Obwohl die Zahl der Fälle von Affenpocken (Mpox) in den letzten Monaten deutlich zurückgegangen ist, darf doch nicht vergessen werden, dass das Virus in der Europäischen Region der WHO immer noch in geringem Umfang zirkuliert. Einige Mitgliedstaaten melden nach wie vor neue Fälle, und die Wahrscheinlichkeit weiterer Einschleppungen von außerhalb der Europäischen Region, entweder aus Endemiegebieten oder neu betroffenen Ländern, ist groß.
Die WHO ist besorgt, dass die Fallzahlen durch sexuelle Kontakte während Veranstaltungen, die von einem großen regionalen und internationalen Publikum besucht werden, ansteigen könnten, wenn diejenigen, die bei diesem Ausbruch am meisten gefährdet sind – Männer mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten – nicht weiterhin wachsam sind und sich schützen. Die WHO ruft all jene, die einem erhöhten Risiko ausgesetzt sein könnten, dazu auf, auch weiter auf die Symptome von Mpox zu achten, sich testen zu lassen und auf Sex zu verzichten, wenn sie Symptome entwickeln, und sich nach Möglichkeit gegen Mpox impfen zu lassen.
Ein Jahr nach der Entdeckung des aktuellen Mpox-Ausbruchs in der Europäischen Region wird WHO/Europa eine neue Kampagne starten, um die Botschaft zu verdeutlichen, dass Mpox nach wie vor präsent ist und weiterhin Wachsamkeit erfordert.
Dies ist besonders wichtig in den Frühlings- und Sommermonaten, wenn in Städten in ganz Europa eine Reihe von Kink- und Fetisch-Events sowie zahlreiche Pride-Festivals stattfinden. WHO/Europa sprach mit The Love Tank, einer zivilgesellschaftlichen Organisation aus dem Vereinigten Königreich, die die Besucher dieser Veranstaltungen darüber aufklärt, wie sie ihre Gesundheit schützen können.
Macht euch bereit!
The Love Tank ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in London, die die Gesundheit und das Wohlbefinden unterversorgter Gemeinschaften durch Aufklärung, Kompetenzbildung und Forschung fördert. Vor Kurzem hat die Organisation im Rahmen ihres Projekts Queerhealth die Kampagne „Ready for It“ gestartet, die sich an Männer mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten in der Kink- und BDSM-Szene (sexuelle Aktivitäten, die Fesselung, Disziplinierung, Dominanz, Unterwerfung, Sadismus und Masochismus beinhalten) richtet.
Ziel ist es, potenzielle Festivalbesucher für Mpox zu sensibilisieren und sie zu ermutigen, sich möglichst impfen zu lassen und auch eine Impfung gegen sexuell übertragbare Infektionen wie Humane Papillomaviren (HPV) oder Hepatitis A und B in Betracht zu ziehen.
Qaisar Siddiqui, Impfkoordinator bei The Love Tank, erklärte gegenüber WHO/Europa, die Kampagne ziele darauf ab, als Teil einer regelmäßigen Untersuchung der sexuellen Gesundheit vor Beginn der Saison das Bewusstsein für Mpox zu schärfen und Impfungen und Tests durchzuführen.
Der Slogan der Kampagne – „Tickets. Schlüssel. Handy. Impfungen“ – signalisiert den Festivalbesuchern, dass das Nachdenken über Mpox und andere sexuell übertragbare Infektionen ein normaler Bestandteil der Vorbereitung auf Veranstaltungen sein sollte, bei denen es zu sexuellen Aktivitäten kommen könnte.
„Bei der Kampagne geht es darum, so gut wie möglich auf sich aufzupassen, die eigene Gesundheit für die Zukunft zu schützen und dabei auch noch Spaß zu haben“, sagt Qaisar. „Wir stellen fest, dass diese Botschaft die Menschen dazu motiviert, sich vorausschauend um Impfungen zu kümmern und generell ihre sexuelle Gesundheit zu schützen.“
„Von Kinkstern, für Kinkster“
Ein wesentliches Element der Kampagne „Ready for It“ ist die Tatsache, dass sie von der Szene für die Szene entwickelt wurde, oder wie es hier heißt, „von Kinksters, für Kinksters“. Qaisar erklärt: „Wir kommen nicht von außen. Als Einzelpersonen haben wir selbst Erfahrung mit der Teilnahme an solchen Veranstaltungen und sind seit Jahrzehnten Teil dieser Szene. Das verschafft uns einen Vorteil, da wir in der Lage sind, Unterstützung in Bereichen anzubieten, in die andere Organisationen oft nur schwer vordringen können.“
Der Ansatz der Kampagne, an die betroffenen Gruppen heranzutreten und für die Inanspruchnahme von Impfungen und anderen Leistungen im Bereich der sexuellen Gesundheit zu werben, wird von der WHO als entscheidend für die Bekämpfung und letztendlich Beseitigung des Mpox-Ausbruchs in der Europäischen Region anerkannt.
Leitfaden für Festivalbesucher, Behörden und Veranstalter in der kommenden Festivalsaison
WHO/Europa hat vor Kurzem einen Katalog mit Materialien zur Vorsorge für Massenveranstaltungen in Bezug auf Mpox veröffentlicht, der Behörden und Veranstalter mit aktualisierten Leitlinien und Informationen auf die diesjährige Festivalsaison vorbereiten soll.
Darüber hinaus steht ein mobilfreundliches Webtool zur Verfügung, das den Festivalbesuchern eine aktuelle Einschätzung der Lage im Land und Links zu den Websites der örtlichen Gesundheitsbehörden sowie Ratschläge zu Präventionsmaßnahmen und Leitlinien der WHO für Mpox anbietet.
Reaktion auf die Mpox in der Europäischen Region im Jahr 2023
Die Kampagne „Ready for It“ ist Teil eines neuen Kompendiums von Fallstudien, das WHO/Europa in Kürze veröffentlichen wird. Die Zielsetzung lautet, Fallbeispiele erfolgreicher Initiativen zur Bekämpfung und Eliminierung von Mpox zu präsentieren.
In den kommenden Wochen wird WHO/Europa auch eine neue Mpox-Strategie veröffentlichen, in der die Schritte erläutert werden, die die Mitgliedstaaten in der Europäischen Region zur Vorbereitung auf die Frühjahrs- und Sommersaison ergreifen müssen, aber auch die mittel- bis langfristigen Erfordernisse zur Unterbindung der anhaltenden Übertragung der Mpox von Mensch zu Mensch.