Vor einem Jahr, im Mai 2022, begannen die Mpox-Übertragungsraten in der Europäischen Region der WHO in die Höhe zu schnellen. Schwule, bisexuelle und andere Männer mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten waren die am stärksten betroffene Gruppe, aber auch Trans- und nicht-binäre Personen waren betroffen.
Zur Bekämpfung von Mpox haben sich Organisationen der Zivilgesellschaft, die betroffene Gruppen vertreten, mobilisiert, um sich selbst zu schützen und eine Weiterübertragung zu verhindern. Zusammen mit den Gesundheitsbehörden leisteten sie wichtige Beiträge zur Surveillance, zu Tests, zur Ermittlung von Kontaktpersonen und zur Behandlung; außerdem warben sie für Impfungen, für Selbstschutz und den Schutz der Bevölkerung und brachten einen reichen Erfahrungsschatz aus der Prävention von HIV und sexuell übertragbaren Infektionen mit – und natürlich ihre Energie und ihr Gespür für Wahrnehmungen und Verhaltensweisen.
Ein Jahr später ist die Zahl der Mpox-Infizierten in der Europäischen Region deutlich zurückgegangen, was wahrscheinlich auf eine Kombination aus verbesserter Risikowahrnehmung und der Anwendung von Schutzmaßnahmen sowie einer verstärkten Immunität infolge von Impfung bzw. Infektion zurückzuführen ist.
WHO/Europa stellt die betroffenen Bevölkerungsgruppen weiterhin in den Mittelpunkt seiner Maßnahmen zur Bekämpfung von Mpox und lässt deren wertvolle Erkenntnisse und Ideen in die Leitlinien und Strategien einfließen, mit dem Ziel, Mpox in der Europäischen Region zu eliminieren.
Den Sommer sicher genießen
„Unsere Bemühungen zur Eindämmung des Ausbruchs scheinen sich gelohnt zu haben, und das ist eine sehr gute Nachricht. Doch Mpox sind noch nicht verschwunden, und es ist ungewiss, wie es weitergeht“, sagt Richard Pebody, der bei WHO/Europa das Ereignismanagement-Unterstützungsteam für Mpox leitet.
Auch wenn es in der Europäischen Region weniger Mpox-Infizierte gibt, so kommt es in einigen Ländern doch nach wie vor in geringem Umfang zu Übertragungen. Im Frühjahr und Sommer könnte es in der Europäischen Region wie auch weltweit erneut zu einem starken Anstieg der Fallzahlen kommen, ausgelöst durch sommerliche Massenveranstaltungen, fehlenden Zugang zu Impfungen und Tests oder Reisen an Orte mit höheren Übertragungs- und niedrigeren Impfraten.
Um eine Chance zur Eliminierung von Mpox zu haben, müssen die Menschen über das Virus Bescheid wissen, und darüber, wie sie sich und ihre Umgebung schützen können“, fügt Dr. Pebody hinzu.
Dazu gehört, sich regelmäßig selbst zu untersuchen, mit Sexualpartnern über Symptome zu sprechen und während der Genesung von Mpox auf sexuelle Handlungen zu verzichten, bis der letzte Schorf abgefallen ist. Die Mpox-Impfung, sofern verfügbar, bietet einen zusätzlichen Schutz, aber es ist wichtig, sich auch nach der Impfung noch andere Schutzmaßnahmen zu beachten. Wer glaubt, Mpox-Symptome zu haben, sollte einen Sexualmediziner oder eine örtliche Klinik für Sexualmedizin aufsuchen.
Nützliche Empfehlungen, Instrumente und Lehren
Während des gesamten Ausbruchs hat WHO/Europa eng mit Gesundheitsbehörden und örtlichen Gruppen zusammengearbeitet und fachliche Unterstützung sowie Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau angeboten. Vier neue Informationsprodukte und Initiativen sollen die Länder der Europäischen Region auf ihrem Weg zur Eliminierung von Mpox unterstützen:
- In einem neuen Kompendium von Fallstudien mit dem Titel „Eliminierung der Mpox in der Europäischen Region – Bekämpfung mit den betroffenen Gruppen im Mittelpunkt“ werden Erfahrungen von zivilgesellschaftlichen Organisationen in so unterschiedlichen Ländern wie Frankreich, Irland, Kasachstan und Serbien geschildert und die wichtigsten Lehren der Beteiligten untersucht. „Wir haben Erfahrungen aus erster Hand über die von MPOWER durchgeführte aufsuchende Arbeit im Bereich Mpox ausgetauscht und Beispiele dafür gegeben, wie Gesundheitsbehörden erfolgreich mit zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammenarbeiten können. Die Einbeziehung der betroffenen Gruppen in die Gegenmaßnahmen ist für die Eliminierung der Übertragung von Mpox entscheidend“, erklärt Adam Shanley, Leiter des Programms MPOWER bei HIV Ireland.
- In einem Kurzdossier mit dem Titel „Überlegungen zur Eindämmung und Eliminierung der Mpox in der Europäischen Region der WHO: die Notwendigkeit integrierter nationaler Arbeitspläne“ werden die Maßnahmen beschrieben, die die Länder ergreifen müssen, um sich auf die bevorstehende Frühjahrs- und Sommersaison mit ihren Massenveranstaltungen vorzubereiten und um mittel- bis langfristig eine anhaltende Übertragung von Mensch zu Mensch zu verhindern.
- Das Kurzdossier wird begleitet von einer Kampagne mit dem Titel „Eliminierung der Mpox: die betroffenen Bevölkerungsgruppen im Mittelpunkt der Gegenmaßnahmen“, die für erneuerte Anstrengungen zur Aufrechterhaltung der bisherigen Erfolge und zur allmählichen Eliminierung der Krankheit in der Europäischen Region wirbt. Mit Geschichten, Videos, Interviews, Fragen und Antworten sowie Posts in den sozialen Medien, die wichtige gesundheitliche Ratschläge beinhalten, soll die Kampagne die wichtigsten betroffenen Gruppen daran erinnern, weiterhin wachsam zu bleiben. Ferner soll sie Gesundheitsbehörden, Gesundheitspersonal, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Veranstaltern Orientierungshilfe in Bezug auf Maßnahmen zur Eliminierung von Mpox in der Europäischen Region geben.
- Das Toolkit zur Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung sowie zur Bewältigung von Infodemien (RCCE-IM) für die Eliminierung der Mpox ist ein umfassender Ratgeber für örtliche Veranstalter und Gesundheitsbehörden im Hinblick auf den Aufbau einer Eliminierungsstrategie. Das ursprüngliche Toolkit wurde am Höhepunkt des Ausbruchs veröffentlicht, und seine aktuelle Version beinhaltet einen neuen Abschnitt zum Thema Bürgerbeteiligung, der auch Empfehlungen zur Inklusion von bisher vielleicht nicht einbezogenen Gruppen enthält, etwa Trans-Personen, Prostituierte und Besucher von Swinger-Clubs. Es umfasst auch überarbeitete und aktualisierte gesundheitliche Empfehlungen, bei denen die neuesten Erkenntnisse zur Übertragung von und zur Impfung gegen Mpox berücksichtigt werden.