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Was ist in der Flasche: Irland nimmt Vorreiterrolle ein als erstes Land der EU, in dem eine umfassende gesundheitsbezogene Kennzeichnung von Alkoholprodukten eingeführt wird

26 May 2023
News release
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Gesundheitshinweise auf Alkoholprodukten versetzen Verbraucher in die Lage, hinsichtlich der mit dem Konsum von Alkohol verbundenen Risiken fundierte Entscheidungen zu treffen. Irland ist das erste Land in der Europäischen Union (EU), das gewährleisten wird, dass von 2026 an alle Alkoholprodukte mit einer umfassenden Kennzeichnung über die gesundheitsbezogenen Risiken des Konsums der betreffenden Produkte, einschließlich Warnungen vor dem Risiko einer Krebserkrankung, versehen werden. 

Die Verordnungen für den Gesundheitsschutz (Alkohol) (Kennzeichnung von Alkoholprodukten) 2023 und die sonstigen Bestimmungen von Paragraf 12 des irischen Gesetzes über die öffentliche Gesundheit (Alkohol) wurden am 22. Mai 2023 offiziell vom irischen Gesundheitsminister Stephen Donnelly unterzeichnet. Gemäß den Verordnungen müssen die Etiketten auf Alkoholprodukten in Irland künftig wichtige Informationen wie Kaloriengehalt und Menge an enthaltenem Alkohol aufweisen. Zudem sollen die Etiketten gut sichtbar Warnungen vor den mit Alkoholkonsum verbundenen Risiken während der Schwangerschaft sowie vor der Gefahr einer alkoholbedingten Leber- oder Krebserkrankung enthalten.

Bewältigung von Schäden und mangelndes Bewusstsein 

Alkoholkonsum kann verheerende Folgen für Menschen und Gemeinschaften haben und über 200 Erkrankungen und Krankheiten verursachen, darunter sieben Arten von Krebs. In der EU waren im Jahr 2017 fast 23 000 neue Krebsfälle auf leichten bis moderaten Alkoholkonsum zurückzuführen, von denen fast die Hälfte Brustkrebsfälle bei Frauen ausmachten. 

„Die medizinische Evidenz zeigt eindeutig, dass ein Krebsrisiko selbst bei geringem Alkoholkonsum besteht“, erklärte die für öffentliche Gesundheit, Wohlbefinden und die nationale Arzneimittelstrategie zuständige Staatsministerin Hildegarde Naughton. 

Der Beschluss, verbindliche gesundheitsbezogene Kennzeichnungen auf Alkoholprodukten einzuführen, wurde aufgrund alarmierender Statistiken zu alkoholbedingten Schäden in Irland sowie eines geringen Bewusstseins in der irischen Bevölkerung für die mit Alkoholkonsum verbundenen Gesundheitsrisiken getroffen. 

Die irische Gesundheitsumfrage, an der in Irland jedes Jahr über 7000 Menschen teilnehmen, zeigte, dass 7 % der Umfrageteilnehmer glaubten, es sei ungefährlich, während der Schwangerschaft geringe Alkoholmengen zu sich zu nehmen, und nahezu 80 % waren sich der Gefahr von Krankheiten wie Brustkrebs nicht bewusst. Junge Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren waren sich in der Regel der mit dem Alkoholkonsum verbundenen Risiken weniger bewusst als andere Altersgruppen. 

Das Recht auf Wissen

Durch die Versorgung der Verbraucher mit wichtigen Informationen über die mit dem Alkoholkonsum verbundenen Gesundheitsrisiken sowie den Alkohol- und Kaloriengehalt will Irland die Bevölkerung in die Lage versetzen, gesündere Entscheidungen zu treffen, und die durch Alkoholkonsum verursachten Schäden verringern.

Minister Donnelly betonte die Bedeutung dieser Maßnahme: „Das Gesetz ist darauf ausgelegt, uns allen als Verbraucher ein besseres Verständnis über den Alkoholgehalt und die mit Alkoholkonsum verbundenen Gesundheitsrisiken zu vermitteln. Mit diesen Informationen können wir eine fundierte Entscheidung über unseren eigenen Alkoholkonsum treffen.“

Dr. Carina Ferreira-Borges, Regionalbeauftragte für Alkohol, illegale Drogen und Gesundheit im Strafvollzug bei WHO/Europa, erläuterte: „Alkoholbedingte Schäden haben Auswirkungen auf uns alle – auf Familien, Gemeinschaften und die Gesellschaft. Anstatt die Menschen dazu anzuhalten, verantwortungsbewusst zu trinken, sollten wir das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Vielzahl der mit Alkoholkonsum verbundenen Schäden schärfen.“

Sie fügte hinzu: „Die WHO setzt sich schon seit Langem für eine umfassende Kennzeichnung von Alkoholprodukten ein und hat erkannt, dass sie Verbraucher über die mit Alkoholkonsum verbundenen Risiken aufklären kann, damit diese fundierte Entscheidungen treffen können. Wir möchten Irland für diesen fortschrittlichen Ansatz, die Priorisierung der öffentlichen Gesundheit und die Schaffung eines Präzedenzfalles in der EU durch die Einführung einer verbindlichen Kennzeichnung von Alkoholprodukten unsere Anerkennung aussprechen.“

Vorreiter im Bereich öffentliche Gesundheit 

Mit den neuen Verordnungen wird Irland das erste Land sein, in dem sämtliche Alkoholprodukte umfassend gekennzeichnet werden müssen. Darüber hinaus wird Irland das erste Land in der EU und (nach Südkorea) das zweite Land weltweit sein, das eine Krebswarnung auf Alkoholprodukten anbringt. 

Die irischen Verordnungen sind insofern wegweisend, dass sie detaillierte Vorgaben zu Größe, Farbgebung und anderen Designelementen der Gesundheitshinweise machen und so die Sichtbarkeit der Botschaft gewährleisten. Darüber hinaus ordnen sie die Bereitstellung ähnlicher gesundheitsbezogener Informationen in Bewirtungsbetrieben mit Schankerlaubnis an. 

Minister Donnelly brachte seine Zufriedenheit mit der Vorreiterrolle Irlands zum Ausdruck: „Ich freue mich sehr, dass wir das erste Land auf der Welt sind, das diesen Schritt ergreift und eine umfassende gesundheitsbezogene Kennzeichnung von Alkoholprodukten einführt. Ich freue mich darauf, andere Länder zu sehen, die unserem Beispiel folgen.“

Während Irland bei diesem wichtigen Unterfangen mit gutem Beispiel vorangeht, steht die WHO bereit, um die Länder bei der Umsetzung einer evidenzbasierten Alkoholpolitik und entsprechender Interventionen zu unterstützen, bei denen Gesundheit und Wohlbefinden im Mittelpunkt stehen, und arbeitet in dieser Hinsicht eng mit den Ländern zusammen.

Im Jahr 2022 startete WHO/Europa mit Hilfe von Mitteln aus dem Europäischen Plan zur Krebsbekämpfung der EU das Projekt „Von Erkenntnissen zu Taten beim Alkoholkonsum“ (Evidence into Action – EVID-ACTION), das die Länder bei der Umsetzung ähnlicher Maßnahmen unterstützen soll. Hauptziel des Projekts ist es u. a., eine Evidenzgrundlage für gesundheitsbezogene Warnhinweise auf Alkoholprodukten unter besonderer Schwerpunktlegung auf Krebsrisiken zu schaffen, die Gestaltung und Entwicklung entsprechender Warnhinweise zu beeinflussen und Orientierungshilfe für die Umsetzung bereitzustellen.