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Regionsweite europäische Fallstudien zeigen, dass Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung entscheidend sind, um in gesundheitlichen Notlagen Menschenleben zu retten

5 October 2022
News release
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In dieser Woche wurde eine Sammlung von 18 Fallstudien veröffentlicht, die sich damit befassen, inwiefern während der COVID-19-Pandemie Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung in der Europäischen Region der WHO genutzt wurden. Es ist das erste Mal, dass die Nutzung von Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung während einer gesundheitlichen Notlage auf solch detaillierte und praxisorientierte Weise in so vielen unterschiedlichen Umfeldern dokumentiert wurde. Auf Grundlage von Interviews mit fast 80 an vorderster Front tätigen Fachkräften bietet sie eine Fülle an Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen darüber, wie Gesundheitsbehörden Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung nutzen können, um während Notlagen Menschenleben zu retten. 

Insgesamt heben die Fallstudien hervor, inwiefern gut konzipierte Interventionen unter Schwerpunktlegung auf Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung erheblich zur erfolgreichen Umsetzung einer Vielzahl von COVID-19-Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit beigetragen haben, von der Durchführung von Tests über die Kontaktverfolgung und Hygienemaßnahmen bis hin zur Einführung von Impfstoffen.

In einer Stellungnahme zur Rolle von Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung bei der Vorsorge für und Reaktion auf gesundheitliche Notlagen erklärte Gerald Rockenschaub, Direktor für gesundheitliche Notlagen in der Europäischen Region bei WHO/Europa: „Die Gestaltung wirksamer Interventionen unter Schwerpunktlegung auf Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung ist ein hochqualifizierter fachlicher Bereich, der den Erfolg der gesamten Reaktion auf eine gesundheitliche Notlage ausmachen kann. Für eine wirksame Umsetzung bedarf es eines methodischen, evidenzgeleiteten Ansatzes sowie Fähigkeiten und Erfahrungen im Bereich der Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung sowie der öffentlichen Gesundheit. Sie stellt eine zentrale ressortübergreifende Kompetenz innerhalb des Notlagenzyklus dar, die erforderlich ist, um den Erfolg anderer wichtiger Gegenmaßnahmen zu ermöglichen.“

Während der Zusammenstellung und Prüfung der Fallstudien waren Fachkräfte für Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung bei WHO/Europa in der Lage, wertvolle Lehren für die Zukunft zu ermitteln und Beispiele für bewährte Praktiken aus der Europäischen Region zu teilen. Diese können von Gesundheitsbehörden und maßgeblichen Interessengruppen genutzt werden, um ihnen bei der Vorsorge für und Reaktion auf künftige gesundheitliche Notlagen behilflich zu sein.
 
Christiana Salvi, Regionalbeauftragte für Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung bei WHO/Europa und Chefredakteurin der Sammlung, erklärte: „Wir alle haben am eigenen Leib erfahren, dass Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung eine entscheidende gesundheitspolitische Intervention darstellen, die im Mittelpunkt der Notlagenbekämpfung steht. Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung sind jedoch traditionellerweise kein Bereich, in dem Herausforderungen und Lösungen dokumentiert werden. Mit dieser Sammlung hat WHO/Europa Erkenntnisse von während der Pandemie an vorderster Front tätigen Fachkräften gesammelt und geteilt, um aktuelle und künftige Entscheidungsfindungsprozesse zu unterstützen.“ 

Die in den Fallstudien erwähnten Länder und Gebiete sind: Armenien, Aserbaidschan, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Finnland, Frankreich, Georgien, Irland, Israel, Kasachstan, Kirgisistan, Nordmazedonien, Rumänien, die Russische Föderation, Schweden, die Ukraine, das Vereinigte Königreich (Schottland) und das Kosovo*. Der zentrale Schwerpunkt der Sammlung liegt darin, zu erfassen, wie Länder und Gebiete mit den vier Kernkapazitäten für eine wirksame Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung umgegangen sind: 
  1. Transparenz und frühzeitige Bekanntmachung
  2. Koordination der öffentlichen Kommunikation
  3. Zuhören durch wechselseitige Kommunikation
  4. Auswahl wirksamer Kanäle und vertrauenswürdiger wichtiger Einflussnehmer. 
Themen, die seit Beginn der Pandemie relevant sind, wie das Ansprechen von Unsicherheiten, die Überwachung und Bekämpfung von Gerüchten und Falschinformation sowie die Rolle zivilgesellschaftlicher Organisationen bei der Einbeziehung der Bevölkerung stehen bei mehreren Fallstudien im Mittelpunkt. 

Die Veröffentlichung der Sammlung wurde so gelegt, dass sie mit dem ersten Seminar von WHO/Europa zum Thema „Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung – Schulung und vollständige Simulationsübung für Notlagen“ zusammenfällt, das vom 3. bis. 7. Oktober 2022 in Istanbul abgehalten wird. 

* In Übereinstimmung mit Resolution 1244 (1999) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen.