Der Generaldirektor der WHO, Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, hat die Resolution zur weltweiten Verpflichtung zur Bekämpfung von COVID-19 begrüßt, die von den Mitgliedstaaten während der 73. Weltgesundheitsversammlung angenommen wurde. Aufgrund der weltweiten Folgen der COVID-19-Pandemie fand die Weltgesundheitsversammlung erstmals in virtueller Form statt.
In der Resolution werden intensivierte gemeinsame Anstrengungen zur Stärkung der multilateralen Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Pandemie gefordert. Darüber hinaus werden in der Resolution die Länder aufgefordert, einen chancengleichen Zugang zu unentbehrlichen Gesundheitstechnologien und Produkten wie Diagnostika, Therapien und Impfstoffen zur Bekämpfung des Virus sowie deren gerechte Verteilung sicherzustellen.
Ferner kommt in der Resolution auch die Besorgnis zum Ausdruck, dass die Pandemie bestehende gesundheitliche Ungleichheiten verschärfen und die anfälligsten Bevölkerungsgruppen und Länder unverhältnismäßig stark treffen könnte.
In seiner Entschlossenheit, Transparenz, Rechenschaftslegung und kontinuierliche Verbesserung zu fördern, plant Dr. Tedros eine unabhängige Evaluation im Rahmen der Resolution. Dies schließt u. a. die Reaktion der WHO auf die COVID-19-Pandemie sowie die Reaktion der Länder weltweit ein.
Der Zweck der Evaluation besteht darin, die Reaktion und die Bereitschaftsplanung auf nationaler und internationaler Ebene zu verbessern. Die Delegierten wiesen darauf hin, dass die Evaluation zum frühestmöglichen geeigneten Zeitpunkt erfolgen und dass dabei eine Ablenkung von der Bewältigung der Krise vermieden werden müsse.
Weiterhin unterstrich Dr. Tedros, dass es nun an der Zeit sei, die vorhandenen Organisationen zu stärken, und appellierte an die Länder, in die WHO zu investieren und die Instrumente bereitzustellen, die benötigt würden, damit die Welt bei künftigen Pandemien nicht in einer allzu verwundbaren Position sei. Dieser Einschätzung schlossen sich eine große Anzahl von Mitgliedstaaten an.
Die Notwendigkeit einer Vorsorge für gesundheitliche Notlagen ist ein grundlegender Bestandteil des Dreizehnten Allgemeinen Arbeitsprogramms der WHO (GPW 13), das sich zum Ziel gesetzt hat, eine Milliarde Menschen mehr wirksamer vor gesundheitlichen Notlagen zu schützen.
Die Antwort des WHO-Regionalbüros für Europa in den Ländern
Auf der diesjährigen Weltgesundheitsversammlung meldeten sich eine Reihe hochrangiger Politiker zu Wort, darunter zahlreiche aus der Europäischen Region der WHO: die Präsidentin der Europäischen Kommission, die deutsche Bundeskanzlerin, der französische Staatspräsident und die Ministerpräsidenten Spaniens und Italiens. Sie unterstrichen die Bedeutung einer starken WHO.
Länder aus allen Teilen der Europäischen Region begrüßten die weltweite Solidarität und grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Zahlreiche Länder wiesen auch darauf hin, dass die Pandemie die Notwendigkeit der Schaffung widerstandsfähigerer Gesundheitssysteme verdeutlicht habe, einschließlich der Bereitstellung größerer finanzieller Ressourcen für die WHO, um ihr eine Koordinierung globaler gesundheitlicher Sofortmaßnahmen zu ermöglichen. Die Mitgliedstaaten forderten auch einen chancengleichen und transparenten Zugang zu künftigen Impfstoffen oder Medikamenten gegen COVID-19.
Darüber hinaus unterstrichen die Länder die Notwendigkeit, sicherzustellen, dass andere unentbehrliche Gesundheitsleistungen, etwa Impfungen oder Maßnahmen gegen nichtübertragbare Krankheiten, während der Bekämpfung der Pandemie nicht vernachlässigt würden. Die Resolution enthielt einen energischen Appell zur Fortsetzung der Finanzierung der Gesundheitssysteme mit dem Ziel, eine ununterbrochene und sichere Gesundheitsversorgung von Patienten mit anderen Erkrankungen als COVID-19 zu gewährleisten.
Das Regionalbüro für Europa hielt vor kurzem eine Tagung des Ständigen Ausschusses des Regionalkomitees (SCRC), an der Vertreter aller Mitgliedstaaten in der Europäischen Region teilnahmen und auf der ein Lagebericht über die COVID-19-Pandemie und die vom Regionalbüro ergriffenen Gegenmaßnahmen vorgelegt wurde. Der SCRC, der normalerweise vor Beginn der Weltgesundheitsversammlung zusammentritt, stimmte in diesem Jahr der neuesten Fassung des Europäischen Arbeitsprogramms (EPW) mit dem Titel „Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“ zu. Das EPW wird auf der diesjährigen Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa präsentiert und dient der Umsetzung des GPW 13.
Erklärung des WHO-Regionaldirektors für Europa
Anlässlich der ersten 100 Tage seit seiner Ernennung zum WHO-Regionaldirektor für Europa wandte sich Dr. Hans Henri P. Kluge mit einer Video-Botschaft an die diesjährige Weltgesundheitsversammlung. Darin dankte er dem Gesundheitspersonal für seinen Einsatz zur Bekämpfung der Pandemie und erklärte, dass er trotz der unerwarteten Umstände fest entschlossen sei, das EPW konsequent umzusetzen.
Dr. Kluge schilderte die Arbeit des Regionalbüros während der gesamten Dauer der Pandemie:
- Direkter Kontakt mit den Ländern zum Zwecke einer rechtzeitigen und bedarfsgerechten Unterstützung bei der Vorbereitung auf und Bekämpfung von COVID-19, namentlich durch 60 Missionen in Länder der Europäischen Region: Diese Missionen hätten der Unterstützung in Bereichen wie Bereitschaftsplanung in Krankenhäusern, Planung von Sofortmaßnahmen, Laborwesen und Risikokommunikation in Notlagen gedient.
- Zusammenarbeit und eine geschlossen auftretende WHO – Lernen von den fünf anderen Regionaldirektoren, dem Generaldirektor sowie dem Exekutivdirektor des Programms der WHO für gesundheitliche Notlagen, Dr. Mike Ryan, und seinem Team.
- Kontinuierliche Zusammenarbeit mit einer Reihe von Einflussnehmern wie den Medien durch virtuelle Informationsveranstaltungen und die Beantwortung von Hunderten von Medienanfragen pro Woche.
- Eine enge Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen und anderen Organisationen wie der Europäischen Kommission, dem Kooperationsrat der türkischsprachigen Staaten, dem Rat der Neuen Unabhängigen Staaten und der Mitteleuropäischen Initiative.
- Unterstützung der Mitarbeiter des Regionalbüros für Europa bei der Sorge für ihre psychische Gesundheit und ihr seelisches Wohlbefinden.
Dr. Kluge unterstrich auch die Notwendigkeit einer anhaltenden Solidarität angesichts der weltweiten Bemühungen zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie.
Internationales Jahr der Pflegekräfte und Hebammen
2020 wurde zum Internationalen Jahr der Pflegekräfte und Hebammen erklärt, und COVID-19 hat die entscheidende Rolle der täglichen Arbeit des Pflegepersonals in allen Teilen der Welt verdeutlicht.
Viele Länder dankten in ihren Wortmeldungen dem Gesundheitspersonal, einschließlich der Pflegekräfte und Hebammen, für ihre unermüdliche Arbeit bei der Bekämpfung der Pandemie. Dem schloss sich auch Dr. Tedros an, als er in seiner Ansprache erklärte, dass gegenwärtig weltweit 6 Mio. Pflegekräfte fehlten, die zur Verwirklichung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung notwendig seien. Die WHO arbeitet zusammen mit den Ländern weiter darauf hin, mehr Pflegekräfte auszubilden und einzustellen.