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Von der Ukraine nach Tschechien: Dianas Neuanfang als Ärztin

3 December 2025
„Ich wurde in Zhytomyr geboren und habe in Vinnytsia Medizin studiert“, erzählt Diana. „Es war ein friedliches Studentenleben – lange Tage des Lernens und viele schlaflose Nächte. Nach dem vierten Jahr mussten wir unser Studium online zu Ende bringen – erst wegen der Pandemie, dann wegen des Krieges.“

Mit dem Einmarsch in die Ukraine änderte sich Dianas Leben als Medizinstudentin über Nacht. Zwei Wochen nach ihrem Abschluss war sie gezwungen, das Land zu verlassen, und zog nach Tschechien.

Als frisch zugelassene Ärztin war sie motiviert, ihr Wissen anzuwenden und den Menschen in Tschechien zu helfen, ihre Gesundheit zu verbessern, was jedoch nicht einfach war. Um in einem neuen Land als Ärztin arbeiten zu können, musste sie eine zusätzliche Berufsausbildung absolvieren und das Zulassungsverfahren durchlaufen. Als sie per E-Mail von einem neuen Workshop erfuhr, der vom Institut für medizinische Postgraduiertenausbildung (IPVZ) mit Unterstützung von WHO/Europa organisiert wurde, meldete sie sich sofort an.

„Ich habe mich wirklich darauf gefreut“, sagt Diana. „Es war eine gute Gelegenheit, einige der Professoren und Ärzte zu treffen, die diese Prüfungen abnehmen, und zu verstehen, worauf sie Wert legen. Durch die Ausbildung wurde mir klar, dass wir als Ärzte aus der Ukraine weiterhin arbeiten und den Menschen helfen können, und dass es Menschen gibt, die uns brauchen.“

„Da braucht jemand deine Hilfe“

Der von WHO/Europa, der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und dem IPVZ durchgeführte Workshop wird im Rahmen des von der Europäischen Union (EU) finanzierten Projekts EU4Health kostenlos angeboten. Er soll Ärzten und medizinischen Fachkräften aus der Ukraine bei der Vorbereitung auf die Zulassungsprüfungen helfen, die sie für die Arbeit im tschechischen Gesundheitssystem benötigen.

Diana nahm an den Prüfungen teil und bestand sie, sodass sie ihre ärztliche Zulassung erhielt. Sie begann ihre Arbeit am Krankenhaus von Znojmo im Süden Tschechiens auf der Station für Gynäkologie und Geburtshilfe. 

„Am Anfang war alles neu – das System, die Sprache, sogar die medizinische Terminologie. Aber die Menschen haben mir geholfen zu verstehen, wie die Dinge funktionieren. Das hat den entscheidenden Unterschied ausgemacht“, sagt Diana.

Das Krankenhaus verfügt auch über ein Zentrum für die Behandlung von Endometriose, eine Entbindungsstation und eine Wöchnerinnenstation, die sowohl tschechische als auch ukrainische Patientinnen aufnimmt. „Hier habe ich meine wahre Leidenschaft entdeckt“, fügt sie hinzu. „Vorher dachte ich daran, wie mein Vater in die Chirurgie zu gehen, aber dann wurde mir klar, dass ich mit Frauen und Familien arbeiten wollte, um in solch bedeutsamen Momenten für sie da zu sein.“

„Ich finde, dass die Kommunikation mit den Patientinnen sehr gut funktioniert. Ich spreche fließend Tschechisch, sie verstehen mich und ich verstehe sie auch. Ich versuche, meiner Arbeit eine menschliche Note zu geben, indem ich alles mit Liebe und Mitgefühl angehe. Um drei Uhr geweckt zu werden, ist manchmal unangenehm, aber dann erinnerst du dich daran, dass da jemand wirklich deine Hilfe braucht. Dieser Gedanke gibt dir die Kraft, aufzustehen und der Patientin zu helfen.“

Berufliche und persönliche Entwicklung

Diana ist eine von fast 200 vertriebenen Gesundheitsfachkräften aus der Ukraine, die ihre Fähigkeiten in den nationalen Gesundheitssystemen der an dem Projekt beteiligten Aufnahmeländer weiter ausüben. Im November 2025 nahm sie gemeinsam mit der WHO und der IOM an der Konferenz der European Public Health Association (EUPHA) in Helsinki teil und erzählte dort persönlich ihre Geschichte.

Durch dieses gemeinsame Projekt erhalten Ärzte, Pflegekräfte und andere Fachkräfte des Gesundheitswesens – Menschen, die über das Wissen und die Fähigkeiten verfügen, um jeden Tag Leben zu schützen und zu retten – Unterstützung bei der Vorbereitung auf Prüfungen zur Anerkennung von Qualifikationen, bei der Vermittlung von Informationen über ihre Rechte und Ansprüche und beim Zugang zu Schulungen, die sie benötigen, um ihren Beruf in ihrem Aufnahmeland offiziell ausüben zu können. 

Indem sie ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Arbeit wieder aufzunehmen, trägt die WHO zur Stärkung der Gesundheitssysteme bei und sorgt dafür, dass ihr Fachwissen weiterhin Leben retten kann. Das Projekt ermöglicht es ihnen, sich sowohl beruflich als auch menschlich weiterzuentwickeln, sodass sie eines Tages ihre Fähigkeiten und Erfahrungen zur Unterstützung der Ukraine und ihrer Bevölkerung einsetzen können.

Das Projekt „Verbesserung des Zugangs zur Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen und Vertriebenen aus der Ukraine, die in den EU-Mitgliedstaaten vorübergehenden Schutz genießen“ wird von der EU im Rahmen des Arbeitsprogramms von EU4Health 2023 finanziert. Es läuft von 2023 bis 2025 in zehn Ländern der Europäischen Region: Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Republik Moldau, Rumänien, Slowakei, Tschechien und Ungarn.