An einem ziemlich kühlen dänischen Morgen hockt der fünfjährige Viggo neben einer Parkbank und starrt auf eine Fahrradkette. „Wie bewegt sich die“, fragt er seinen Großvater Flemming (76), der ihm geduldig erklärt, wie die Gangschaltung funktioniert.
Für Viggos Mutter Katrine, eine Kinderchirurgin, sind Momente wie dieser – drei Generationen, die durch Nähe und gemeinsame Aktivitäten miteinander verbunden sind – eine Erinnerung daran, was im Leben wirklich zählt. „Viggo kommt nächstes Jahr in die Schule“, sagt sie. „Er interessiert sich sehr dafür, wie Dinge funktionieren. Er nimmt gerne Sachen auseinander und versucht sie zu verstehen. Mein Vater arbeitet immer noch und hat vor, noch eine Weile weiterzuarbeiten, einfach weil es ihm Spaß macht, aber er ist sehr stark in unser Leben eingebunden, und als alleinerziehende Mutter denke ich, dass das für Viggo wichtig ist – und auch für meinen Vater sehr lohnend.“
Abgesehen von den Aktivitäten haben sie alle eine gemeinsame Lebenseinstellung: Neugierde. Sie, so sagt sie, steht im Mittelpunkt dessen, was das Leben lebenswert macht, und auch dessen, was sie als Ärztin tut und was die Gesellschaft tun muss, um die Gesundheit zu verbessern.
Neugierde und Lernen als Eckpfeiler der Gesundheit
Für Katrine bedeutet Gesundheit das Wohlbefinden von Körper und Geist. Das heißt, man muss offen und aktiv bleiben und für neue Erfahrungen bereit sein. „Aus der Sicht einer Mutter denke ich, dass die Gesundheit des Einzelnen die Gesundheit der Gesellschaft beeinflusst. Die Art und Weise, wie man ein Kind erzieht – die Werte und Prioritäten, die man ihm vermittelt – trägt dazu bei, dass die Gesellschaft als Ganzes gesund ist, was letztlich auch dem Individuum zugute kommt.“
Ihr Vater Flemming hat seinen aktiven Lebensstil an seine Tochter und seinen Enkel weitergegeben. Er hält sich mit Rudern und Yoga fit, während Katrine läuft und Yoga macht, wenn sie die Zeit findet. Viggo verbringt seine Tage in einem Waldkindergarten – er klettert, rennt und erkundet die freie Natur. „Wir fahren Rad und gehen spazieren“, sagt Katrine. „Wir versuchen, uns sehr gesund zu ernähren; wir kaufen kaum vorgefertigte und verarbeitete Lebensmittel und versuchen, so viel wie möglich zu Hause zu kochen. Wir ernähren uns hauptsächlich vegetarisch. Aber das ist natürlich unsere individuelle Ebene und spiegelt unser eigenes Privileg wider. Verschiedene Dinge bereiten mir Sorgen, wenn ich über die Zukunft der Gesundheit nachdenke – die Gesellschaften und ihre Systeme müssen ein gesundes Leben für alle ermöglichen.“
Selbst in ihrer friedlichen Ecke Dänemarks beschäftigt sie sich mit der Zukunft. „Der Klimawandel ist ein ganz wichtiges Thema“, sagt sie. „Der zunehmende Extremismus, der zu politischer Instabilität führt, ist eine enorme Bedrohung für die Gesundheit, wie wir gerade weltweit sehen können. Darunter leiden Hunderttausende von Menschen.“
Katrine ist zwar in Dänemark geboren, hat aber viele Jahre im Ausland gelebt, darunter zwei im östlichen und südlichen Afrika, wo sie in Kenia, Madagaskar und Malawi arbeitete. „Eine Ärztin wie ich aus einem ressourcenreichen Land kann viel von jemandem lernen, der in einem ressourcenarmen Umfeld lebt, und umgekehrt.“
Als Trauma- und Kinderchirurgin hat Katrine die menschlichen Folgen von Konflikten und Fragilität gesehen – und die Auswirkungen, die sie über Grenzen hinweg haben. Dennoch bleibt sie hoffnungsvoll. „Es gibt nicht mehr so viel Optimismus wie früher“, gibt sie zu, „aber ich glaube, dass wir in einem stabilen Land leben, in dem sich die Menschen umeinander kümmern und die Gesellschaft als Ganzes immer noch mehr wert ist als der Einzelne, und das macht mir Hoffnung. Was die Zukunft der Medizin angeht, so erweitern wir ständig unsere Fähigkeiten und unser Wissen über den menschlichen Körper. Daher ist eine kontinuierliche internationale Zusammenarbeit unverzichtbar, damit nicht jeder in seinem eigenen Elfenbeinturm bleibt, sondern wir weiterhin voneinander und von verschiedenen Szenarien lernen.“
Ein neues Kapitel für die Gesundheit in der Europäischen Region der WHO
Katrines Neugier und Lebenseinstellung spiegeln die Themen des vor Kurzem verabschiedeten Zweiten Europäischen Arbeitsprogramms 2025–2030 (EPW 2) wider, das ein Konzept für eine gesündere, widerstandsfähigere Europäische Region darstellt.
In dem von allen Mitgliedstaaten auf der 75. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa angenommenen EPW 2 wird ein erneuertes Engagement für Gesundheit als gemeinsame Verantwortung gefordert und ein klarer Kurs für die kommenden Jahre vorgegeben.
Im Mittelpunkt stehen fünf Schwerpunktbereiche, in denen festgelegt ist, wie die WHO mit den Ländern zusammenarbeiten will, um das Leben der Menschen zu verbessern:
- Maximierung der Gesundheitssicherheit
- Bekämpfung von nichtübertragbaren Krankheiten und deren Ursachen
- Hilfe für die Menschen im Hinblick auf ein Leben und Altern bei guter Gesundheit
- Forcierung von Maßnahmen im Bereich Klima und Gesundheit
- Gestaltung der Zukunft der Gesundheitssysteme durch gezielte Nutzung von Innovationen und Technologien.
Zwei Sonderinitiativen dienen der Verstärkung dieser Prioritäten: die Initiative zur primären Gesundheitsversorgung, die eine starke und patientenorientierte primäre Gesundheitsversorgung in alle Arbeitsbereiche integriert, und die Sonderinitiative zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen, ein regionsweiter Handlungsappell zum Zwecke der Prävention bzw. der Versorgung und des Schutzes aller Überlebenden.
Das EPW 2 basiert auf Kooperation, Solidarität, Prävention und Widerstandsfähigkeit und erinnert uns daran, dass wie in einer Mehrgenerationenfamilie die Gesundheit eines Einzelnen mit der Gesundheit aller verknüpft ist.

