Nicoletta Di Tanno
© Credits

Internationaler Tag der sauberen Luft für einen blauen Himmel: jeder Atemzug zählt

7 September 2025
Die Bekämpfung der Luftverschmutzung trägt entscheidend zum Schutz der öffentlichen Gesundheit und zur Abschwächung der negativen Auswirkungen des Klimawandels bei. Der Internationale Tag der sauberen Luft für blauen Himmel, der am 7. September begangen wird, steht im Zeichen der Suche nach Lösungen, denn jeder Atemzug zählt. WHO/Europa setzt sich weiterhin energisch für saubere Luft und den Schutz der Gesundheit in der Europäischen Region der WHO ein.

Ein ungleiches Bild

Die Europäische Region ist eine der aktivsten Regionen der WHO bei der Bekämpfung der Luftverschmutzung und des Klimawandels, und dort, wo entsprechende Konzepte und Maßnahmen umgesetzt wurden, hat sich die Luftqualität verbessert. So sind beispielsweise die Feinstaubwerte (PM2,5 ) in Europa und Zentralasien in den letzten zehn Jahren allgemein zurückgegangen; dagegen wurden in anderen Bereichen nicht die gleichen Verbesserungen erzielt. Auch die Emissionen der wichtigsten Luftschadstoffe sind mit Ausnahme von Teilen Zentralasiens in den meisten Ländern der Europäischen Region zurückgegangen, doch gab es einen regionsweiten Anstieg der Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft. Insgesamt wurden die Verbesserungen teilweise durch erhebliche Unterschiede sowohl bei der Belastung der Luft als auch bei den ergriffenen Gegenmaßnahmen zunichte gemacht. 

Infolgedessen ist die Europäische Region nach wie vor mit einer erheblichen Gesundheitsbelastung von jährlich über 700 000 zurechenbaren Todesfällen konfrontiert, die hauptsächlich auf die Verschmutzung der Umgebungsluft zurückzuführen sind (etwa 570 000 Todesfälle pro Jahr). Die Luftverschmutzung in Haushalten ist für weitere 154 000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich. Die überwiegende Mehrheit dieser Todesfälle ist auf nichtübertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen sowie Lungenkrebs zurückzuführen. Diese Belastung ist zwischen wie auch innerhalb von Ländern und Städten ungleich verteilt.

Die Abhängigkeit der Europäischen Region von fossilen Brennstoffen führt zu beträchtlichen Emissionen von Luftschadstoffen und Treibhausgasen, die wesentlich zum Klimawandel beitragen. Darüber hinaus ist die Europäische Region bereits jetzt in vielerlei Hinsicht vom Klimawandel betroffen. Mit einem Temperaturanstieg, der in den letzten drei Jahrzehnten mehr als doppelt so hoch ausfiel wie im globalen Durchschnitt, hält die Europäische Region den traurigen Rekord für den höchsten Temperaturanstieg aller WHO-Regionen. Der Klimawandel wiederum kann sowohl eine Erhöhung der Luftverschmutzung bewirken als auch ihre negativen Auswirkungen verstärken und damit eine Negativspirale in Gang setzen, die nur durch die Bekämpfung ihrer Grundursachen gestoppt werden kann.

Fieberhafte Suche nach Lösungen

Sofortige Maßnahmen zur Abkehr von fossilen Brennstoffen sind für die Gesundheit und das Wohlbefinden heutiger und künftiger Generationen von entscheidender Bedeutung. Ein schnellerer und chancengerechterer Übergang zu sauberen und nachhaltigen Energiequellen würde zu wirtschaftlichen Einsparungen, zur Rettung Zehntausender von Menschenleben, zu mehr Gesundheit und zu einem stabileren Klima führen – dank einer deutlichen Verringerung der Luftverschmutzung und einer Abschwächung des Klimawandels. 

Aufgrund dieser Ziele haben sich die Länder der Europäischen Region auf der Siebten Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit (2023) verpflichtet, ihre Politik in Richtung strengerer Luftqualitätsnormen und einer verbesserten Kontrolle der Luftverschmutzungsquellen zu überarbeiten, den Übergang und den chancengleichen Zugang zu erneuerbaren Energien zu unterstützen und zum Schutz der Gesundheit die Luftqualität in Innenräumen zu verbessern. Ein freiwilliges Ziel zur Halbierung der gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung bis 2040 wurde in den Aktualisierten Fahrplan für erweiterte Maßnahmen der Weltgemeinschaft gegen die schädlichen gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung aufgenommen, der von der Weltgesundheitsversammlung 2025 verabschiedet wurde.

WHO/Europa arbeitet zusammen mit den Ländern auf eine Verwirklichung dieser Ziele hin und unterstützt sie bei der Bewertung der Gesundheitsrisiken der Luftverschmutzung, bei der Entwicklung maßgeschneiderter Maßnahmen im Einklang mit den Luftgüteleitlinien der WHO sowie im Hinblick auf die Eindämmung des Klimawandels. 

Konkrete Maßnahmen und erwartete Ergebnisse

Es wird erwartet, dass die Umsetzung neuer Rechtsvorschriften und überarbeiteter internationaler Vereinbarungen in den kommenden Jahren die Luftverschmutzung in der gesamten Europäischen Region verringern wird, was positive Auswirkungen auf Gesundheit, Umwelt und Klima haben dürfte.

Die im Dezember 2024 in Kraft getretene überarbeitete Luftqualitätsrichtlinie der Europäischen Union (EU) basiert auf den Luftgüteleitlinien der WHO von 2021. Da die Richtlinie für etwa die Hälfte der Länder der Europäischen Region verbindlich ist, beinhaltet sie ein Potenzial zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden Luftverschmutzung und könnte sich so auch über die Grenzen der EU hinaus auf die Gesetzgebung auswirken. Es wird erwartet, dass ihre Umsetzung die Luftverschmutzung in der Europäischen Region in den kommenden Jahren erheblich reduzieren, eine gesündere Umwelt schaffen und zur Eindämmung des Klimawandels beitragen wird. Die EU-Staaten müssen die Richtlinie bis Dezember 2026 in nationales Recht umsetzen und bis 2030 die neuen Standards einhalten.

Weitere Verbesserungen der Luftqualität in der gesamten Europäischen Region werden nach der für 2026 vorgesehenen Überarbeitung des Protokolls zu dem Übereinkommen über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung betreffend die Verringerung von Versauerung, Eutrophierung und bodennahem Ozon (Göteborg-Protokoll) erwartet, in dem ehrgeizigere Verpflichtungen zur Emissionsreduzierung für mehrere Luftschadstoffe festgelegt werden sollen. Die Gemeinsame Sonderarbeitsgruppe zu den Gesundheitsaspekten der Luftverschmutzung, die im Rahmen des Übereinkommens unter der Leitung des Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit der WHO steht, wirkt an dieser Überarbeitung mit. Die Luftreinhaltekonvention ist das einzige regionsweit geltende Abkommen zur Bekämpfung der Luftverschmutzung, bei dem die Gesundheit konkret in den wissenschaftlich-politischen Rahmen integriert ist und eine eigene Sonderarbeitsgruppe eingesetzt wurde. 

Eine neue globale Reihe der WHO mit wissenschaftlichen und konzeptionellen Zusammenfassungen, zu der auch Beiträge von WHO/Europa gehören, gibt einen Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse über Luftverschmutzung, Energie und Gesundheit und bietet praktische, bereichsspezifische Lösungen als Orientierungshilfe für Handlungskonzepte. Außerdem werden inhaltliche Zusammenhänge zum Themenkomplex Klimawandel sowie regionsweite Perspektiven hervorgehoben und koordinierte Bemühungen zur Verbesserung der Luftqualität und der öffentlichen Gesundheit unterstützt.

Die historische Dynamik aufgrund des Drucks, auf mehrere Krisen zu reagieren, können zusammen mit Fortschritten in Wissenschaft und Technologie dazu beitragen, zusätzliche Maßnahmen auszulösen. Die WHO setzt ihre Bemühungen um den Schutz der Gesundheit vor Luftverschmutzung fort, indem sie wissenschaftliche Erkenntnisse zusammenfasst, sie in politische Empfehlungen übersetzt, praktische Instrumente entwickelt und die Länder bei der Umsetzung von Luftreinhaltungsmaßnahmen unterstützt.