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Georgiens neues Modell für assistive Technologien stellt lebensverändernde Geräte bereit

15 December 2025
„Früher musste ich nach Tiflis fahren, um meine Geräte reparieren zu lassen“, erzählt Guladi, ein 46-jähriger Beinamputierter und Fußballer aus Zugdidi. „Meine Prothesen und Krücken sind wichtig für mich, damit mich die Gesellschaft wahrnimmt. Das ist eine Möglichkeit für uns, ein Zeichen zu setzen und aktiv zu sein.“

Bis vor kurzem hatten Tausende von Georgiern keinen Zugang zu wesentlichen Hilfsmitteln wie Rollstühlen, Hörgeräten und Gehhilfen. Jetzt integriert das Land assistive Technologien direkt in das Gesundheitssystem, was den Menschen mit Behinderungen und funktionellen Einschränkungen im ganzen Land, insbesondere in ländlichen Gebieten, den Zugang wesentlich erleichtert.

Dieses von der WHO und ATscale, der Globalen Partnerschaft für assistive Technologien, unterstützte Modell ist ein wichtiger Schritt zum Aufbau eines vollständigen Ökosystems für assistive Technologien, der die Verfügbarkeit von Produkten, die Bereitschaft der Beschäftigten und die Leistungserbringung sowie damit verbundene Konzepte gewährleistet.

Ausweitung des nationalen Programms

Die Daten der WHO für 2021 verdeutlichen, dass in Georgien ein enormer ungedeckter Bedarf besteht: 33 300 Rollstühle, 62 900 Hörgeräte und 25 900 Mobilitätsprodukte. Doch diese Lücke beginnt sich zu schließen, da die Bereitstellung von AT mittlerweile im nationalen Gesundheitssystem verankert ist und nicht mehr über getrennte, verstreute Kanäle erfolgt.

Der Wandel begann 2021, als Georgien eine nationale Liste vorrangiger Hilfsmittel einführte, die sich an der globalen Liste vorrangiger Hilfsmittel der WHO orientiert. Dadurch wurde die Beschaffung von sporadischen Einkäufen auf eine national ausgerichtete Strategie umgestellt.

Mit Unterstützung der WHO und der ATscale konnte Georgien seine staatlich finanzierte Kostenerstattung von 13 Produkten im Jahr 2022 auf 24 im Jahr 2024 erweitern, darunter Mobilitätshilfen, Prothesen und Orthesen, Hör- und Sehhilfen sowie Selbsthilfeprodukte. Die Behörden erwägen auch die Einführung von hochmodernen Technologien wie sprechenden Uhren und DAISY-Lesern.

Die Pilotprojekte in Samegrelo und Adjara zeigen bereits Wirkung. Kommunale Einrichtungen der primären Gesundheitsversorgung dienen nun als Anlaufstellen für Rollstühle, Gehhilfen und Selbsthilfeprodukte. Einschlägig geschulte Mitarbeiter vor Ort ermitteln den Bedarf, verschreiben die Geräte und weisen die Nutzer in den ordnungsgemäßen Gebrauch ein – eine entscheidende Innovation für ländliche Gemeinden.

Bedarfsgerechte Angebote

Das finanzielle Engagement des Staates für AT hat sich erheblich erhöht. So stieg der staatliche Etat von 5,5 Mio. GEL (2,1 Mio. US-$) im Jahr 2023 auf voraussichtlich 8,5 Mio. GEL (3 Mio. US-$) im Jahr 2025 – ein Anstieg um 55 % in nur zwei Jahren.

Diese Mittel decken nun die Kosten für Kinderrollstühle, elektrische Rollstühle und Hörgeräte vollständig ab, und erwachsene Nutzer von manuellen Rollstühlen zahlen nur einen geringen Beitrag. Brillen sind noch nicht eingeschlossen, aber ein mit Unterstützung der WHO erstellter Bericht empfiehlt nachdrücklich ihre künftige Einbeziehung. Das Land führte auch einen staatlichen Etat ein, um für jeden AT-Nutzer, der im Rahmen der primären Gesundheitsversorgung betreut wird, eine Beratungsgebühr zu zahlen – ein Anreiz, um eine auf individuelle Beurteilung gestützte Betreuung zu gewährleisten.

Mit diesen Reformen wurden seit Langem bestehende Lücken in der Leistungserbringung geschlossen. Früher gab es für Patienten, die sich einer Amputation unterziehen mussten, keine Überweisungswege zur prothetischen und orthopädischen Unterstützung. Deshalb arbeitete die WHO zusammen mit nationalen Experten darauf hin, ein strukturiertes Überweisungssystem einzurichten, das die Kontinuität der Versorgung und eine angemessene Rehabilitation gewährleistet.

Diese Entwicklungen bedeuten eine Verlagerung hin zu einer patientenorientierten Leistungsgestaltung, d. h. die Leistungen werden auf die individuellen Bedürfnisse und nicht auf institutionelle Strukturen zugeschnitten.

Auf dem Weg in eine inklusive Zukunft

Die Bemühungen Georgiens zeigen, wie das Modell der WHO, das auf politischen Reformen, der Integration des Gesundheitssystems, nachhaltiger Finanzierung und patientengerechten Angeboten beruht, das Leben verändern kann. Durch das Zusammentreffen von neuen politischen Handlungskonzepten, erweiterten Etats und innovativen Partnerschaften entsteht eine Zukunft, in der AT nicht länger ein Privileg, sondern ein Recht sind.

„Es geht um mehr als eine politische Reform; es geht um Unabhängigkeit und Menschenwürde“, erklärt Silviu Domente, Repräsentant der WHO und Leiter des WHO-Länderbüros in Georgien. „Wieder einmal geht Georgien mutige Schritte hin zu innovativen Ansätzen und stellt unter Beweis, dass assistive Technologien zum Kern eines jeden Gesundheitssystems gehören.“