WHO/Europa hat ein neues Dokument veröffentlicht, das jene Länder unterstützen soll, die eine Dienststelle mit Zuständigkeit für verhaltensbezogene Erkenntnisse im Gesundheitsbereich schaffen wollen. Das Dokument enthält
Empfehlungen zu den wichtigsten Überlegungen, die von der Ansiedlung und personellen Besetzung einer solchen Dienststelle bis zur Sicherung ihrer Effektivität und Nachhaltigkeit reichen.
Die Erstellung des Dokuments erfolgte auf der Grundlage einer umfassenden Konsultation mit Experten, die unter verschiedenen Rahmenbedingungen Dienststellen für verhaltensbezogene Erkenntnisse geschaffen haben, sowie von Beratungen mit dem Fachlichen
Beirat für verhaltensbezogene Erkenntnisse und Verhaltensforschung im Gesundheitsbereich beim WHO-Hauptbüro.
Jonas Sivelä, Leiter des Zentrums für kulturelle, verhaltens- und medienbezogene Erkenntnisse (CUBE) am Finnischen Institut für Gesundheit und Wohlbefinden, lobte den Leitfaden: „Das neue Dokument von WHO/Europa war für mich
nützlich bei meinen Überlegungen über die Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf die Schaffung einer querschnittsorientierten Dienststelle, die ein tieferes Verständnis von Kultur und Verhalten in die Gesundheitspolitik
und die Ausgestaltung der Leistungsangebote bringen soll.“
Berücksichtigung verhaltensbezogener Erkenntnisse im gesamten Gesundheitswesen
Verhaltensbezogene Erkenntnisse haben zur Bewältigung von komplexen Gesundheitsthemen wie Adipositas, Bekämpfung des Tabakgebrauchs und Akzeptanz von Impfungen beigetragen, und zwar durch Interventionen, die:
- verhaltensbezogen und kulturell fundiert,
- personenorientiert,
- effektiv und
- ausgewogen sind.
Darüber hinaus kommen verhaltensbezogene Erkenntnisse auch zur Ergänzung der Medizinwissenschaften und der Epidemiologie bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie zum Einsatz.
Aufgrund dieser positiven Erfahrungen haben Gesundheitsbehörden in mindestens fünf Ländern der Europäischen Region der WHO schon spezielle Dienststellen für verhaltensbezogene Erkenntnisse geschaffen, und viele andere stellen
auf nationaler Ebene Überlegungen über einen strukturierten Ansatz für die Arbeit in diesem Bereich an.
Überlegungen bei der Einrichtung einer Dienststelle für verhaltensbezogene Erkenntnisse
In dem Dokument werden konkrete Maßnahmen für jede der acht Überlegungen genannt, von der Gewinnung politischer Akzeptanz bis zum Entwurf einer Strategie für die Dienststelle.
Auch wenn sich die genauen Schritte natürlich je nach Land und Organisation unterscheiden, so wirkt der Leitfaden doch darauf hin, dass die wesentlichen Bereiche berücksichtigt werden, und liefert Fallbeispiele zur Veranschaulichung der Bandbreite
an Themen und Methoden, mit denen sich solche Dienststellen befassen können.
Das Europäische Arbeitsprogramm
Das Referat für verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse (BCI) bei WHO/Europa ist eine Flaggschiff-Initiative des Europäischen Arbeitsprogramms 2020–2025 – „Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“, die 2020
geschaffen wurde und die die Anstrengungen der Länder koordinieren und ihnen entsprechende Erkenntnisse und fachliche Leitlinien auf diesem Gebiet an die Hand geben soll. Das Referat hat sich zusammen mit Ländern und Partnerorganisationen
in der Europäischen Region um die Entwicklung einer gemeinsamen Vision sowie gemeinsamer Ziele und Verpflichtungen in Bezug auf verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse zur Förderung der Gesundheit bemüht. Als Ergebnis wird den
Mitgliedstaaten in der Europäischen Region im September 2022 eine Resolution über verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse im Gesundheitsbereich vorgelegt.
Das Referat für verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse bietet interessierten Ländern eine Reihe von Instrumenten zur Unterstützung bei der Einrichtung von Dienststellen oder Teams mit spezieller Zuständigkeit für verhaltensbezogene
Erkenntnisse an. Es kann auch kollegiale Unterstützung bereitstellen und interessierte Länder mit anderen zusammenbringen, die bei der Umsetzung verhaltensbezogener Erkenntnisse schon weiter vorangekommen sind. Weitere Auskünfte erhalten
Sie über folgende E-Mail-Adresse: euinsights@who.int