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Stärkung der Polio-Bekämpfung in der Ukraine: Örtliche Labore erhalten WHO-Akkreditierung

24 October 2025
News release
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Kiew, 22. Oktober 2025

Die Zeit, die für die intratypische Differenzierung von Polioviren benötigt wird, hat sich jetzt in der Ukraine von Wochen auf Tage verkürzt, sodass bei einem Polioausbruch umgehend geeignete Maßnahmen eingeleitet werden können. 

Der Grund? Zwei Labore in der Ukraine haben gerade einen Eignungstest bestanden und damit die Akkreditierung der WHO für die Unterscheidung zwischen Wildviren, Impfviren und vakzine-abgeleiteten Polioviren erhalten. 

„Wir sind stolz auf diese Ergebnisse einer langjährigen Zusammenarbeit, denn die Akkreditierung durch die WHO ist nicht nur eine Anerkennung der Kompetenz von Spezialisten, sondern auch ein wesentlicher Schritt auf dem Weg der Ukraine zur Integration in Europa. Das beweist, dass diese Labore die internationalen Anforderungen an Qualität und Zuverlässigkeit vollständig erfüllen. Dies wiederum bringt uns einem wichtigen Ziel der WHO näher: der weltweiten Ausrottung der Kinderlähmung“, erklärte Jarno Habicht, Repräsentant der WHO in der Ukraine.  

Während früher alle in der Ukraine nachgewiesenen Proben von Polioviren an das Nationale Institut für Gesundheit und Soziales in Helsinki geschickt werden mussten, das als Regionales Referenzlabor der WHO für Polio fungiert, wird dieses Verfahren nun vollständig innerhalb der Ukraine durchgeführt.   

Aufbau von Kapazitäten inmitten des Krieges 

Die rechtzeitige Reaktion auf ein Poliovirus-Ereignis oder einen Polio-Ausbruch hängt vom umgehenden Vorliegen endgültiger Ergebnisse aus den von der WHO akkreditierten Speziallaboren ab. 

Ebenso von grundlegender Bedeutung für eine erfolgreiche Eradikation der Poliomyelitis ist eine solide epidemiologische Überwachung, die durch professionelle Labordienste unterstützt wird. 

Als Teil der globalen und regionalen Polio-Labornetzwerke der WHO haben sich die Labore in der Ukraine in den letzten Jahrzehnten verbessert, indem sie moderne Methoden eingeführt, an internationalen Schulungen teilgenommen und sich schrittweise den höchsten Standards der Polio-Diagnostik angenähert haben.  

Doch der Krieg in der Ukraine stellt das Gesundheitssystem und das Polio-Programm seit 2022 vor extreme Herausforderungen. So ist es beispielsweise aufgrund fehlender Flugverbindungen schwierig, Proben schnell ins Ausland zu versenden.

Erhöhung der Wirksamkeit der Überwachung 

Mit Unterstützung der WHO wurden Spezialisten aus dem nationalen Labor beim Ukrainischen Zentrum für öffentliche Gesundheit in Kiew sowie aus einem subnationalen Labor beim Regionalen Zentrum für Krankheitsprävention und -bekämpfung in Odessa am Regionalen Referenzlabor in Helsinki geschult und erhielten dabei die erforderlichen Reagenzien und bekamen ein Testpanel mit zehn kodierten Proben von Polioviren zugeschickt.  

„Dieser Schritt wird die Wirksamkeit der epidemiologischen Überwachung von Polio erheblich verbessern und die Reaktionsbereitschaft des Gesundheitssystems beschleunigen“, erklärte Dr. Iryna Demchyshyna, Leiterin des Nationalen Referenzlabors für die Diagnose von HIV/Aids, Viren und besonders gefährlichen Erregern beim Ukrainischen Zentrum für öffentliche Gesundheit. 

Mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion gelang ihnen die intratypische Differenzierung aller Proben des Panels mit einer Genauigkeit von über 95 % – weit über dem geforderten Mindestwert von 90 %. Dies bestätigte, dass sie in der Lage sind, Tests nach dem neuesten Stand der Technik durchzuführen, und bildete die Grundlage für die offizielle Akkreditierung der beiden Labore.  

„Ich arbeite seit 1998 beim nationalen Labor; damals trat die Ukraine der Globalen Initiative zur Ausrottung der Kinderlähmung bei. Dieser Erfolg ist das Ergebnis langjähriger Teamarbeit. Wir haben bewiesen, dass wir in der Lage sind, solche Forschung unabhängig durchzuführen“, sagte Dr. Demchyshyna abschließend.