Das Gesundheitswesen in Tschechien musste sich während der COVID-19-Pandemie an eine Vielzahl von Herausforderungen anpassen, zu den auch die Versorgung von Patienten mit Diabetes gehörte. Die WHO unterstützte die Anwendung von Telemedizin, namentlich durch Technologien zur kontinuierlichen Überwachung des Blutzuckerspiegels, um es Patienten während der Pandemie zu ermöglichen, aus der Entfernung persönliche Gesundheitsdaten mit Ärzten auszutauschen und die Kontrolle über ihren Diabetes zu behalten.
Fernversorgung ist insofern unverzichtbar, als Diabetespatienten bei einer Infektion mit COVID-19 ein höheres Risiko in Bezug auf schwere Komplikationen tragen. Dies gilt insbesondere für Patienten, deren Zustand schon vor der Infektion nicht mehr unter Kontrolle war. Der Zugang zu Behandlung und Pflege wurde durch die Beeinträchtigung der Gesundheitsversorgung während der Pandemie erschwert.
„Länder, in denen eine Übertragung von COVID-19 in der Bevölkerung stattfindet, waren von der Beeinträchtigung der Gesundheitsversorgung am stärksten betroffen“, erklärt Dr. Srđan Matić, Repräsentant der WHO in der Tschechischen Republik. „Die Einführung von Telemedizin in der Tschechischen Republik war entscheidend für die Bereitstellung unentbehrlicher Gesundheitsleistungen, als das Virus sich in der Bevölkerung ausbreitete.“
Telemedizin begrenzt die Beeinträchtigung
Der Austausch von Gesundheitsinformationen aus der Ferne ermöglicht es Patienten, sich ohne einen Arztbesuch elektronische Rezepte für Antidiabetika zu beschaffen. Auch moderne Technologien zur Bekämpfung von Diabetes, wie eine kontinuierliche Überwachung des Blutzuckerspiegels oder intelligente Blutzuckermesser sowie Telefonanrufe, E-Mails und Videokonferenzen können hier von Nutzen sein. Andere Methoden des Datenaustauschs sind der Export von Daten von Smartphones oder die Erstellung von Tabellen mit Spreadsheets.
„Telemedizin kann zur Untersuchung von Fußgeschwüren auf weitergeleiteten Fotos herangezogen werden“, unterstreicht Dr. Martin Prázný von der Tschechischen Diabetes-Gesellschaft. „Diese Methode verdeutlicht zusammen mit der Nutzung von Clouds für den Austausch von Daten aus der kontinuierlichen Überwachung des Blutzuckerspiegels oder dem Gebrauch intelligenter Blutzuckermesser die großen Fortschritte bei der Aufrechterhaltung eines hohen Niveaus der Diabetesversorgung“, fügt er hinzu.
Doch auch wenn es möglich war, bei vielen Patienten ungehindert die stabile Verfassung zu erhalten, so wurde der Einsatz von Telemedizin bei älteren Patienten oder Personen mit niedrigerem sozioökonomischen Status oder kognitiven Behinderungen doch durch gewisse Ungleichheiten beeinträchtigt. Dies sollte beim Umgang mit Patienten, die nur begrenzten Zugang zur Gesundheitsversorgung haben, berücksichtigt werden.
COVID-19 und Diabetes
„Eine ausreichende Gesundheitsversorgung und eine effektive Kommunikation zwischen Gesundheitspersonal und Patienten sind der Schlüssel zu einer erfolgreichen Bewältigung von Diabetes“, erklärt Dr. Prazny und fügt hinzu: „Ein unzureichend eingestellter Diabetes kann eine Beeinträchtigung des Immunsystems nach sich ziehen und so die Anfälligkeit des Körpers für COVID-19 sowie die Wahrscheinlichkeit ungünstiger Krankheitsverläufe erhöhen.“
Dr. Prazny hebt die Bedeutung von Prävention, Frühdiagnose und angemessener Behandlung hervor. Er erläutert, dass die Therapie von Diabetespatienten mit COVID-19 aufgrund der Schwankungen beim Blutzuckerspiegel und des Auftretens anderer diabetischer Komplikationen, insbesondere im Herz-Kreislauf-System, schwieriger ist.
Nach Angaben der Tschechischen Diabetes-Gesellschaft sind in dem Land etwa 10,2% der erwachsenen Bevölkerung von Diabetes betroffen, von denen 80% mit Antidiabetika behandelt werden. Weitere 1% bis 2% der Gesamtbevölkerung sind unwissentlich an Diabetes erkrankt, wobei sich diese Zahl mit steigendem Alter bei Männern erhöht, bei Frauen dagegen leicht sinkende Tendenz aufweist.