In dieser Woche veranstaltete das WHO-Regionalbüro für Europa eine virtuelle hochrangige Tagung unter Beteiligung von Ministern für Gesundheit und Bildung aus allen Teilen der Europäischen Region der WHO, um Wege aufzuzeigen, wie sich die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf den Schulbetrieb, die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Bildung junger Menschen minimieren lassen.
In einer Erklärung stellte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, fest: „Schulschließungen und dadurch bedingte Interventionen wie Fernunterricht können sich negativ auf die langfristigen Bildungserfolge von Kindern auswirken. Kinder mit Behinderungen werden durch Schulschließungen und für ihre Bedürfnisse unangemessene Methoden für den Fernunterricht weiter benachteiligt. Wir schulden es der nächsten Generation, insbesondere jenen aus anfälligen Umfeldern, dass wir alles in unserer Macht stehende tun, um Anfälligkeiten zu verringern und den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten.
Es zeichnet sich zunehmend ab, dass die gezielte Bekämpfung der Übertragung des Virus in unseren Gemeinschaften auch der Gefahr einer Übertragung in den Schulen entgegenwirken kann. Sofern die richtigen Maßnahmen konsequent ergriffen und umgesetzt werden, stellen Schulen kein größeres Infektionsrisiko für Kinder, Lehrer und andere Mitarbeiter dar als jeder andere öffentliche Ort.“
Herausforderungen und Kooperation
Während der Tagung wurde auf die Notwendigkeit aktueller Evidenz zur Gewährleistung eines sicheren Schulbetriebs hingewiesen sowie auf die Notwendigkeit einer weiteren Verstärkung des bestehenden Rahmens für die Unterstützung der Länder im Hinblick auf einen sicheren Schulbetrieb in Zeiten von COVID-19 und einen Austausch von vorhandener Evidenz. Darüber hinaus erläuterten die Teilnehmer die Bedeutung einer Evaluation der Reaktion auf COVID-19 und deren Auswirkungen auf die Rechte von Kindern.
Im Laufe der Tagung stellten die Länder Methoden vor, anhand derer sie gewährleisten, dass Schulen so lang wie möglich offengehalten werden können, und gleichzeitig die während der Pandemie auftretenden Schwierigkeiten anerkannt werden.
Zudem kamen während der Tagung Partnerorganisationen und Kooperationspartner zu Wort und erläuterten, welche konkreten Maßnahmen sie ergreifen und auf welche Weise sie die Länder unterstützen. Sie vereinbarten zudem eine anhaltende regionsweite enge Zusammenarbeit.
Direkt von jungen Menschen hören
Auch eine Gruppe von Jugendberatern, die seit einigen Monaten den fachlichen Beirat zum Thema Schulbetrieb während der COVID-19-Pandemie berät, wurde eingeladen, sich an der Tagung zu beteiligen und ihren Beitrag zu leisten. Die Perspektive und Beteiligung junger Menschen ist im Hinblick auf das Thema Schulbetrieb in Zeiten von COVID-19 von entscheidender Bedeutung.
In ihrer Präsentation hoben die Jugendberater einige Erkenntnisse aus einer Erhebung hervor, die mit Schülern aus der gesamten Europäischen Region durchgeführt worden war. Die Rückmeldungen der Jugendlichen umfassten etwa Bedenken bezüglich der unmittelbaren Auswirkungen auf ihr Lernen und ihr Wohlbefinden sowie darüber, ob Prüfungen und langfristige Pläne, wie etwa die Einschreibung an Universitäten, in Mitleidenschaft gezogen werden könnten.
Einige Schüler erläuterten, dass sie sich unter Druck gesetzt fühlten, ihre Arbeit in kürzerer Zeit abschließen zu müssen, während andere sagten, dass es ihnen in einigen Fällen an der Möglichkeit fehle, von zu Hause aus eine ordnungsgemäße Ausbildung zu erhalten. Sie verwiesen dabei etwa auf eine schlechte Internetverbindung oder die Tatsache, dass sie in einer gefährdeten Situation leben.
Während der Tagung wurde auch hervorgehoben, wie wichtig es ist, Kinder und Jugendliche mit Behinderungen oder Vorerkrankungen gezielt zu unterstützen.
Auf gemeinsamen Erfahrungen aufbauen
Die virtuelle Diskussion in dieser Woche baute auf einer im August abgehaltenen Tagung auf, bei der die Notwendigkeit des Austauschs von Evidenz und Erfahrungen im Hinblick auf den Schulbetrieb während der COVID-19-Pandemie deutlich gemacht wurde. Dies führte zur Einrichtung des fachlichen Beirats, in dessen Rahmen seitdem das Thema Schulbetrieb vor dem Hintergrund der zur Bekämpfung von COVID-19 ergriffenen Maßnahmen erörtert wird.
Bildung hat oftmals Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit in der Gesellschaft. Die Schließung von Schulen hat Anlass zur Besorgnis gegeben, dass einige Schüler zurückgelassen werden könnten und viele weitere infolge der Pandemie mit psychischen Gesundheitsproblemen zu kämpfen haben.
Die Maxime, niemanden zurückzulassen, ist auch ein wichtiges Element des Europäischen Arbeitsprogramms 2020–2025 – „Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“. Das Thema psychische Gesundheit und die Einrichtung einer Koalition für psychische Gesundheit ist eine der vier Prioritäten, die die Arbeit des WHO-Regionalbüros für Europa in den kommenden Jahren bestimmen werden.