Armine lebt in dem ruhigen Dorf Dsegh in Armenien, eingebettet in die grünen Berge von Lori; als Krankenschwester ist sie eine Vertraute und eine Freundin für alle. Seit mehr als 35 Jahren ist sie eine feste Größe, an die sich die Menschen in ihrer Gemeinde wenden, ob krank oder gesund.
Armine ist in Dsegh geboren und aufgewachsen und hat den Ort, der sie geprägt hat, nie verlassen. Jeden Morgen, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Berge berühren, beginnt sie ihren Tag mit demselben Ziel, das sie schon seit Jahrzehnten verfolgt: die Gesundheit ihrer Gemeinde zu schützen und zu fördern. „Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit geht nichts“, sagt sie mit einem sanften Lächeln und erinnert sich daran, wie sie als kleines Mädchen davon träumte, einen weißen Kittel zu tragen und die Hand eines Patienten zu halten.
Ihre Tage sind gefüllt mit geplanten Besuchen, Hausbesuchen und freundlichen Gesprächen. Manchmal geht es beim ersten Anruf des Tages gar nicht um Medizin. Es ist eine Nachbarin, die ein Gespräch braucht, über eine Sorge spricht oder sich über etwas freut. Armine hört zu, immer. Für sie ist der Beruf der Krankenschwester mehr als nur ein Job; vielmehr geht es darum, eine Brücke des Vertrauens zwischen den Menschen und dem Gesundheitssystem zu schlagen.
Eine erste Verteidigungslinie
Natürlich gibt es auch schmerzhafte Erinnerungen, Momente, in denen trotz aller Bemühungen ein Leben nicht gerettet werden konnte. Aber es gibt auch Triumphe, etwa wenn ein Patient aus der Bewusstlosigkeit erwacht ist oder ein Neugeborenes nach einem angespannten Kampf seinen ersten Atemzug getan hat. Solche Momente, sagt sie, sind das Herzstück ihrer Arbeit.
Armine betreut sieben Dörfer, in denen etwa 770 Menschen aus drei Generationen leben. Sie kennt sie alle beim Namen, kennt ihre Geschichten und ihr Leben. Bei jedem Hausbesuch geht es nicht nur um die medizinische Versorgung, sondern auch um Mitgefühl und Empathie. „Die Liebe für meine Patienten und mein Optimismus geben mir Kraft“, sagt sie.
Wenn sie sich müde fühlt, zieht sie sich in ihren Blumengarten zurück; dort kommt sie zur Ruhe, bevor sie sich wieder um andere kümmert. Armine glaubt fest an die Macht der primären Gesundheitsversorgung – die erste Verteidigungslinie für jede Gemeinschaft. Ihrer Meinung nach machen rechtzeitige Impfungen, vorbeugende Maßnahmen und umgehende Hilfe oft den Unterschied zwischen Leben und Tod aus. Dank Armines Einsatz in ihrem Beruf bleibt ihre Gemeinschaft gesund, hoffnungsvoll und stark.
Eine qualitativ hochwertige und bezahlbare Versorgung für alle
Armine und Krankenschwestern wie sie sind das entscheidende erste Bindeglied zwischen den Menschen und den Gesundheitssystemen und damit das Rückgrat einer allgemeinen Gesundheitsversorgung, indem sie den Zugang zur Gesundheitsversorgung sicherstellen, die Prävention fördern, Ungleichheiten abbauen, die Gemeinden stärken und die primäre Gesundheitsversorgung ausbauen.
Um diese erste Verbindung zu stärken, arbeiten das armenische Gesundheitsministerium und die WHO gemeinsam mit der Europäischen Union (EU) daran, eine solidere Grundlage für die primäre Gesundheitsversorgung zu schaffen – den Grundstein für eine allgemeine Gesundheitsversorgung und ein gesünderes Armenien.
Diese Kooperation findet im Rahmen des von der EU finanzierten Projekts „Widerstandsfähigkeit des Gesundheitswesens in den Ländern der Östlichen Partnerschaft“ statt, einer mehrjährigen Vereinbarung mit der Generaldirektion Erweiterung und östliche Nachbarschaft der Europäischen Kommission zugunsten der fünf Länder der Partnerschaft, zu denen auch Armenien gehört.
Das Programm schafft die Grundlagen für eine qualitativ hochwertige und bezahlbare Gesundheitsversorgung für alle Menschen in Armenien, und zwar durch Überprüfung der Vorschriften und der Zulassung von Arbeitskräften im Gesundheitswesen, Schulung politischer Entscheidungsträger, Analysen zum Arbeitsmarkt im Gesundheitswesen, Durchführung von Personalprognosen und -planungen sowie die Überprüfung von Konzepten für die Migration und die Bindung von Arbeitskräften.