WHO/Europa appelliert dringend an Regierungen, junge Menschen in für ihre Gesundheit relevante Entscheidungen einzubeziehen

11 February 2022
News release
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WHO/Europa hat einen neuen Leitfaden für die Einbindung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in für ihre Gesundheit relevante Entscheidungen veröffentlicht. 

Darin werden Regierungen und Politiker aufgerufen, die Sichtweise, Erfahrungen und Bedürfnisse junger Menschen zu berücksichtigen, wenn es um Konzepte oder Entscheidungen geht, die ihre Gesundheit betreffen. Dies könnten beispielsweise Maßnahmen im Rahmen einer nationalen Strategie für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen oder in Bezug auf spezielle Gesundheitsangebote für Jugendliche sein. 

„Politische Entscheidungsträger haben eine berufliche und moralische Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass bei jeder politischen Maßnahme mit Auswirkungen auf die Gesundheit junger Menschen die Jugend in allen Phasen einbezogen wird“, erklärte Dr. Natasha Azzopardi Muscat, Direktorin der Abteilung Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme der Länder bei WHO/Europa. „Das bedeutet, dass junge Menschen in die Entwicklung und Umsetzung dieser gesundheitspolitischen Maßnahmen einbezogen werden sollten, unabhängig davon, ob sie ihre Gesundheit im schulischen Umfeld oder in der Freizeit, auf nationaler oder auf internationaler Ebene betreffen.“ 

In einer 2020 durchgeführten Untersuchung kam WHO/Europa zu dem Ergebnis, dass in nur acht Ländern der Europäischen Region Kinder in die Entwicklung und Umsetzung bzw. Überprüfung einer Strategie für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen einbezogen wurden. In 20 Ländern wurden sie nur in eine oder zwei dieser Phasen einbezogen, in sechs Ländern überhaupt nicht.  

„Durch die Einbindung junger Menschen können oft wichtige und manchmal unerwartete Erkenntnisse über die Herausforderungen für diese Altersgruppe gewonnen werden“, fügte Dr. Azzopardi Muscat hinzu. „Und es ist klar, dass wir hier noch Verbesserungsbedarf haben.“ 

Berücksichtigung der Bedürfnisse junger Menschen in der Europäischen Region


Der neue Leitfaden stützt sich auf Untersuchungen und Beratungen, die in den vergangenen zwei Jahren mit jungen Menschen in allen Teilen der Europäischen Region durchgeführt wurden. Viele der beteiligten Jugendlichen sprachen von ihrem Wunsch, gehört zu werden und an Entscheidungen, die ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden betreffen, mitzuwirken. 

In dem neuen Leitfaden werden Regierungen und kommunale Entscheidungsträger durch Empfehlungen in folgenden Bereichen unterstützt: 

  • Vorbereitung junger Menschen auf ihre Beteiligung;
  • Zusammenarbeit mit jungen Menschen durch Beratungen und Erstattung von Rückmeldung;
  • Pflege der Kontakte zu jungen Menschen und ihre Unterrichtung über Ergebnisse und Handlungsschwerpunkte. 

Der Leitfaden enthält auch praktische Beispiele für eine erfolgreiche Beteiligung junger Menschen. Dazu gehört auch die interessengruppenübergreifende Konsultation zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden der Jugendlichen in der Europäischen Region, die unter der Regie von WHO/Europa und der Partnerschaft für die Gesundheit von Müttern, Neugeborenen und Kindern (PMNCH) sowie in Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) und dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) im Juli 2021 stattfand. Im Rahmen dieser Konsultation waren junge Menschen aktiv an der Durchführung und Moderation verschiedener themenbezogener Sitzungen beteiligt. 

Durch eine derartige aktive Einbeziehung junger Menschen in eine jugendfreundliche Umgebung können Entscheidungsträger dafür sorgen, dass für junge Menschen bestimmte Konzepte auch deren Bedürfnisse und Sichtweise berücksichtigen.