WHO-Regionalbüro für Europa ruft in einer Informationsveranstaltung für Botschafter zu „gemeinsamem Handeln an allen Fronten“ angesichts der sich verschärfenden COVID-19-Pandemie auf

1 April 2020
News release
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In einer als Videokonferenz abgehaltenen Informationsveranstaltung für das diplomatische Corps in Dänemark und Genf erklärte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Dr. Hans Henri P. Kluge, die COVID-19-Pandemie verschärfe sich und erfordere Solidarität: „Über eines müssen wir uns im Klaren sein: viele andere Länder, insbesondere im westlichen Teil der Region, verzeichnen mittlerweile eine großflächige Übertragung von Mensch zu Mensch. Europa und Nordamerika sind mittlerweile zum Epizentrum der Pandemie geworden.“

Doch Dr. Kluge wies auch auf eine Reihe ermutigender Ergebnisse hin, namentlich den Rückgang der Zahl der Neuinfektionen in Italien. Er hatte drei zentrale Botschaften für das diplomatische Corps:

  1. Zusammenarbeit durch gemeinsames Handeln an allen Fronten, um Hindernisse für Gegenmaßnahmen zu beseitigen;
  2. Schutz, Unterstützung und Mobilisierung des Gesundheitspersonals, um weiterhin die unentbehrlichen Gesundheitsleistungen aufrechterhalten und gleichzeitig die COVID-19-Pandemie energisch bekämpfen zu können; und
  3. Setzen auf Bewährtes, durch aggressive gemischte Maßnahmen, die auf die jeweiligen Umstände zugeschnitten sind.

Neben Dr. Kluge umfasste das Podium auch Experten aus dem Team des Regionalbüros für gesundheitliche Notlagen sowie Dr. David Nabarro, den vom Generaldirektor der WHO ernannten Sonderbeauftragten, der das Regionalbüro strategisch berät und auf hoher Ebene politische Überzeugungsarbeit in Bezug auf COVID-19 leistet.

An die Adresse der Botschafter gewandt nannte Dr. Nabarro fünf Prioritäten für die Maßnahmen der Länder zur Bekämpfung der Pandemie: 1) Sicherstellung, dass alle Gesellschaften für die COVID-Pandemie gerüstet und in der Lage sind, erkrankte Personen schnell zu identifizieren und zu isolieren; 2) Unterstützung der Gesundheitssysteme, die infolge der Pandemie zunehmend unter Druck geraten; 3) Unterstützung der Regierungen bei der Steuerung der Beschränkungen im öffentlichen Leben; 4) Sicherstellung, dass Unternehmen auf Störungen auf dem Markt reagieren und bei Bedarf auch lebenswichtige Güter produzieren können; und 5) Sicherstellung von Solidarität innerhalb von sowie zwischen Ländern bei der Bekämpfung der Pandemie.

Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Dänemark, die Schirmherrin des WHO-Regionalbüros für Europa ist, dankte in ihrer Ansprache den Botschaftern für ihre Teilnahme und brachte ihre Anerkennung für die Arbeit des Gesundheitspersonals und der Bediensteten der WHO bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie zum Ausdruck.

Solidarität zwischen Ländern und Regionen

In Beantwortung der Fragen der Botschafter wiesen die Podiumsmitglieder darauf hin, dass die Länder die COVID-19-Pandemie durch solidarisches Handeln bewältigen müssten und dass dabei alle in einem Boot säßen. Dies schließe die Notwendigkeit einer globalen Abstimmung ein, damit lebenswichtige Güter nicht an Grenzen stecken blieben, aber auch die gegenseitige Bereitstellung von Ressourcen wie medizinischen Geräten und Schutzkleidung. Darüber hinaus sollten die Länder auch dafür Sorge tragen, dass ausländische Experten Zugang zu den betroffenen Ländern und Regionen erhalten, um trotz geltender Reisebeschränkungen Unterstützungsarbeit leisten zu können.

Gestern hatte die Europäische Kommission angekündigt, über das WHO-Regionalbüro für Europa insgesamt 30 Mio. € für Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien, die Republik Moldau und die Ukraine bereitzustellen. Dr. Kluge berichtete auch, die WHO habe sich bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie nicht nur mit der Europäischen Union, sondern auch mit dem Rat der Neuen Unabhängigen Staaten sowie der Eurasischen Wirtschaftsunion eng abgestimmt.

Die Länder wurden auch dazu ermutigt, die von der WHO empfohlenen vorbildlichen Praktiken für die Ermittlung und das Testen von COVID-19-Verdachtsfällen sowie die Rückverfolgung von Kontakten bestätigter Fälle zur Kenntnis zu nehmen, die zur Begrenzung der Übertragung des Virus beitragen sollen. Darüber hinaus sollten die Regierungen die Kommunen beraten und ihnen dabei helfen, dafür zu sorgen, dass alle aufgrund von COVID-19 isolierten Personen gut aufgehoben sind und Unterstützung erhalten. Empfehlungen auf der Grundlage vorbildlicher Praktiken können dazu beitragen, in der Allgemeinbevölkerung wie auch in der Wirtschaft Verwirrung darüber zu vermeiden, welche Maßnahmen sie ergreifen sollen.

Zu diesem Zweck startet das WHO-Regionalbüro für Europa nun den  Gesundheitssystem-Reaktionsmonitor, eine Initiative, die die von den Ländern ergriffenen Maßnahmen auf einer allgemein zugänglichen und ständig aktualisierten Plattform dokumentieren soll.

Unterstützung für das Gesundheitspersonal

Das Podium forderte auch eine anhaltende Unterstützung für die Angehörigen der Gesundheitsberufe, die unermüdlich auf eine Bewältigung der Pandemie hinarbeiten.

Diese Unterstützung schließt die Bereitstellung von Schutzkleidung ein, doch Dr. Nabarro wies auch auf die Bedeutung sozialer Unterstützung hin, namentlich durch Gewährleistung, dass Gesundheitsfachkräfte in der Gewissheit zur Arbeit gehen können, dass ihre Familien versorgt sind, vor allem durch Kinderbetreuung. Darüber hinaus müssten sie auch in die Lage versetzt werden, die benötigten Einkäufe, etwa in Supermärkten, schnell zu erledigen.

Abstand halten

Viele Länder der Europäischen Region der WHO haben strenge Einschränkungen der Bewegungsfreiheit eingeführt und raten ihren Bürgern, die Empfehlungen für das Abstandhalten zu befolgen. Zwar zeigen diese Maßnahmen offenbar Wirkung bei der Eindämmung der Ausbreitung des Virus, doch räumten die Podiumsteilnehmer auch ihre erheblichen sozialen und ökonomischen Auswirkungen ein.

Regierungen und führende Politiker, die in der Öffentlichkeit mutig für solche Maßnahmen werben, erhielten jedoch auch den Rat, dafür zu sorgen, dass eine etwaige partielle Aufhebung der Beschränkungen nicht zu einem erneuten Anstieg der Fallzahlen führt.

Außerdem wurde den Botschaftern empfohlen, auch an die psychische Gesundheit der Bevölkerung zu denken, insbesondere an Menschen, die unter Einsamkeit, psychischen Vorerkrankungen, häuslicher Gewalt und chronischen Krankheiten leiden und die möglicherweise Ausgangsbeschränkungen unterliegen oder sich in Selbstquarantäne befinden.

Das WHO-Regionalbüro für Europa wird auch weiterhin in regelmäßigen Abständen mit den Ländern und mit seinen Partnerorganisationen über Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie beraten. Dr. Kluge hat zugesagt, alle zwei Wochen eine Informationsveranstaltung für das diplomatische Corps abzuhalten.