Durch Arthropoden übertragene Viren, sog. Arboviren, stellen ein zunehmendes Risiko für die öffentliche Gesundheit in der Europäischen Region der WHO dar. Neben anderen Einflussfaktoren hat vor allem der Anstieg der Umgebungstemperaturen günstige Bedingungen für einheimische Vektoren geschaffen und auch die Ansiedlung invasiver Vektorenarten begünstigt, die in der Lage sind, Viren zu übertragen, die in der Europäischen Region bisher unbekannt waren.
Besonders besorgniserregend sind von Stechmücken übertragene Viren wie das Dengue-Virus und das West-Nil-Virus.
Dengue-Fieber
Im Dezember 2023 rief die WHO eine globale Notlage der Stufe 3 für Dengue-Fieber aus, da die Zahl der gemeldeten Dengue-Fälle in den letzten Jahrzehnten weltweit um das 30-fache gestiegen ist. Das Dengue-Virus ist ein Flavivirus, das von bestimmten Arten von Aedes-Mücken übertragen wird.
In den letzten zehn Jahren hat die Ansiedlung von invasiven Aedes-Mückenarten in der Europäischen Region zugenommen. So konnte Aedes albopictus (Asiatische Tigermücke) 2017 in 17 Ländern der Europäischen Region nachgewiesen werden. Mit Stand Juni 2025 soll diese Aedes-Art in 30 Ländern der Europäischen Region angesiedelt sein. Aedes aegypti (Gelbfiebermücke) war 2017 gesichert in vier Ländern der Europäischen Region angesiedelt, 2025 bereits in fünf Ländern.
Obwohl das Dengue-Fieber in der Europäischen Region nicht endemisch ist, wurden in der Vergangenheit aus Kroatien, Frankreich, Italien, Madeira (Portugal) und Spanien lokal übertragene Fälle gemeldet. 2023 meldete die Europäische Region insgesamt 130 lokal übertragene Fälle. 2024 erhöhte sich diese Zahl auf 304, die höchste Zahl, die je seit Beginn der Überwachung verzeichnet wurde.
WHO/Europa hat auf der Grundlage des Vorhandenseins kompetenter Vektoren, der klimatischen Eignung, historischer und aktueller autochthoner Fälle sowie anderer Faktoren Länder ermittelt, die ein Potenzial für die autochthone Übertragung von Dengue-Fieber haben. Als Reaktion darauf wurde in der Europäischen Region 2025 die zweite Saison der saisonalen Überwachung auf autochthone Fälle von Dengue-Fieber (und gleichzeitig Chikungunya-Virus und Zika-Virus) eingeleitet.
West-Nil-Virus
Das West-Nil-Virus (WNV), ebenfalls ein Flavivirus, ist eine durch Stechmücken übertragene Zoonose. Das WNV wird hauptsächlich durch bestimmte Arten von Culex-Stechmücken übertragen, die in vielen Ländern der Europäischen Region als heimisch gelten. Das WNV ist in vielen Ländern der Europäischen Region endemisch.
In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Europäische Region einen Anstieg der Häufigkeit von WNV-Ausbrüchen, eine Ausdehnung des betroffenen geografischen Gebiets und eine Verlängerung der Übertragungszeit erlebt. Aufgrund der günstigen Bedingungen für die Vektor- und Virusaktivität ist im kommenden Sommer mit einer weiteren Ausbreitung der Krankheit zu rechnen.
Sinn und Zweck des Webinars
Am 17. Juli 2025 werden Vertreter der Mitgliedstaaten und verschiedene externe Akteure in diesem Webinar aktuelle Entwicklungen bei Dengue- und West-Nil-Viren in der Europäischen Region, die Herausforderungen bei der Überwachung und Bekämpfung aus Sicht der Mitgliedstaaten, die jüngsten Maßnahmen von WHO/Europa zur Verbesserung des Verständnisses der Situation durch Überwachung sowie die jetzt erforderlichen Maßnahmen erörtern.
Im Mittelpunkt wird dabei die Vorstellung der Überwachungsmaßnahmen von WHO/Europa für Arboviren in der Europäischen Region stehen. Das Webinar findet in englischer Sprache statt; eine Simultanverdolmetschung ins Russische wird angeboten.