Obwohl der Tabakkonsum nach wie vor zu den vermeidbarsten Todesursachen gehört, sind die durch ihn verursachten Schäden weltweit immer noch alarmierend hoch. In dem vor Kurzem veröffentlichten Bericht der WHO zur weltweiten Tabakepidemie 2025 werden sowohl bemerkenswerte Fortschritte als auch besorgniserregende Defizite bei der Eindämmung des Tabakkonsums in aller Welt aufgezeigt. Im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt schneidet die Europäische Region der WHO bei der Überwachung des Tabakkonsums, der Besteuerung von Tabakprodukten und der Einführung großer bildlicher Warnhinweise auf Zigarettenpackungen besser ab.
Um die Länder der Europäischen Region im Hinblick auf weitere Fortschritte bei der Umsetzung von Konzepten zur Eindämmung des Tabakkonsums zu unterstützen, hat WHO/Europa eine neue Argumentationshilfe zur Eindämmung des Tabakkonsums erstellt, deren Schwerpunkte auf der Einführung von grafischen Gesundheitswarnungen und neutralen Verpackungen liegen, da immer mehr Länder in der Welt solche Konzepte einführen.
Fortschritte auf dem Weg in eine tabakfreie Zukunft
Der Tabakkonsum ist weltweit eine der wichtigsten vermeidbaren Ursachen für vorzeitige Todesfälle, und dennoch sterben jedes Jahr über 7 Millionen Menschen an seinen Folgen. Auch seine ökonomischen Kosten sind enorm und belaufen sich auf mehr als 1,4 Billionen US-$ pro Jahr an Gesundheitskosten und Produktivitätsverlusten.
Dem neuen globalen Bericht der WHO zufolge erleben wir Fortschritte beim Aufbau einer tabakfreien Zukunft. Heute sind mehr als 6,1 Milliarden Menschen – drei Viertel der Weltbevölkerung – durch mindestens eine der von der WHO empfohlenen MPOWER-Maßnahmen geschützt:
- Überwachung von Tabakkonsum und Präventionskonzepten
- Schutz der Menschen vor dem Passivrauchen
- Hilfe bei der Rauchentwöhnung
- Warnung vor den Gefahren des Tabakkonsums
- Durchsetzung von Beschränkungen für Tabakwerbung, Verkaufsförderung und Sponsoring
- Erhöhung der Tabaksteuern.
Vier Länder (Brasilien, Mauritius, Niederlande und Türkei) haben sämtliche MPOWER-Maßnahmen nach Maßgabe der Empfehlungen der WHO eingeführt. Weitere sieben Länder, darunter Irland, Slowenien und Spanien, sind nur noch eine Maßnahme von diesem Ziel entfernt.
Die bemerkenswertesten Fortschritte wurden im Laufe der Jahre bei den grafischen Gesundheitswarnungen erzielt: So sind sie inzwischen in 110 Ländern vorgeschrieben (2007 waren es nur 9); dies betrifft 62 % der Weltbevölkerung. 25 Länder haben neutrale Verpackungen eingeführt (davon 13 in der Europäischen Region).
Doch die Fortschritte sind ungleich verteilt. Besteuerung, Unterstützung bei der Rauchentwöhnung und umfassende Werbeverbote sind weltweit nach wie vor Schwachpunkte. So hat beispielsweise nur ein Drittel der Weltbevölkerung Zugang zu erstattungsfähigen Entwöhnungsangeboten, und nur 15 % sind durch Steuern auf dem von der WHO empfohlenen Niveau geschützt.
Die Europäische Region: Notwendigkeit umfassender Rauchverbote
Die Europäische Region kann in mehreren Bereichen gute Ergebnisse vorweisen, doch das Gesamtbild ist uneinheitlich. So schneidet die Europäische Region zwar im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt bei der Überwachung des Tabakkonsums und der Warnung vor seinen Gefahren besser ab: 79 % der Länder haben diese Maßnahmen umgesetzt.
In der Europäischen Region haben 53 % der Länder die Steuern über das von der WHO empfohlene Maß hinaus erhöht, weltweit sind es nur 21 %. Allerdings hat sich die Bezahlbarkeit von Zigaretten in 19 Ländern – 2022 waren es nur 9 – verbessert, was möglicherweise eine Erhöhung des Konsums und einen verstärkten Einstieg in das Rauchen zur Folge haben könnte. 13 Länder haben neutrale Verpackungen eingeführt, und die meisten haben einige Vorschriften für E-Zigaretten erlassen.
Doch es gibt nach wie vor Lücken: So haben nur 34 % der Länder der Europäischen Region umfassende Vorschriften für rauchfreie Zonen erlassen, eine Quote, die unter dem weltweiten Durchschnitt von 41 % liegt; darüber hinaus sind nur in 13 von 53 Ländern alle Formen von Werbung, Verkaufsförderung und Sponsoring für Tabakerzeugnisse verboten.
Aktualisierte Fassung der Argumentationshilfe von WHO/Europa zur Eindämmung des Tabakkonsums: Schwerpunktthema Verpackung
Vor diesem Hintergrund hat WHO/Europa eine aktualisierte Argumentationshilfe zur Tabakbekämpfung veröffentlicht, die sich mit einem der umstrittensten Themen der Branche befasst: der Verwendung von bildlichen Warnhinweisen und neutralen Verpackungen.
Die Tabakindustrie hat diese Maßnahmen stets bekämpft und fälschlicherweise behauptet, sie seien unwirksam, schadeten dem Einzelhandel oder heizten den illegalen Handel an. Doch die bisherigen Erkenntnisse sprechen eine andere Sprache. So hat sich gezeigt, dass bildliche Gesundheitswarnungen wesentlich wirksamer sind als reine Texthinweise, insbesondere für Menschen mit geringer Lese- und Schreibkompetenz oder Kinder. Diese Warnhinweise schärfen das Bewusstsein für die Gesundheitsrisiken und tragen zur Senkung der Raucherquote bei.
Dieser Effekt wird durch neutrale Verpackungen noch verstärkt. Durch den Wegfall des Markencharakters und die Vereinheitlichung von Farben und Schriftarten verlieren Tabakprodukte ihre Attraktivität, insbesondere für junge Menschen, und die Gesundheitsbotschaft wird verstärkt. Evaluationen aus Ländern, in denen neutrale Verpackungen eingeführt wurden (u. a. Frankreich, Irland, Vereinigtes Königreich), zeigen eine geringere Attraktivität, eine Häufung der Absicht zum Rauchverzicht und keine Hinweise auf eine Zunahme des illegalen Handels. Der Einzelhandel hat die Vorschriften in hohem Maße eingehalten, und die von der Branche vorhergesagten Verzögerungen bei der Umsetzung sind nicht eingetreten.
Eine bessere Politik für eine gesündere Zukunft
Die Botschaften der WHO sind eindeutig: Die Länder müssen entschlossen handeln, um die Gesundheit zu schützen, indem sie die verbleibenden Schlupflöcher schließen, den Vollzug stärken und in bewährte Instrumente wie die MPOWER-Maßnahmen investieren. Diese Maßnahmen retten Leben, bewirken eine Kostensenkung im Gesundheitswesen und schützen künftige Generationen vor der Tabakabhängigkeit. Sie stehen im Einklang mit dem Rahmenübereinkommen der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs, den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung und anderen globalen Verpflichtungen.
Die Tabakindustrie wird sich weiterhin wehren, aber die Beweislage spricht für die Gesundheit. Mit starkem politischen Willen, strategischer Lobbyarbeit und öffentlicher Unterstützung können die Länder den kommerziellen Druck überwinden und bessere Konzepte für eine gesündere Zukunft wählen.