Während der gesamten Pandemie waren Organisationen der Zivilgesellschaft wesentliche Partner bei der Verringerung der Auswirkungen von COVID-19 auf Individuum und Gesellschaft, insbesondere mit Blick auf schwer erreichbare und besonders gefährdete Gruppen. Die direkte Beteiligung von Organisationen der Zivilgesellschaft – von der Planung bis zur Umsetzung und Evaluation von Vorsorge, Bereitschaftsplanung und Reaktion – hat auch dazu beigetragen, staatliches Handeln zu stärken, und war ein maßgeblicher Einflussfaktor, der die Bürger zur Einhaltung von Empfehlungen veranlasst hat.
Um Organisationen der Zivilgesellschaft einzubinden und zu befähigen, hat WHO/Europa nun eine Initiative gestartet, die ihnen einen weiteren Beitrag zur Bekämpfung von COVID 19 ermöglichen und die künftige Vorsorge und Handlungsbereitschaft von Ländern und Bürgern durch folgende Maßnahmen fördern soll:
- Stärkung der Handlungsbereitschaft und Widerstandsfähigkeit der Bürger in Bezug auf Notlagen;
- Bereitstellung von Leistungen für besonders gefährdete Gruppen;
- Verbesserung der inklusiven Politiksteuerung.
Während der online abgehaltenen Veranstaltung zum Start der Initiative erklärte Dr. Dorit Nitzan, Direktorin für gesundheitliche Notlagen in der Europäischen Region der WHO: „Die heute gestartete Initiative für Organisationen der Zivilgesellschaft ist beispiellos und kann die Art und Weise, wie die WHO, die Regierungen und die Bürger mit dieser und künftigen Notlagen umgehen, von Grund auf verändern.“
Umsetzung eines gesamtgesellschaftlichen Ansatzes in die Praxis
Diese Initiative wird direkt in elf ausgewählte Organisationen der Zivilgesellschaft in acht Mitgliedstaaten der Europäischen Region der WHO investieren, um zu demonstrieren, inwiefern bereits kleine Investitionen in Organisationen der Zivilgesellschaft eine spürbare Wirkung erzielen können.
Die ausgewählten Organisationen der Zivilgesellschaft, die direkt mit Flüchtlingen und Migranten, Roma-Gemeinschaften, Menschen mit Behinderungen, Senioren, religiösen Führungspersönlichkeiten, Frauen und von Konflikten betroffenen Gemeinschaften zusammenarbeiten, können auf eine lange Tradition der Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen und Gebern zurückblicken und so etwas für ihre jeweilige Klientel bewirken, indem sie Bedarfsabschätzungen durchführen, Beeinträchtigungen von Angeboten angehen und Plattformen für die Inklusion von Gemeinschaften schaffen.
Einige der im Rahmen der acht Projekte durchgeführten Initiativen betreffen etwa:
- die Erprobung eines Fernzugangs zu Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen in Griechenland;
- die Beschäftigung von Gesundheitsmediatoren für Flüchtlinge und Migranten in Serbien;
- die Einbeziehung von im Ruhestand befindlichen Gesundheitsfachkräften in die Koordination der Reaktion auf COVID-19 in Kirgisistan;
- die Schaffung von Gemeindevertretungen für Roma-Gemeinschaften in Nordmazedonien;
- die Förderung des Dialogs mit von Konflikten betroffenen Gemeinschaften in der Ukraine;
- die Einbeziehung religiöser Führungspersönlichkeiten verschiedener Glaubensrichtungen in die Bestärkung von Gemeinschaften, sich impfen zu lassen, in Israel;
- die Verbesserung der Fähigkeiten von Gesundheitsfachkräften in den Bereichen berufsbedingter Burnout und häusliche Gewalt in Georgien; und
- den Aufbau von Kapazitäten in Kommunalbehörden zur Einbeziehung von Flüchtlingen und Migranten in Slowenien.
Verbesserung der Eigenverantwortung von Gemeinschaften
Im Rahmen dieser Initiative werden die Organisationen in Zusammenarbeit mit den Regierungen neue Bottom-up-Ansätze erproben, um die Bürger in Pläne einzubeziehen, die ihr Leben betreffen, und um zu gewährleisten, dass sie an politischen Entscheidungsprozessen beteiligt werden. Dies ist ein wichtiger Bestandteil der Verlagerung von einer Bürgerbeteiligung hin zur Befähigung der Bürger.
Durch die Beteiligung der Organisationen der Zivilgesellschaft können die Mitgliedstaaten eine Verbesserung der Widerstandsfähigkeit von Gemeinschaften erwarten, was zu einer besseren Umsetzung der nationalen strategischen Vorsorge- und Reaktionspläne bei zukünftigen Notlagen führen wird.
- WHO/Europa wird unmittelbar mit den Organisationen der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten und sie durch folgende Maßnahmen dazu befähigen, zu Triebkräften des Wandels zu werden:
- die Schaffung/Nutzung vertrauensvoller Beziehungen zwischen Organisationen der Zivilgesellschaft und Bürgern, auch in Fällen, in denen das Vertrauen in die Behörden gering ist;
- die Verbesserung des Verständnisses für die und die Berücksichtigung der Risikowahrnehmung und Bedenken der Bürger;
- die Versöhnung von Wissenschaft und Gesellschaft/Religion (d. h. die Sicherstellung, dass Botschaften und Maßnahmen sowohl wissenschaftlich fundiert als auch kulturell annehmbar sind);
- die Verbesserung des Zugangs zu gefährdeten Gruppen und die Bereitstellung von relevanten gesundheitlichen Empfehlungen für diese;
- die Beseitigung von Furcht vor und Stigmatisierung von bestimmten Gruppen oder Maßnahmen;
- den Aufbau von Kapazitäten in den Gemeinschaften zugunsten einer besseren Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft; und
- die Förderung einer inklusiven Politiksteuerung, die die Bedürfnisse gesellschaftlicher Gruppen in die Vorsorge und Bereitschaftsplanung für sowie die Reaktion auf Notlagen einbindet.
Die von der Stiftung für die Vereinten Nationen und den Solidaritätsfonds zur Bekämpfung von COVID-19 finanzierte Pilotinitiative wird bis Dezember 2021 laufen.