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Burul is getting treatment with rcently procured laser equipment.
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Eine Reise von der Dunkelheit ins Helle: Buruls Geschichte aus Kirgisistan

6 May 2024

Burul Arzymatova, eine engagierte Lehrerin aus Kirgisistan, hat sich schon immer leidenschaftlich für die Bildung der jungen Menschen in ihrem Umfeld eingesetzt. Im Alter von 64 Jahren musste sie feststellen, dass ihre altersbedingt eingeschränkte Sehkraft durch die diabetische Retinopathie, mit der sie seit 20 Jahren kämpfte, noch weiter beeinträchtigt wurde.

Die diabetische Retinopathie ist ein unerbittlicher Gegner, der zu Sehkraftverlust und oft bis zur Erblindung führt. Für Burul bedeutete dies einen ständigen Kampf mit ihrer schwindenden Sehkraft, was nicht nur ihr Privatleben, sondern auch ihre Fähigkeit, effektiv zu unterrichten, beeinträchtigte.

Doch sie schöpfte wieder Hoffnung, als sie vom Gesundheitsministerium als eine der ersten Patientinnen im Rahmen eines Projekts der WHO und der World Diabetes Foundation (WDF) in Kirgisistan für eine kostenlose Behandlung ausgewählt wurde. Diese Initiative zielt darauf ab, die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten zu verbessern, wobei der Schwerpunkt in Kirgisistan auf der Diabetesversorgung und der Vorbeugung gegen Komplikationen dieser Krankheit liegt.

In den letzten 18 Monaten wurden im Rahmen des Projekts konzertierte Anstrengungen unternommen, um Vorsorgeuntersuchungen und die Behandlung der diabetischen Retinopathie in Kirgisistan zu verbessern. So wurde ein neues Modell entworfen, und es wurden Geräte beschafft und Schulungen eingeleitet, die in dieser Woche in einem Besuch internationaler Experten gipfelten, die Kurse, Qualitätsbewertungen und praktische Workshops mit Schwerpunkt auf Laserbehandlung, Klassifizierung und Vorsorgeuntersuchungen durchführten. Während des gesamten Prozesses spielte die Chui Diabetes Society eine Schlüsselrolle bei der Einbindung von Menschen mit Diabetes.

Buruls Behandlung, die dadurch ermöglicht wurde, dass das Gesundheitsministerium im Rahmen des Projekts von WHO und WDF die landesweit erste Laserausrüstung zur Behandlung der diabetischen Retinopathie anschaffte, wurde zu einem Wendepunkt in ihrem Leben. Er gab ihr neue Hoffnung auf eine Verbesserung ihrer Sehkraft und eine bessere Zukunft. Um auch andere Menschen am Nutzen dieser Neuerungen teilhaben zu lassen, boten WHO und WDF auch Schulungen für Pflegekräfte und Augenärzte an.

Erfolge und Anerkennung des Projekts von WHO und WDF

Seit seinem Beginn vor etwas mehr als zwei Jahren hat das Projekt eine tiefgreifende Wirkung erzielt. So erhielten mehr als 200 Beschäftigte des Gesundheitswesens, darunter 119 Pflegekräfte, eine Spezialausbildung und erwarben die Fähigkeiten und Kenntnisse, die sie für eine bessere Versorgung benötigen. Um die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten im ganzen Land zu verbessern, wurden wichtige Geräte – u. a. zwei Arten von Funduskameras sowie Ophthalmoskope und Blutzuckermessgeräte – beschafft.

Doch der Einfluss des Projekts ging über die medizinischen Interventionen hinaus. So fanden regelmäßig hochrangige Politikdialoge und Tagungen statt, die die Zusammenarbeit und das Engagement für die Verbesserung der öffentlichen Gesundheit förderten. An diesen Veranstaltungen nahmen eine Vielzahl unterschiedlicher Akteure teil – von Regierungsbeamten und Beschäftigten des Gesundheitswesens bis hin zu Experten der WHO und Patientinnen wie Burul. Gemeinsam führten sie einen Meinungsaustausch durch, ermittelten Handlungsoptionen und legten die nächsten Schritte zur Verbesserung der Versorgung von Patienten mit diabetischer Retinopathie in Kirgisistan fest. 

Die durch das Projekt bewirkte Umstellung der Diabetesversorgung auf einen stärker personenzentrierten Ansatz wurde auf einer internationalen Konferenz der WHO vorgestellt. Die Schwerpunktlegung des Projekts wurde auch auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes ausgedehnt und steht im Einklang mit der Länder-Kooperationsstrategie 2024–2030 und den globalen Zielen für die Diabetesbekämpfung. Die Wirkung dieser Bemühungen blieb nicht unbemerkt. Die WHO und die WDF erhielten Dankesschreiben des Bevollmächtigten Vertreters des Präsidenten in der Region Chui, in denen der bedeutende Beitrag des Projekts zum Schutz der öffentlichen Gesundheit und zur Verbesserung der Qualität der medizinischen Versorgung gewürdigt wurde.

Für Burul war dieses Projekt mehr als nur eine medizinische Behandlung: es war ein Leuchtfeuer der Hoffnung, der Widerstandsfähigkeit und der Unterstützung durch die Gesellschaft. Dank des verbesserten Zugangs zur Gesundheitsversorgung und zu fortschrittlichen Behandlungen kann sie nun auch künftige Generationen inspirieren und aufklären, ohne sich von den Einschränkungen, die ihre Krankheit mit sich bringt, abschrecken zu lassen.

In Kirgisistan ist diabetische Retinopathie in der erwerbsfähigen Bevölkerung die häufigste Ursache von Erblindungen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums leiden landesweit etwa 75 000 Menschen an Diabetes, und die Inzidenz hat sich erhöht: die Zahl der Diabetespatienten in der kirgisischen Bevölkerung hat sich binnen zehn Jahren verdoppelt.

Trotz der zunehmenden Inzidenz von Diabetes und diabetischer Retinopathie in Kirgisistan unterstreicht Buruls erfreuliche Geschichte die Bedeutung kollektiven Handelns für die Schaffung einer besseren und gewisseren Zukunft für alle.