Ein Raum in einem Krankenhaus, der zuvor für Besprechungen und Präsentationen genutzt worden war, wurde zur Bühne für die fiktive Inszenierung einer Notaufnahme in den hektischen Minuten nach Bekanntwerden eines Ereignisses mit einem Massenanfall von Verletzten (sog. „MANV-Ereignis“).
Dutzende Verletzte, überfüllte Krankenhauskorridore, Koordinierungsversuche und aufdringliche Journalisten, die sich Einblick in die Situation in der Notaufnahme verschaffen wollen: all dies wurde in Planübungen inszeniert, in denen Gesundheitspersonal aus vier großen Krankenhäusern in Griechenland an dem ersten persönlichen Lernprogramm in der Europäischen Region für die Bewältigung hoher Opferzahlen teilnahm, das unter der Aufsicht und Federführung von Mitgliedern der WHO-Akademie in Athen stattfand.
„Das ist ein hervorragender Kurs, der sowohl interaktiv als auch praktisch ausgerichtet ist und über eine theoretische Grundlage verfügt“, sagte Marina Kalogridaki, Leiterin der Notaufnahme am Allgemeinkrankenhaus Attika (KAT) in Athen. Sie hob namentlich den Wert der Veranstaltung vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie hervor und fügte hinzu, dass die Einführung wissenschaftlich fundierter Aktionspläne dem nationalen Gesundheitssystem sicherlich zugute kommen werde.
Innovativ und interaktiv
Das Programm der WHO-Akademie umfasste ausführliche Lerninhalte für Bereitschaftsplanung und Gegenmaßnahmen in Bezug auf einen Massenanfall von Verletzten. Speziell befasste es sich mit der Organisation und der Tätigkeit des Personals in Notaufnahmen mit Schwerpunkt auf den ersten 30 Minuten nach Bekanntwerden eines MANV-Ereignisses. Mittels einer innovativen, hochgradig interaktiven Methodik, die auf Erfahrungslernen setzt, umfasste das Programm Konzepte von Erwachsenenbildung, Teamarbeit, Rollenspiel, Kompetenzerwerb und Verhaltensänderungen.
Dr. Eleni Pavlidou, Leiterin der Notaufnahme am Allgemeinen Universitätskrankenhaus Patras, freute sich darüber, dass jüngere Mitarbeiter, vor allem solche, die noch nicht an derartigen Schulungen teilgenommen hätten, sich aktiv an den verschiedenen Aktivitäten beteiligten. Sie stellte fest, dass Aktionspläne mit klar festgelegten Aufgaben und klaren Leitlinien erheblich dazu beitragen würden, das übrige Personal in ihrer Abteilung und vielleicht sogar im gesamten Krankenhaus zu schulen und gleichzeitig die Reaktion des Krankenhauses auf unvorhersehbare Ereignisse zu optimieren.
An der viertägigen Veranstaltung nahmen Notaufnahmeteams aus vier verschiedenen Krankenhäusern in Athen und Patras teil: dem Universitätskrankenhaus Attikon, dem Allgemeinkrankenhaus Attika (KAT), dem Allgemeinen Universitätskrankenhaus Patras und dem Allgemeinkrankenhaus 251 der Luftwaffe. Die Schulung fand vom 24. bis 28. Mai am Universitätskrankenhaus Attikon statt.
Ergebnisse des Programms
Dieses Lernprogramm zielt darauf ab, sowohl individuelle als auch teamgestützte Fähigkeiten in Bezug auf die Bewältigung hoher Opferzahlen zu entwickeln:
Vorbereitung und Reaktion auf MANV-Ereignisse und deren Bewältigung mittels eines koordinierten kollektiven Ansatzes auf Grundlage des Plans der Notaufnahme für die Bewältigung hoher Opferzahlen;
Beschreibung der Aufgaben aller Mitarbeiter der Notaufnahme während eines MANV-Ereignisses, einschließlich der Mitglieder des Ereignis-Kommandoteams, des Triage-Teams und der Mitarbeiter der Grünen und der Roten Zone;
Erledigung der eigenen Aufgaben als Mitglied eines Notaufnahmeteams während der Vorbereitungs-, Reaktions- und Bewältigungsphasen in Planübungen am eigenen Krankenhaus;
Arbeiten als Team und Bewältigung von Stressbelastung während eines MANV-Ereignisses;
Umgang mit Informationen sowie interne und externe Kommunikation während eines MANV-Ereignisses;
Steuerung der Patientenströme während eines MANV-Ereignisses;
Mobilisierung der erforderlichen Geräte, Hilfsgüter und Logistik während eines MANV-Ereignisses;
Durchführung administrativer und klinischer Verfahren während eines MANV-Ereignisses;
Kontrolle über Menschenmengen und Konfliktbewältigung;
Analyse der Prozesse von Teams für die Reaktion auf MANV-Ereignisse und Verbesserung des Plans der Notaufnahme zur Bewältigung hoher Opferzahlen.
Dies war für die Teilnehmer auch eine Gelegenheit zum Austausch von vorbildlichen Praktiken und bestehenden Herausforderungen und zur Sensibilisierung für die Unterschiede zwischen Krankenhäusern in Bezug auf Notfallvorsorge.
Auf Erfolgen aufbauen
Das Programm wurde vom WHO-Länderbüro in Griechenland in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen unter der Aufsicht von Dr. Emmanouil Pikoulis, Professor für allgemeine Chirurgie, koordiniert. Dr. Pikoulis erklärte: „Das Programm der WHO-Akademie ist zutiefst praktisch angelegt und so gestaltet, dass es sich leicht an die Erfordernisse der zu schulenden Krankenhäuser anpassen lässt; deshalb ist es so erfolgreich.“
Nach Abschluss der Schulung trafen die Mitglieder der WHO-Akademie zusammen mit Vertretern des WHO-Länderbüros in Griechenland einen Repräsentanten der Direktion Bereitschaftsplanung für gesundheitliche Notlagen beim Gesundheitsministerium, um ihm das Programm vorzustellen und eine landesweite Einführung für alle griechischen Krankenhäuser vorzuschlagen.
„Diese Schulung war innovativ und kam gerade zum rechten Zeitpunkt, da die COVID-19-Pandemie die Notwendigkeit höherer Kapazitäten in der Notfallvorsorge verdeutlicht hat“, erklärte die Repräsentantin der WHO in Griechenland, Dr. Marianna Trias. „Das WHO-Länderbüro in Griechenland freut sich sehr, zur Verbreitung eines so wichtigen Kurses beitragen zu können. Wir hoffen, dass dies der Beginn einer Reihe von Schulungen der WHO-Akademie zur Bewältigung hoher Opferzahlen in Ländern der Europäischen Region der WHO sein wird, weil dadurch die einheitliche Bereitstellung von Leistungen der Notfallversorgung und der Aufbau einer gemeinsamen Grundlage für Verständnis und Wissensaustausch gefördert werden.“