Kseniia Ostrizhna träumte immer davon, im Gesundheitswesen zu arbeiten. „Als Kind sagte ich immer: Wenn ich groß bin, werde ich Ärztin“, erinnert sie sich.
Inspiriert von der lebensrettenden Arbeit der Rettungssanitäter, wollte sie eine von ihnen werden. „Das Geräusch von Krankenwagensirenen hat mich immer tief bewegt, manchmal bis zu Tränen. Damals verstand ich meine Gefühle nicht in ihrer ganzen Tragweite, aber ich empfand große Dankbarkeit gegenüber diesen Berufen. So beschloss ich, mich der medizinischen Notfallversorgung zu widmen“, erzählt Kseniia mit einem Lächeln.
Heute arbeitet Kseniia als Notärztin in ihrer Heimatstadt Kramatorsk, die weniger als 20 Kilometer von der Frontlinie entfernt liegt. Zusätzlich zu ihren klinischen Aufgaben unterrichtet sie im Fach Notfallmedizin und gibt ihr Fachwissen an ihre Studenten weiter.
Ständige Notrufe
Das Überwachungssystem der WHO für Angriffe auf das Gesundheitswesen (SSA) in der Ukraine weist mit wachsender Besorgnis auf die erhöhte Gefährdung der Besatzungen von Krankenwagen und Krankentransporten hin, deren Wahrscheinlichkeit, verletzt oder getötet zu werden, dreimal so hoch ist wie die anderer Beschäftigter des Gesundheitswesens. Kseniia weiß um die Gefahren, denen sie und ihre Kollegen täglich ausgesetzt sind.
„Wir wissen, dass wir ständig in Gefahr sind“, erklärt sie. „Ständig gehen Notrufe ein. Selbst unter Beschuss reagieren wir noch auf Anrufe, wohl wissend, wie gefährlich das ist. Wenn in der Nähe etwas passiert, dann ist das eben Schicksal.“
Sie erinnert sich an einen tragischen Vorfall mit vielen Opfern – den Einschlag im Café Ria Pizza. „Die Rakete schlug während der Mittagszeit ein, als viele Menschen im Gebäude waren. Die Verwüstung war überwältigend“, sagt sie mit ernster Miene.
Stärkung der Fähigkeiten
Um ihre Fähigkeit, auf solche Krisen zu reagieren, zu verbessern, nahm Kseniia an Schulungen der WHO zum Thema Traumabewältigung teil. „Wir hatten es mit einem unglaublich guten internationalen Team zu tun. Sie gaben nicht nur ihr Wissen weiter, sondern inspirierten uns auch mit ihrer Leidenschaft für Weiterentwicklung und ihrer Sichtweise der Notfallversorgung. Das hat mir viel Kraft gegeben und mein Verständnis von Notfallmedizin bereichert“, erzählt Kseniia.
Sie betont, wie wichtig es ist, das Gelernte an ihre Schüler weiterzugeben. „Als Lehrerin fühle ich mich verpflichtet, das erworbene Wissen weiterzugeben und dazu beizutragen, die Fähigkeiten der nächsten Generation von Notfallhelfern zu stärken.“
Mit Unterstützung der Europäischen Union führt die WHO in der Ukraine weiterhin Notfallschulungen für an vorderster Front tätige Einsatzkräfte durch, um die Fähigkeit des Landes zu verbessern, wirksam auf gesundheitliche Notlagen zu reagieren.

