Usbekistan hat einen ehrgeizigen Prozess zur Modernisierung seines Gesundheitssystems und zur Erzielung von Fortschritten auf dem Weg zu einer allgemeinen Gesundheitsversorgung eingeleitet. Ein neuer Bericht von WHO/Europa enthält eine Reihe von Empfehlungen für eine landesweite Reform, welche die Pläne der Regierung zur Ausweitung der in der Region Syrdarya realisierten Gesundheitsreformen unterstützen. Im Mittelpunkt des Berichts „Grundlegende Umgestaltung des Gesundheitssystems in Usbekistan: Bewertung der zweijährigen Umsetzung“ stehen drei zentrale Bereiche:
- die grundlegende Umgestaltung der primären Gesundheitsversorgung;
- die Umsetzung von Reformen bei der Gesundheitsfinanzierung;
- die Weiterentwicklung digitaler Tools im Gesundheitswesen.
Bei einem nationalen politischen Dialog, der am 15. September 2023 in Taschkent abgehalten wurde, stellten die über 100 Teilnehmer, darunter Vertreter aus staatlichen Einrichtungen, regionalen Behörden und von Entwicklungspartnern, fest, dass der Plan praktische Ratschläge und zeitnahe Empfehlungen enthält, wie sich die Einleitung der Reformen im Gesundheitssystem bis 2026 in Angriff nehmen lässt.
„Die in Syrdarya gewonnenen Erkenntnisse sind ein vielversprechender Anfang und zeigen uns, dass es möglich ist, auch in anderen Regionen spürbare Verbesserungen zu erzielen“, erklärte Dr. Natasha Azzopardi-Muscat, Direktorin der Abteilung Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme der Länder bei WHO/Europa. „Unser neuer Bericht hebt die Bedeutung großer Führungsstärke und starker Strategien für die Verbesserung von Resultaten und die Verringerung der finanziellen Belastung der Menschen hervor. Wir bei WHO/Europa stehen weiterhin bereit, um die Regierung Usbekistans auf diesem Weg zu unterstützen.“
Dr. Farrukh Sharipov, Stellvertretender Gesundheitsminister Usbekistans, betonte: „Diese Bewertung der Gesundheitsreformen in Usbekistan legt einen vielversprechenden Grundstein für die Ermittlung bevorstehender Herausforderungen und Chancen, die wir uns auf Grundlage der Erfahrungen in Syrdarya zunutze machen können. Angesichts der Pläne, die Reformen auf andere Oblaste auszuweiten, verfügen wir nun über solide Grundlagen, um die notwendigen Änderungen und Schwerpunktbereiche zu ermitteln, um so ein nachhaltigeres und effizienteres Gesundheitssystem zu schaffen.“
Die in Syrdarya erzielten Resultate
Diese neue Initiative nahm 2020 ihren Anfang, als das Land ein wegweisendes Gesetzespaket annahm, das in Syrdarya im Jahr 2021 umgesetzt wurde. Im Rahmen ihrer Partnerschaft für eine allgemeine Gesundheitsversorgung unterstützte die WHO die Ausarbeitung der gesetzlichen Grundlage für die Reformen, einschließlich einer präsidialen Resolution zur Einführung einer Krankenversicherungspflicht.
Zu den bisherigen zentralen Errungenschaften zählen:
- die Einrichtung einer staatlichen Krankenkasse als zentrale Einkaufsstelle, die Verträge mit Gesundheitseinrichtungen und Apotheken schließt;
- besser organisierte Leistungen in der primären Gesundheitsversorgung in Syrdarya;
- neue Zahlungsmethoden für Leistungsanbieter und Verträge mit Gesundheitseinrichtungen; und
- fortgeschrittene Informationssysteme für Angebote im Bereich der elektronischen Gesundheit (e-Gesundheit) zur Nutzung durch Apotheken.
Diese Entwicklungen haben einen soliden Grundstein für künftige Veränderungen gelegt und zur Erhöhung der Kapazitäten für ein effizienteres und reaktionsfähigeres nationales Gesundheitssystem beigetragen.
Neben der detaillierten Darlegung der erheblichen erzielten Fortschritte enthält der Bericht zudem umsetzbare politische Empfehlungen in den drei zentralen Bereichen. Diese Empfehlungen werden von zentraler Bedeutung sein für die Gewährleistung einer wirksamen landesweiten Einleitung der Reformen und von Fortschritten auf dem Weg zu einer allgemeinen Gesundheitsversorgung für die usbekische Bevölkerung.
Ein Eckpfeiler der Reformen
Jetzt, wo die Einleitung der Reformen auf die Stadt Taschkent und die Region Karakalpakstan ausgeweitet werden soll, empfiehlt der neue Bericht der WHO die Einrichtung einer behördenübergreifenden Sonderarbeitsgruppe für die primäre Gesundheitsversorgung unter Leitung des Gesundheitsministeriums und unter Einbeziehung hochrangiger Akteure, um die erlassenen Gesetze in Maßnahmen umzusetzen.
„Die Priorität sollte darin liegen, entschieden auf den ersten Erfolgen der Reformen im Bereich der primären Gesundheitsversorgung in Syrdarya aufzubauen, damit diese auf Grundlage der gesammelten Erfahrungen und unter Aufbau von Kapazitäten auf der kommunalen und nationalen Ebene sowie in den Oblasten weiterentwickelt und gefestigt werden“, erklärte Umida Gazieva, Leiterin der Abteilung für die Organisation der Gesundheitsversorgung im Gesundheitsministerium.
Einige bemerkenswerte Meilensteine, die in diesem Bereich erreicht wurden, sind etwa:
- erweiterte Rollen und verbesserte Autonomie für praktizierende Pflegekräfte und Nachsorgehebammen;
- mehr Kapazitäten für Familienärzte, damit diese mehr Zeit für komplexe Fälle haben;
- evidenzgeleitete klinische Leitlinien und Protokolle für vorrangige Erkrankungen;
- verstärkte Teamarbeit; und
- stärkere Verbindungen zwischen Teams der primären Gesundheitsversorgung und örtlichen gemeindenahen Organisationen (Makhallas) durch die Rolle der Nachsorgehebammen.
Darüber hinaus hebt der Bericht die Bedeutung der Stärkung der Rolle der Familienmedizin innerhalb der neu eingerichteten Teams der primären Gesundheitsversorgung hervor. Er befürwortet die Wiedereinführung des Programms für die Fachärzteausbildung in der Familienmedizin, um die Kompetenzen, das Ansehen und die Anerkennung der Familienmedizin zu stärken.
Stärkung der Gesundheitsfinanzierung
Der Bericht würdigt die Rolle der staatlichen Krankenkasse als eine entscheidende transformative Kraft bei der Umsetzung der Gesundheitsreformen in Usbekistan. Er verweist darauf, dass das allgemeine mit Steuergeldern finanzierte Krankenversicherungssystem das beste Modell für die Gegebenheiten im Land ist und empfiehlt eine sorgfältige Überwachung der Auswirkungen der neu eingeführten Zahlungssysteme.
Weitere Empfehlungen für die Gesundheitsfinanzierung umfassen:
- den anhaltenden Ausbau von Kapazitäten in der staatlichen Krankenkasse, um die landesweite Einführung zu unterstützen;
- einen allmählichen Übergang zu einer einzigen landesweiten Finanzierungsquelle im Rahmen der staatlichen Krankenkasse, um den Wert der öffentlichen Finanzmittel zu erhöhen und für eine chancengerechte Mittelzuweisung zu sorgen; und
- mehr Autonomie für Leistungsanbieter nach Einrichtung entsprechender Rechenschaftsmechanismen.
Für Fortschritte im System der e-Gesundheit bedarf es nach wie vor der Festlegung eines eindeutigen Steuerungsmechanismus und entsprechender Prioritäten. Dies wird die Entwicklung eines Rechtsrahmens, die Klärung von Rollen und Aufgaben bei den maßgeblichen Akteuren und die Entwicklung von Erhebungs- und Analysetools zur Erleichterung fundierter Entscheidungen umfassen.
Über den Bericht
Der neue Bericht ist ein gemeinsames Produkt des WHO-Büros Barcelona zur Finanzierung der Gesundheitssysteme und des Europäischen Zentrums der WHO für primäre Gesundheitsversorgung.