Aus einer neuen Analyse geht hervor, dass in manchen Ländern der Europäischen Region der WHO die Raten von Übergewicht und Adipositas nicht mehr steigen und dass ein höherer sozialer und ökonomischer Status nicht unbedingt mit niedrigeren Raten von Übergewicht und Adipositas korreliert. Ferner wird darauf hingewiesen, dass Übergewicht und Adipositas, wenn sie schon im Kindesalter auftreten, im späteren Leben größere Gesundheitsprobleme hervorrufen.
Diese drei Trends wurden nach Durchsicht von insgesamt zwölf Artikeln ermittelt, deren Ergebnisse in dem medizinischen Fachjournal Obesity Reviews als Sonderbeilage mit dem Titel „Von Daten zur Aktion: Bekämpfung von Adipositas im Kindesalter in der Europäischen Region und darüber hinaus“ veröffentlicht wurden.
Übergewicht und Adipositas unter Kindern gehören zu den wichtigsten Herausforderungen für die Europäische Region und bilden einen wesentlichen Risikofaktor in Bezug auf eine Reihe von Gesundheitsproblemen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ 2.
Angleichung der Raten von Übergewicht und Adipositas im Kindesalter
Nach den neuesten Daten der Initiative der Europäischen Region der WHO zur Überwachung von Adipositas im Kindesalter (COSI) weisen die Länder im südlichen Teil der Region eine höhere Prävalenz der Adipositas auf. Doch neue Trends verdeutlichen, dass es diesen Ländern offenbar gelungen ist, den Anstieg von Übergewicht und Adipositas im Kindesalter zu stoppen und teilweise sogar umzukehren.
In anderen Teilen der Europäischen Region zeigen sich jedoch unterschiedliche Trends. Dort sind Übergewicht und Adipositas in etwa gleich geblieben oder haben leicht zugenommen, wobei es keine wesentlichen Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen gibt.
Insgesamt sind in der Europäischen Region 28,7% der Jungen und 26,5% der Mädchen übergewichtig oder leiden an Adipositas.
Die COVID-19-Pandemie hat die Situation in der Europäischen Region möglicherweise erheblich verändert, und einige neuere Studien belegen, dass die Raten für Übergewicht und Adipositas wohl sogar gestiegen sind.
Höherer sozioökonomischer Status bedeutet nicht automatisch niedrigere Raten von Übergewicht und Adipositas
Auch wenn Länder der Region mit höherem Einkommen eine niedrigere Prävalenz von Übergewicht und Adipositas in den höheren sozioökonomischen Schichten aufweisen, so herrscht in Schwellenländern ein entgegengesetzter Trend.
Die neuesten Forschungsergebnisse aufgrund von Daten aus der COSI widerlegen eine andere weit verbreitete Auffassung – dass ein niedriger sozioökonomischer Status durchgehend mit ungesünderen Verhaltensweisen und Ernährungsgewohnheiten verbunden ist.
Die große Vielfalt bei der Verteilung des sozioökonomischen Status in den Ländern spricht wiederum für die Notwendigkeit länderspezifischer und bevölkerungsbezogener Konzepte zur Bekämpfung von Adipositas im Kindesalter. Die Erfahrungen aus Ländern mit höherem Einkommen legen nahe, dass es kein Patentrezept zur verlässlichen Lösung des Problems gibt.
Die von der WHO erstellte Beilage im Journal Obesity Reviews verdeutlicht, dass mehr Maßnahmen und Investitionen benötigt werden, um die im Globalen Aktionsplan der WHO zur Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten (2013–2030) genannten und vom Europäischen Arbeitsprogramm 2020–2025 unterstützten Zielvorgaben zu erreichen.
Übergewicht und Adipositas verlaufen problematischer, wenn sie schon im Kindesalter auftreten
Adipositas im Kindesalter ist mit einem breiten Spektrum schwerer gesundheitlicher und sozialer Folgen in der Jugend und höheren Risiken in Bezug auf vorzeitigen Tod und Behinderung im Erwachsenenalter verbunden.
Übergewicht und Adipositas sind nachweislich Risikofaktoren für eine Reihe von nichtübertragbaren Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Diabetes. Menschen mit überhöhtem Körpergewicht leiden auch häufiger an funktionellen Einschränkungen und psychischen Problemen.
Surveillance-Daten zur Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen sind eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung wirksamer Konzepte und Strategien.
Datenquelle: Initiative der Europäischen Region der WHO zur Überwachung von Adipositas im Kindesalter (COSI) [nur EN]
Sämtliche Befunde basieren auf hochwertigen Daten aus der COSI, die in Ländern der Europäischen Region über ein Jahrzehnt lang erhoben wurden. Mit der Surveillance durch Daten aus der COSI werden neue Trends in Bezug auf Übergewicht und Adipositas bei Kindern im schulpflichtigen Alter ermittelt, aufgrund derer politische Entscheidungsträger Rahmenbedingungen schaffen können, die allen eine gesunde Kindheit ermöglichen.
Weitere Informationen können Sie der vollständigen Beilage im Journal Obesity Reviews entnehmen.