COVID-19 hat uns die potenziell wichtige Rolle von Verhaltensweisen und kulturellen Rahmenbedingungen angesichts gesundheitlicher Herausforderungen unmissverständlich vor Augen geführt. Immer mehr Regierungen untersuchen daher ernsthaft die Gestaltung und Umsetzung gesundheitlicher Interventionen, die sich auf verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse stützen. Doch die Evaluation dieser Interventionen, die ihre beabsichtigte Wirkung nachweisen soll, ist oftmals schwierig, vor allem wenn Zeit und Geld knapp sind.
Deshalb hat WHO/Europa nun den „Ratgeber zur Evaluation von auf verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse gestützten Gesundheitsinterventionen in komplexen Umfeldern“ veröffentlicht. Er enthält detaillierte Informationen über die Evaluation der Wirksamkeit und Nachhaltigkeit solcher Interventionen, insbesondere für Situationen, in denen die Bedingungen für die Gewinnung schlüssiger Indizien schwierig oder unmöglich zu erfüllen sind. Stattdessen wird in diesem neuen Ratgeber der WHO als Ausgangspunkt die Anwendung einer Beitragsanalyse empfohlen, und die Leser werden durch den Prozess der Schaffung eines evidenzgeleiteten Nachweises für die Wirkung der Interventionen geführt.
„Die Untersuchung des Werts, der Wirkung und der Resultate von Interventionen, die auf das Gesundheitsverhalten von Menschen im Alltag oder bei der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen abzielen, ist von entscheidender Bedeutung. Nur so können wir lernen und uns verbessern, unbeabsichtigte negative Auswirkungen vermeiden und erfolgreiche Interventionen ausweiten“, erklärt Katrine Bach Habersaat, Regionalbeauftragte für verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse bei WHO/Europa.
Der interaktive Ratgeber für die Evaluation wurde in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnerorganisationen entwickelt und im Zuge einer Anwendung in drei Ländern der Europäischen Region der WHO erprobt und verbessert.
Miguel Telo de Arriaga, Leiter der Abteilung Gesundheitskompetenz und Wohlbefinden bei der Gesundheitsdirektion in Portugal, erklärt: „Während der gesamten Dauer der Bekämpfung von COVID-19 in Portugal hat die Gesundheitsdirektion bei der Kommunikation in Bezug auf gesundheitliche und soziale Maßnahmen Mikro-Influencer eingesetzt. Der Ratgeber von WHO/Europa zur Evaluation von auf verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse gestützten Gesundheitsinterventionen ist für uns ein wertvolles und umfassendes Instrument zur Unterstützung unserer Bemühungen um Evaluation und Optimierung von Interventionen, sodass wir jetzt sogar erkennen können, wo wir sie jenseits von COVID-19 anwenden können.“
Erfassung unbeabsichtigter Effekte
Evaluation ist ein wesentlicher Bestandteil jeder Intervention. Der Evaluationsprozess umfasst die Untersuchung und Dokumentierung der Wirkung einer Intervention mit ihren Vorzügen und ihrem Verbesserungsbedarf. Diese Erkenntnisse werden dann zur kontinuierlichen Verbesserung, Ausweitung und Vervielfältigung erfolgreicher Interventionen angewandt. Eine theoriegestützte Methode dient zur systematischen Analyse aller relevanten Faktoren und zur Gewinnung verlässlicher Ergebnisse. In dem neuen Ratgeber basiert dieses Modell auf einer Beitragsanalyse.
Eine Evaluation muss auch sensibel gegenüber möglichen unbeabsichtigten negativen (oder positiven) Folgen sein. Das Einzigartige an dem Ratgeber ist, dass er auf Wohlbefinden, Vertrauen und sozialen Zusammenhalt als zentrale Einflussfaktoren setzt, die neben den für die Interventionen selbst festgelegten Zielen stets ebenfalls untersucht werden sollten. So lässt sich besser dokumentieren und verstehen, wie auf verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse gestützte Gesundheitsinterventionen Gesellschaften allgemein prägen.
Weitere Informationen zu dem Ratgeber oder Empfehlungen zu seinem Gebrauch erhalten Sie unter euinsights@who.int.