In Irland wird im Rahmen einer neuen nationalen Initiative die Einbeziehung von Flüchtlingen und Migranten in die Gestaltung der staatlichen Gesundheitspolitik gestärkt. Unterstützt wird die Initiative vom WHO-Kooperationszentrum für partizipative Gesundheitsforschung mit Flüchtlingen und Migranten, das an der medizinischen Fakultät der Universität Limerick angesiedelt ist.
Die Partnerschaft für die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten ist eine Zusammenarbeit zwischen dem WHO-Kooperationszentrum und dem irischen Gesundheitsministerium. Es ist die erste ressortübergreifende Einrichtung des Landes mit Schwerpunkt auf der Gesundheitsforschung und Gesundheitspolitik für Flüchtlinge und Migranten.
Die Initiative basiert auf den Grundsätzen der partizipativen Gesundheitsforschung und schließt eine in der gesamten Europäischen Region der WHO bestehende Lücke, wo „die Beteiligung von Flüchtlingen und Migranten an Forschung, Leistungsgestaltung und politischen Entscheidungsprozessen selten, sporadisch und ungleich verteilt ist“, erklärt die Leiterin des Zentrums, Prof. Anne MacFarlane.
Inklusive, partizipative Forschung als Grundlage für politische Entscheidungen
Zu den Zielen der Partnerschaft gehören die Entwicklung eines maßgeschneiderten Partnerschaftsmodells für die Beteiligung von Flüchtlingen und Migranten an der Gestaltung der Gesundheitspolitik in Irland sowie die Bestimmung der sozialen Determinanten von Gesundheit, der wichtigsten Hindernisse bei der Planung von Gesundheitsleistungen und der Möglichkeiten für eine stärkere Beteiligung an Konsultationen, Planung und Forschung.
Im Mittelpunkt des Projekts steht die Anwendung partizipativer Ansätze in der Gesundheitsforschung, bei denen die Beiträge und die gelebten Erfahrungen von Flüchtlingen und Migranten anerkannt werden. „Dort, wo diese Menschen im Rahmen partizipativer Gesundheitsforschungskonzepte sinnvoll einbezogen werden, werden sie für ihre Fähigkeiten, ihr Potenzial und ihre gelebten Erfahrungen respektiert und können neue Erkenntnisse und Impulse zur Entwicklung migrantenfreundlicher Gesundheitsangebote beisteuern“, sagt Prof. MacFarlane.
Sie fügt hinzu, dass mit der Partnerschaft auch ein anhaltendes Problem in diesem Bereich angegangen werden soll: „Der Komplex Flüchtlinge und Migranten wird teils zu viel und teils zu wenig erforscht, was dazu führt, dass es oft nicht zu ihrer sinnvollen Einbeziehung in die Forschung kommt.“
Um dieses Problem anzugehen, erforscht das Team innovative, kultursensible Forschungsmethoden, bei denen die Migranten mitgestalten und nicht nur Leistungsempfänger sind. Ein Bereich von besonderem Interesse ist der Einsatz von Musik und Gesang als Methoden zur Verwirklichung der Ziele der Partnerschaft.
Durch Engagement und Kreativität Wirkung erzielen
Seit ihrer Gründung hat die Partnerschaft mehrere Meilensteine erreicht, darunter die Einbeziehung von Flüchtlingen und Migranten in die Einrichtung einer Steuerungsstruktur und die Bildung einer Referenzgruppe, die zur Entwicklung von Gesundheitskonzepten für Flüchtlinge und Migranten beitragen soll.
Außerdem wurden ein nationales Informationsnetzwerk und ein zweimonatlich erscheinender Nachrichtenbrief eingerichtet.
Im November 2023 veranstaltete das Gesundheitsministerium einen Politikdialog, bei dem partizipative und kunstbasierte Methoden zum Einsatz kamen. Im April 2024 wurde der innovative Ansatz der Partnerschaft auf dem von WHO/Europa geschaffenen Wissensforum für die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten vorgestellt, wobei auch die mögliche Rolle der Komposition bei der Politikgestaltung untersucht wurde.
Im Dezember 2024 fand an der Universität Limerick eine nationale Konferenz über die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten statt, die auch künstlerische Komponenten beinhaltete und in deren Rahmen eine nationale Datenbank mit fachlich begutachteten Forschungsergebnissen über die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten in Irland eingeweiht wurde.
Mit ihrem Schwerpunkt auf inklusiven, interdisziplinären und kreativen Ansätzen spiegelt die Partnerschaft das allgemeine Engagement von WHO/Europa für Chancengleichheit, Teilhabe und eine kultursensible Gesundheitsversorgung wider.