Angesichts zunehmender Hinweise darauf, dass das Zusammenwirken von COVID-19 und nichtübertragbaren Krankheiten schwere Krankheitsverläufe, einschließlich mit tödlichem Ausgang, begünstigt, hat der WHO-Regionaldirektor für Europa eine Initiative zur drastischen Beschleunigung der Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten und ihrer Risikofaktoren in der gesamten Europäischen Region der WHO in die Wege geleitet.
Der neu eingerichtete fachliche Beirat für Innovationen im Bereich der nichtübertragbaren Krankheiten wird neue Impulse für Maßnahmen zur Verwirklichung des auf nichtübertragbare Krankheiten bezogenen Nachhaltigkeitsziels (SDG) geben.
Ein neuer Partnerschaftsmechanismus zur Forcierung des Kampfes gegen nichtübertragbare Krankheiten
Mehr als 80% aller Todesfälle in der Europäischen Region werden durch nichtübertragbare Krankheiten verursacht – ein vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie besonders besorgniserregender Trend.
Die vier häufigsten Arten von nichtübertragbaren Krankheiten sind: Herz-Kreislauf-Erkrankungen (koronare Herzkrankheit, Schlaganfall), Krebserkrankungen, chronische Atemwegserkrankungen (chronische obstruktive Lungenkrankheit, Asthma) und Diabetes. Ungünstige Ernährung, Bewegungsmangel sowie Tabak- und Alkoholkonsum erhöhen das Risiko in Bezug auf nichtübertragbare Krankheiten zusätzlich.
Trotz einiger Fortschritte bei der Senkung der vorzeitigen Mortalität und der Verbesserung der Lebenserwartung in vielen Mitgliedstaaten dürfte die Europäische Region insgesamt die in den SDG enthaltene Zielvorgabe 3.4 – die Senkung der Frühsterblichkeit aufgrund von nichtübertragbaren Krankheiten um ein Drittel bis 2030 – wohl verfehlen.
„Nichtübertragbare Krankheiten verursachen in der gesamten Europäischen Region großes Leid. Sie haben negative Auswirkungen auf viele Aspekte unseres gesellschaftlichen Lebens – indem sie bestehende Ungleichheiten innerhalb der Bevölkerung verschärfen, die soziale und ökonomische Entwicklung beeinträchtigen und uns bei der Verwirklichung der SDG vor erhebliche Probleme stellen“, erklärt Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa.
Der fachliche Beirat für nichtübertragbare Krankheiten wird die Kapazitäten des Regionalbüros und der Mitgliedstaaten für die Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten erhöhen. Seine erste Sitzung findet am 14. Dezember in virtueller Form statt. Als Sekretariat des Beirats wird das Europäische Büro der WHO für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten in Moskau fungieren.
Internationaler Sachverstand und einschlägige Erfahrung
Mitglieder des fachlichen Beirats sind hochrangige Verantwortliche, führende Experten und klinische Praktiker aus Regierungen, wissenschaftlichen Einrichtungen und Denkfabriken sowie Berufsverbänden und Organisationen der Zivilgesellschaft. Sie werden bei der Neugestaltung von Prävention und Management nichtübertragbarer Krankheiten in der Europäischen Region aus ihren Fachdisziplinen sowie ihrem Sachverstand und ihrer Praxiserfahrung schöpfen.
„Ich bin überzeugt, dass der Beirat des Regionalbüros mit seinem umfangreichen Sachverstand, seinem breiten Horizont und der großen Bandbreite an praktischen Erfahrungen den Mitgliedstaaten dabei helfen wird, bessere Resultate im Bereich der nichtübertragbaren Krankheiten zu erreichen, und zu gemeinsamem Handeln für mehr Gesundheit beitragen wird“, fügt Dr. Kluge hinzu.
Die wichtigsten Aufgaben des fachlichen Beirats für nichtübertragbare Krankheiten sind:
- Beratung in Bezug auf innovative Lösungsansätze zur Senkung der Prävalenz nichtübertragbarer Krankheiten in der Europäischen Region der WHO;
- Empfehlung konkreter Wege zur Stärkung der Zusammenarbeit mit einschlägigen Akteuren, Partnern und Interessengruppen;
- Schaffung eines Forums für den Austausch von Grundsatz- und Fachwissen und Praxiserfahrung; und
- Anleitung und Unterstützung für das Regionalbüro bei der Gestaltung der künftigen politischen Tagesordnung im Bereich der nichtübertragbaren Krankheiten in der Europäischen Region sowie auf nationaler und subnationaler Ebene.
Die Arbeit des fachlichen Beirats für nichtübertragbare Krankheiten hat ihre Grundlage im Europäischen Arbeitsprogramm 2020–2025 – „Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“ (EPW). Die zentralen Grundsätze des EPW lauten: allmähliche Verwirklichung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung, wirksamerer Schutz der Menschen vor gesundheitlichen Notlagen und Gewährleistung eines gesunden Lebens für alle Menschen jeden Alters und Förderung ihres Wohlergehens.