Experten aus neun Ländern Osteuropas und Zentralasiens kommen in dieser Woche zu einem Workshop in Tiflis (Georgien) zusammen, um die finanziellen Härten zu ermitteln, mit denen die Menschen zu kämpfen haben, wenn sie aus eigener Tasche für ihre Gesundheitsversorgung zahlen müssen. Unter Federführung des WHO-Büros Barcelona zur Finanzierung der Gesundheitssysteme ist diese Tagung Teil einer neuer Kooperation mit osteuropäischen und zentralasiatischen Ländern zur Überwachung der finanziellen Absicherung – einer zentralen Dimension der allgemeinen Gesundheitsversorgung.
Der Workshop wird ein Netzwerk nationaler Experten zusammenführen – Beamte aus nationalen Statistikämtern, Gesundheitsministerien und Krankenkassen sowie unabhängige Analysten –, um zwei häufige Indikatoren für finanzielle Härten in den Gesundheitssystemen zu ermitteln: ruinöse und zur Verarmung führende Gesundheitsausgaben aus eigener Tasche.
Ruinöse Zahlungen übersteigen 40% der Fähigkeit eines Haushalts, für Gesundheitsleistungen zu zahlen, während zu Verarmung führende Zahlungen Haushalte unter bzw. noch weiter unter die Armutsgrenze drücken. Haushalte, die mit ruinösen oder zu Verarmung führenden Zahlungen aus eigener Tasche zu kämpfen haben, sind möglicherweise nicht in der Lage, sich andere grundlegende Bedürfnisse zu leisten, wie Nahrungsmittel, Wohnung und Strom.
Darüber hinaus produziert das Netzwerk aktuelle Informationen zur Gestaltung von Kostenerstattungskonzepten in den einzelnen Ländern: nationale Beschlüsse darüber, wer Zugang zu staatlich finanzierten Gesundheitsleistungen erhält, über den Umfang des Pakets an öffentlichen Zuwendungen und darüber, ob die Menschen Nutzergebühren (Zuzahlungen) für abgedeckte Gesundheitsleistungen, einschließlich Medizin, zahlen müssen. Diese Informationen ermöglichen es den Ländern, Lücken bei ihrer Gesundheitsversorgung zu ermitteln, die für Haushalte zu finanziellen Härten führen.
Teilnehmer des Workshops kommen aus Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, der Republik Moldau, Tadschikistan, der Ukraine und Usbekistan.
Neue Erkenntnisse über finanzielle Absicherung gewinnen
Viele dieser Länder gewinnen zum ersten Mal auf Chancengleichheit ausgerichtete und praktisch umsetzbare Informationen zu finanziellen Härten. Der Workshop stellt für sie eine Gelegenheit dar, um diese Erkenntnisse mit anderen zu teilen und zu interpretieren. Dies ist besonders relevant, da Zahlungen aus eigener Tasche in den meisten Ländern, die an diesem Workshop teilnehmen, die Haupteinnahmequelle der Gesundheitsfinanzierung darstellen und so die Fortschritte auf dem Weg zu einer allgemeinen Gesundheitsversorgung hemmen.
Finanzielle Absicherung – also der bezahlbare Zugang zur Gesundheitsversorgung – ist ein Indikator der Ziele für nachhaltige Entwicklung, Teil der Europäischen Säule sozialer Rechte und steht im Zentrum des Europäischen Arbeitsprogramms, des strategischen Handlungsrahmens von WHO/Europa. Über das WHO-Büro Barcelona überwacht WHO/Europa die finanzielle Absicherung in über 40 Ländern. Darüber hinaus leistet das Büro in Barcelona maßgeschneiderte fachliche Hilfe für die Länder, um finanzielle Härten und unerfüllte Bedürfnisse bei der Gesundheitsversorgung durch die Identifizierung und Beseitigung von Versorgungsdefiziten zu verringern.