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Zahl der Masernfälle 2023 bereits über dem Niveau des Vorjahres – Länder der Europäischen Region ergreifen Maßnahmen, um Ausbreitung von Masern zu stoppen

26 April 2023
News release
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Seit Anfang 2023 wurden schon in 17 Ländern der Europäischen Region der WHO Masernfälle gemeldet. Bis Ende Februar wurden über 900 Fälle gemeldet, mehr als im gesamten Jahr 2022.

„Alle Länder, auch diejenigen, die nachweislich die endemische Übertragung der Masern eliminiert haben, müssen im Hinblick auf die mögliche Einschleppung und Verbreitung dieser hochansteckenden Krankheit wachsam sein“, erklärte Dr. Jose Hagan, Leiter des Programms Impfpräventable Krankheiten und Immunisierung bei WHO/Europa. 

„Nach der Bestätigung eines Ausbruchs empfiehlt die WHO eine Reihe von Sofortmaßnahmen, nämlich Falluntersuchung, die Identifizierung und Impfung gefährdeter Kontaktpersonen und anderer Personen, Infektionsschutz in Gesundheitseinrichtungen und die Ansprache betroffener Gemeinden oder Bevölkerungsgruppen, um das Bewusstsein zu schärfen und auf Bedenken der Öffentlichkeit einzugehen.“ 

Die höchsten Fallzahlen wurden in den letzten zwölf Monaten aus der Russischen Föderation, Tadschikistan und der Türkei gemeldet (414, 610 bzw. 466 Fälle). In Österreich, Serbien, dem Vereinigten Königreich, Usbekistan und anderen Ländern steigt die Zahl der Fälle erst seit Anfang 2023.

Die Länder der Europäischen Region haben im vergangenen Jahr in unterschiedlichem Umfang Nachholimpfkampagnen durchgeführt, um Kinder zu ermitteln und zu impfen, die seit Beginn der COVID-19-Pandemie ihre Routineimpfungen, auch gegen Masern, verpasst haben.

So hat Tadschikistan in den vergangenen zwölf Monaten umfassende Maßnahmen ergriffen, um den Ausbruch zu stoppen, u. a. durch Ermittlung von Bezirken mit hohen Fallzahlen und anschließende vorrangige Impfung von gefährdeten Kindern im Alter von 6 Monaten bis 15 Jahren. 

„Die Behörden in Tadschikistan haben eine 99%ige Impfrate bei den nicht oder nicht ausreichend geimpften Kindern in den Zielgebieten erreicht“, sagte Dr. Hagan. Zwar ist die Zahl der Masernfälle in diesen Zielgebieten dank der Unterstützung durch die Masern- und Rötelninitiative, die WHO, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und andere Akteure deutlich zurückgegangen, doch sind weitere Anstrengungen erforderlich, um etwaige Impflücken zu schließen und eine weitere Übertragung inner- und außerhalb des Landes zu verhindern.

Serbien ist eines von mehreren Ländern, die 2023 einen Masernausbruch festgestellt und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet haben. In der Anfangsphase wurden die Surveillance, die Sofortmaßnahmen und die Nachholimpfungen verstärkt, wodurch die Durchimpfung in den betroffenen und ausgewählten Kommunen, die schlechter abgeschnitten hatten, verbessert werden konnte. 

Darüber hinaus hat Serbien eine Kommunikationskampagne eingeleitet, die Genotypisierung positiver Proben im Labor veranlasst, um mögliche Quellen zu ermitteln und Übertragungsketten zu bestätigen, und die kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen den Teams zur Bekämpfung des Ausbruchs in den betroffenen Städten unterstützt. 

Durch eine vorläufige Bewertung der Impfmaßnahmen konnten mögliche Ursachen für die versäumte oder verspätete Verabreichung der Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR) ermittelt werden. Das staatliche Institut für öffentliche Gesundheit arbeitet gemeinsam mit Gesundheitseinrichtungen an der Weiterentwicklung geeigneter Strategien, um diese Probleme unter Einbeziehung der Kommunen und mit Unterstützung von WHO, UNICEF und anderen Partnern in Angriff zu nehmen.

Die große Aufholjagd

2021 verpasste eine Rekordzahl von fast 40 Mio. Kindern weltweit eine Dosis Masernimpfstoff: So verpassten 25 Mio. Kinder ihre erste und weitere 14,7 Mio. Kinder ihre zweite Dosis. 

In der Europäischen Region fielen die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Durchimpfung sowohl zwischen als auch innerhalb von Ländern sehr unterschiedlich aus. Einige Länder konnten zwischen den einzelnen Wellen der COVID-19-Pandemie Nachimpfungen durchführen und die gewünschte Durchimpfung aufrechterhalten. In anderen wurden die Routineimpfungen auf dem Höhepunkt der Pandemie in wesentlichen Teilen der Bevölkerung für eine beträchtliche Zeit unterbrochen oder zurückgestellt.

Unter dem Motto „Die große Aufholjagd“ bemüht sich die WHO zusammen mit Partnern inner- wie außerhalb der Europäischen Region darum, die Länder während und nach der Europäischen Impfwoche (23.–29. April 2023) dabei zu unterstützen, wieder auf Kurs zu kommen und sicherzustellen, dass mehr Menschen vor impfpräventablen Krankheiten geschützt sind.