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Eine Krankenschwester von AIDES verabreicht eine Mpox-Impfung.
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Mpox-Impfung, Gesundheitsberatung und -versorgung für HIV-Infizierte in Frankreich: die Arbeit von AIDES

13 July 2023
News release
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„Auf dem Höhepunkt des Mpox-Ausbruchs im letzten Sommer konnten wir uns auf nichts anderes konzentrieren, aber als die Zahl der Mpox-Fälle zurückging, kehrten wir zu unserem normalen Leben zurück. Aber wir dachten nicht: jetzt ist es mit den Mpox vorbei, sondern eher, es könnte 2023 oder in zwei bis drei Jahren wieder auftauchen“, erzählt Fabrice Pilorge, Leiter der Abteilung Überzeugungsarbeit bei AIDES, einer Organisation, die den Kampf gegen HIV/Aids und Virushepatitis in Frankreich anführt. 

Was also tut AIDES jetzt, fast ein Jahr nach dem Höhepunkt des Ausbruchs der Mpox (Affenpocken) in der Europäischen Region der WHO, von dem vor allem schwule, bisexuelle und andere Männer mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten betroffen waren?

Die Organisation, für die in Frankreich mehr als 2000 Mitarbeiter und Freiwillige tätig sind, will mit HIV lebende Menschen und andere Risikogruppen ermutigen, sich ihre zweite Mpox-Impfung zu holen oder sich überhaupt impfen zu lassen, falls dies noch nicht geschehen ist. Außerdem bemüht sie sich, die Debatte über Mpox neu in Gang zu bringen. 

„Abgesehen von unserem Auftrag konzentrieren wir uns besonders auf Menschen, die mit HIV leben, weil für sie bei einer Infektion mit dem Mpox-Virus ein größeres Risiko einer schweren Erkrankung besteht. Gerade bei dieser Gruppe [Menschen mit unbehandelter und fortgeschrittener HIV-Infektion] gilt es Todesfälle und schwere gesundheitliche Komplikationen zu verhindern“, sagt Franck Barbier, Programmleiter bei AIDES. 

„Im letzten Jahr hatten wir oft mit Menschen mit starken Schmerzen zu tun und haben ihnen dabei geholfen, ihre Schmerzen zu lindern, damit sie nicht ins Krankenhaus mussten. In diesem Jahr erinnern wir die Menschen daran, sich selbst und andere zu schützen, regelmäßig auf Symptome zu achten und daran zu denken, wie man die Symptome erkennt, damit man im Bedarfsfall schnell handeln kann.“ 

Er fügt hinzu: „Wir sind kein Verband von Ärzten oder Pflegekräften, aber seit Kurzem führen wir Kliniken für sexuelle Gesundheit durch und bieten Menschen, die von Mpox betroffen sind, Gesundheitsberatung und -versorgung an.“

Franck und seine Kollegen haben festgestellt, dass das Interesse an Beratungs- und Leistungsangeboten in Bezug auf Mpox seit dem Frühjahr, als wieder erste Anfragen zu Impfungen eingingen, wieder zugenommen hat.   

AIDES hat entscheidend dazu beigetragen, die Impfangebote auszuweiten und sie den betroffenen Gruppen näherzubringen. In ganz Frankreich gibt es etwa 200 Stellen, an denen sich gefährdete Gruppen gegen Mpox impfen lassen können. Dazu gehören Krankenhäuser und Kliniken für sexuelle Gesundheit, aber auch teilweise Apotheken sowie AIDES-Zentren in Großstädten.  

Nach den öffentlich gemeldeten Zahlen hat Frankreich mit mehr als 160 000 geimpften Personen (Stand: April 2023) wohl die höchste Zahl von Menschen in Europa gegen Mpox geimpft. 

Doch viele Menschen mit erhöhtem Mpox-Risiko sind weiterhin ungeimpft. Mit der Zunahme des internationalen Reiseverkehrs und internationaler Veranstaltungen, bei denen es zu sexuellen Handlungen kommen kann, könnte sich auch die Zahl der Mpox-Fälle in diesem Sommer erhöhen. Daher kommen die Bemühungen von AIDES, das Interesse an einer kompletten Impfung zu wecken, zur rechten Zeit. 

Den Weg für die Eradikation der Mpox ebnen 

Die Arbeit von AIDES in Abstimmung mit den französischen Gesundheitsbehörden umfasst zahlreiche Initiativen, die dazu beigetragen haben, die Zahl der Fälle von Mpox seit dem letzten Sommer zu senken und niedrig zu halten. Dabei waren die leichtere Verfügbarkeit der Mpox-Impfung und eine maßgeschneiderte Gesundheitsberatung und -versorgung entscheidend, aber es ging um viel mehr.  

So hat AIDES im letzten Sommer eine Telegram-Gruppe eingerichtet, um Menschen mit Mpox zu helfen, während der 21-tägigen Selbstisolation Einsamkeit und Angst zu bewältigen. Mit dieser Gruppe konnte es etwa 500 Personen erreichen. Um die Ausbreitung von Mpox-Infektionen einzudämmen, hat AIDES auch ein Online-Tool entwickelt, mit dem Mpox-Infizierte ihre Sexualpartner und andere Kontaktpersonen anonym vor einer möglichen Exposition gegenüber Mpox warnen können. 

Auch wenn Mpox derzeit nicht als gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite eingestuft wird, so gibt sich AIDES damit doch nicht zufrieden. Neben der Wiederbelebung der Debatte über Mpox und der dringenden Aufforderung an die Gesundheitsbehörden, dies im kommenden Sommer und Herbst ebenfalls zu tun, sowie der Aufforderung an die Risikogruppen, sich impfen zu lassen, arbeitet AIDES weiterhin mit den Gesundheitsbehörden und mit WHO/Europa an einem langfristigen Plan zur Bekämpfung und schließlich Eliminierung der Mpox in Frankreich. 

Kampagne von WHO/Europa zur Bekämpfung und Eliminierung der Mpox 

Im Juni 2022 berief WHO/Europa eine informelle Arbeitsgruppe ein, die an der Erstellung von Empfehlungen für Risikokommunikation, Bürgerbeteiligung und die Bewältigung von Infodemien (RCCE-IM) sowie an der Entwicklung entsprechender Materialien unter Beteiligung der betroffenen Risikogruppen mitwirken und einen Austausch über Maßnahmen zur Bürgerbeteiligung in Verbindung mit dem Ausbruch der Mpox führen sollte. 

AIDES ist eine von 30 zivilgesellschaftlichen Organisationen, die sich an der Entwicklung des RCCE-IM-Toolkits für Mpox und des Kurzdossiers zur Eliminierung der Mpox beteiligt haben, um die Sichtweise der betroffenen Gruppen in die Gegenmaßnahmen einzubringen und Tipps zu geben, wie diese Gruppen erreicht werden können. 

Am 17. Mai 2023, ein Jahr nach Beginn der Maßnahmen zur Bekämpfung der Mpox, startete WHO/Europa seine Kampagne „Eliminierung der Mpox: die betroffenen Bevölkerungsgruppen im Mittelpunkt der Gegenmaßnahmen“, um diese Gruppen sowie zivilgesellschaftliche Organisationen, Gesundheitsbehörden und Leistungsanbieter zu weiteren Anstrengungen zur Bekämpfung und Eliminierung der Mpox in der Europäischen Region zu veranlassen.   

Die Kampagne orientiert sich an dem jüngsten Kurzdossier von WHO/Europa zum Thema Mpox, in dem die Maßnahmen beschrieben werden, die die Länder der Region ergreifen müssen, um sich auf die bevorstehende Saison mit ihren Massenveranstaltungen vorzubereiten und um mittel- bis langfristig die Ausbreitung der Mpox zu verhindern. 

Zu diesen Maßnahmen gehört es, den Zugang zu Tests und Impfungen zu erleichtern und sie den betroffenen Gruppen näherzubringen, aber auch die Bekämpfung der Mpox in nationale Programme zur sexuellen Gesundheit zu integrieren – Maßnahmen, die, wie AIDES und die französischen Gesundheitsbehörden bereits gezeigt haben, durchaus möglich sind.