Zusammenfassung der Erkenntnisse und Fallstudien sowie ein für politische Entscheidungsträger bestimmtes Kurzdossier über die Modellierung des Personalbedarfs im Gesundheitswesen veröffentlichen und eine praxisorientierte Gemeinschaft für einen anhaltenden Wissensaustausch schaffen. 

Hintergrund

Auf einer Tagung der Europäischen Region im März 2023 in Bukarest haben die Mitgliedstaaten den Flaggschiffbericht von WHO/Europa mit dem Titel „Health and care workforce in Europe: time to act“ [dt. Gesundheits- und Pflegepersonal in Europa – Zeit zu handeln] zur Kenntnis genommen und ein stärkeres Engagement für personelle Verbesserungen im Gesundheits- und Pflegewesen gefordert. Dies führte zur Annahme der Erklärung von Bukarest über das Gesundheits- und Pflegepersonal und des Handlungsrahmens für das Gesundheits- und Pflegepersonal in der Europäischen Region der WHO (2023–2030), der auf der 73. Tagung des Regionalkomitees für Europa die Zustimmung aller 53 Mitgliedstaaten erhielt.

Der Rahmen umfasst fünf miteinander verknüpfte Säulen: Anwerbung und Bindung, Ausweitung des Arbeitskräfteangebots, Leistungsoptimierung, Planung und Investition. 

Der Rahmen betont auch die Neuorganisation des Gesundheits- und Sozialwesens auf integrierte, menschenzentrierte Weise über den gesamten Lebensverlauf. Zu den wichtigsten Ansätzen für die Optimierung des Personalbestands gehören die Neudefinition von Rollen, die Verbesserung der Interaktion mit den Patienten, die gezielte Nutzung digitaler Technologien und die Neugestaltung von Dienstleistungen im Sinne von mehr Effizienz.