WHO
WHO Regional Director for Europe speaks during the Strategic Roundtable discussion "Urgent paradigm shift towards preventing disease and promoting health: Economics of Health for All" at the 75th World Health Assembly in Geneva, Switzerland.
© Credits

WHO/Europa präsentiert im Rahmen der 75. Weltgesundheitsversammlung die Arbeit in der gesamten Europäischen Region

7 June 2022
News release
Reading time:
Ein wegweisendes Übereinkommen zu einem neuen, nachhaltigen Finanzierungsmodell sowie die Wiederwahl von Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus zum WHO-Generaldirektor waren nur zwei Höhepunkte der diesjährigen Weltgesundheitsversammlung (WHA). 

Die jährliche Tagung, die in diesem Jahr in Hybridform abgehalten wurde, bot zudem die Chance, mehr über die Arbeit der WHO in den Ländern und in allen Regionen der WHO zu erfahren, die dem Ziel dient, die Gesundheit für alle zu verbessern.

Nachhaltige Finanzierung


In diesem Jahr wurde auf der WHA eine wegweisende Entscheidung zum Thema nachhaltige Finanzierung getroffen, die darauf abzielt, bis 2030 die ordentlichen Beiträge auf 50% des WHO-Haushalts für die Kernprogramme zu erhöhen. Gegenwärtig machen die ordentlichen Beiträge nur 16% des genehmigten Programmhaushalts der WHO aus. 

Ordentliche Beiträge werden von den Mitgliedstaaten der WHO erhoben und ermöglichen eine besser vorhersehbare und flexiblere Finanzierung, die nicht unbedingt zweckgebunden und von Gebern für bestimmte Gesundheitsbereiche vorgesehen ist. Diese Veränderung würde mit einer weiteren Stärkung der Finanzsteuerung der WHO und der Transparenz gegenüber den Mitgliedstaaten einhergehen.

Wiederwahl des Generaldirektors


Am 24. Mai wurde Dr. Tedros als WHO-Generaldirektor wiedergewählt. Der Generaldirektor, der im Jahr 2017 erstmals in dieses Amt gewählt wurde, trat ohne Gegenkandidaten zur Wahl an und wird seine neue Amtszeit am 16. August 2022 antreten.

Dr. Tedros erhielt breite Unterstützung für seine fünf Prioritäten für die nächsten fünf Jahre: ein Ansetzen an den Hauptursachen für Krankheit, die Verlagerung der Gesundheitsversorgung hin zur primären Gesundheitsversorgung, die Stärkung der globalen Architektur für Bereitschaftsplanung, Reaktion und Widerstandsfähigkeit, die Nutzung von Wissenschaft, Forschung, Innovation, Daten und digitalen Technologien und der Aufbau einer stärkeren, selbstbestimmten und nachhaltigen WHO.

In seiner Ansprache vor der WHA erklärte Dr. Tedros: „Ich fühle mich geehrt, von den Mitgliedstaaten die Chance zu erhalten, für eine zweite Amtszeit als WHO-Generaldirektor zu dienen. Auch wenn diese Ehre mit einer großen Verantwortung einhergeht, bin ich entschlossen, mit allen Ländern, meinen Kollegen aus aller Welt und unseren hochgeschätzten Partnern eng zusammenzuarbeiten und zu gewährleisten, dass die WHO ihre Mission erfüllt, die Gesundheit zu verbessern, die Welt zu schützen und den Schwächsten zu helfen.“

Gut ausgestattete Gesundheitssysteme


Auch das Thema Gesundheitsfinanzierung stand in diesem Jahr auf der Tagesordnung der WHA, zu dem Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, im Rahmen eines strategischen Gesprächs am runden Tisch sprach und Gesundheit als zentrales Entwicklungsziel hervorhob. Dies war einer der zentralen Punkte im Abschlussbericht der Paneuropäischen Kommission für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung, die von Dr. Kluge unter dem Vorsitz von Prof. Mario Monti einberufen worden war, um Lehren aus dem COVID-19-Ausbruch zu ziehen und widerstandsfähigere Gesundheitssysteme aufzubauen.

Nichtübertragbare Krankheiten und Adipositas


Ferner nahm Dr. Kluge an einer Nebenveranstaltung der WHA zum Thema „Den Ausschlag geben: globale Maßnahmen im Kampf gegen Adipositas“ teil, die von der Gattin des Präsidenten von Kroatien, Prof. Dr. Sanja Musić Milanović, geleitet wurde. Ziel der Sitzung war es, hervorzuheben, dass kein Land in der Europäischen Region der WHO auf Kurs liegt, um dem Anstieg der Adipositas Einhalt zu gebieten, und zudem den globalen Beschleunigungsplan vorzustellen. Dieser Plan enthält vorrangige Maßnahmen, die die Länder und die WHO ergreifen können, um den Anstieg der Adipositas einzudämmen – hierzu zählen die Einbindung von Partnern, die Förderung einer weltweiten Mobilisierung und die Überwachung von Fortschritten. Die Veranstaltung folgte auf die Veröffentlichung eines Berichts vor ein paar Monaten, in dem darauf verwiesen wird, dass Adipositas bis 2030 zu einer der häufigsten Ursachen für Krebs werden könnte.

Während der Nebenveranstaltung wurde auch ein neues Kurzdossier von WHO/Europa mit dem Titel „Adipositas in der Europäischen Region der WHO“ veröffentlicht. Darin wird der Sachstandsbericht Adipositas 2022 der Europäischen Region der WHO zusammengefasst. Zudem enthält es die jüngsten Daten zu Adipositas im gesamten Lebensverlauf in der Europäischen Region sowie eine Reihe von Konzepten und Ansätzen auf Ebene der Bevölkerung, deren Umsetzung die Mitgliedstaaten erwägen können, um Adipositas zu verhindern und einzudämmen.

Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten in der Praxis


Die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten war in den vergangenen Jahren ein zentraler Schwerpunkt für WHO/Europa, wie auch für andere Regionen der WHO. Nach einer hochrangigen Tagung im März zu diesem Thema wurden fünf vorrangige Maßnahmen identifiziert, um die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten zu verbessern:

  • Gewährleistung, dass Migranten und Flüchtlinge von einer allgemeinen Gesundheitsversorgung profitieren
  • Einführung inklusiver Konzepte zur Bewältigung gesundheitlicher Notlagen
  • Förderung sozialer Inklusion und Abbau von Ungleichheiten zwischen Menschen
  • Stärkung der Steuerung und Datenerfassung im Bereich Migration und Gesundheit
  • Unterstützung neuer Partnerschaften und innovativer Arbeitsmethoden.





Dr. Kluge, der neben anderen Regionaldirektoren aus der WHO-Region Afrika und der WHO-Region Östlicher Mittelmeerraum im Rahmen einer Nebenveranstaltung der WHA das Wort ergriff, erklärte: „Gesundheit und Wohlbefinden sollten für uns alle erreichbar sein, egal, woher man kommt und welchen Status man hat. Um dies zu verwirklichen, bedarf es einer regionsübergreifenden Zusammenarbeit und einer Einbeziehung der Sichtweise von Flüchtlingen und Migranten.“

Verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse


Verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse sind ein wichtiges Element des Europäischen Arbeitsprogramms 2020–2025 – „Gemeinsam für mehr Gesundheit“. Durch ein besseres Verständnis der Barrieren und Triebkräfte von Gesundheit können Gesundheitsbehörden sicherstellen, dass mehr Menschen von mehr Gesundheit und Wohlbefinden profitieren. 

Die Überwindung von Gesundheitsbarrieren umfasst, Bedenken auszuräumen, die die Bevölkerung im Hinblick auf bestimmte gesundheitliche Interventionen hat, und die Realität des Lebens der Menschen besser zu verstehen – wie etwa Bürokratie oder begrenzte öffentliche Dienstleistungen, die den Zugang zur Gesundheitsversorgung erschweren. 

Während einer Nebenveranstaltung auf der WHA zur Freisetzung des Potenzials verhaltensbezogener Erkenntnisse im Gesundheitsbereich sprach Robb Butler, Exekutivdirektor bei WHO/Europa, über die Notwendigkeit, in dieses Fachgebiet zu investieren, zugunsten von Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen: „Durch die Einbeziehung verhaltensbezogener Erkenntnisse in die Gesundheitspolitik und die Planung von Angeboten und Leistungen können wir die Barrieren und Triebkräfte erforschen, die die Menschen erleben, und dieses Wissen nutzen, um Angebote leichter zugänglich, vorteilhaft, annehmbar und chancengerecht zu machen. Wir können sie nutzen, um Gesundheitsfachkräfte dabei zu unterstützen, die Qualität ihrer Arbeit noch weiter zu verbessern. Wir können sogar die Menschen dabei unterstützen, sich gesündere Lebensweisen anzueignen.“

Bilaterale Gespräche mit Mitgliedstaaten und Partnerorganisationen


Wie auch in den vergangenen Jahren bot die WHA zudem Gelegenheit, auf bilateraler Ebene mit Vertretern aus dem Gesundheitsbereich aus allen Teilen der Region zusammenzukommen. So sprach Dr. Kluge mit Delegierten aus unterschiedlichen Ländern über eine Vielzahl von Gesundheitsthemen, darunter etwa psychische Gesundheit, primäre Gesundheitsversorgung, Routineimpfungen und Kooperation zur Beendigung der COVID 19-Pandemie.

Bei einem dieser Treffen stand vor dem Hintergrund der bereits 30-jährigen Kooperation mit den Ländern Zentralasiens die Zusammenarbeit von WHO/Europa mit Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan im Hinblick auf einen Fahrplan für Gesundheit und Wohlbefinden im Mittelpunkt. 

Bei einem weiteren bilateralen Gespräch stand die Oslo-Initiative für Arzneimittel auf der Tagesordnung, in deren Rahmen Minister, Patienten, Ärzte und Pflegeverbände zusammenkommen, um hochpreisige neuartige innovative Arzneimittel leichter zugänglich zu machen.