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WHO aktualisiert Leitfaden für Entscheidungen über Maßnahmen zur Luftreinhaltung und zur Eindämmung des Klimawandels

27 November 2025
News release
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Die Bewertung der gesundheitlichen Folgen der Luftverschmutzung ist für die Entwicklung evidenzbasierter Maßnahmen zur Luftreinhaltung und zum Schutz der öffentlichen Gesundheit unverzichtbar. Allein in der Europäischen Region der WHO sterben nach Schätzungen jährlich mehr als eine halbe Million Menschen an den Folgen der Luftbelastung. 

Das Projekt HRAPIE-2 über Gesundheitsrisiken durch Luftverschmutzung in Europa, ein von der Europäischen Union mitfinanzierter neuer Leitfaden der WHO, beinhaltet aktuelle Evidenz und methodische Empfehlungen zur Verbesserung der Bewertung von Gesundheitsrisiken der Luftverschmutzung und zur Befähigung von Politikern zu sachgerechteren Entscheidungen in Bezug auf die Luftreinhaltung und die Eindämmung des Klimawandels.

Luftverschmutzung ist nach wie vor das größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko in der Europäischen Region wie auch weltweit. Sie trägt zu vorzeitiger Sterblichkeit, Infektionen der Atemwege und einer Vielzahl nichtübertragbarer Krankheiten bei. Bei solchen Bewertungen wird das Ausmaß des Problems, d. h. wie sich die Luftverschmutzung auf die Gesundheit auswirkt, eingeschätzt und die Wirksamkeit von Maßnahmen zur Reduzierung des Problems evaluiert.

Der Leitfaden ist das Ergebnis der Auswertung eines großen Fundus an in den letzten zwölf Jahren zusammengetragenen neuen Erkenntnissen über die Zusammenhänge zwischen den wichtigsten Luftschadstoffen und der Mortalität und Morbidität. Er aktualisiert die Ergebnisse der ersten Ausgabe des HRAPIE-Projekts aus dem Jahr 2013, das ein wertvolles Hilfsmittel für Praktiker, Experten und Forscher im Bereich der Bewertung von Gesundheitsrisiken und letztlich für die Politikgestaltung in der Europäischen Region war.

Breiterer Anwendungsbereich, bessere Beratung

Der Leitfaden konzentriert sich auf ausgewählte wesentliche Luftschadstoffe (Feinstaub mit einem Durchmesser von weniger als 10 μm  bzw. weniger als 2,5 μm, Ozon und Stickstoffdioxid) sowie eine erweiterte Reihe von Gesundheitsfolgen (Morbidität und Mortalität für ausgewählte Ursachen). Durch die Einbeziehung von Auswirkungen auf die Morbidität, die sich auf die Ergebnisse eines diesbezüglichen globalen Projekts der WHO stützt, lassen sich die Vorteile sauberer Luft leichter an die Entscheidungsträger vermitteln, indem der Vergleich zwischen den wirtschaftlichen Zugewinnen aus einer geringeren Morbidität und den für Maßnahmen erforderlichen Investitionen erleichtert wird.

Umfassende politische Bedeutung

Dieser Leitfaden trägt entscheidend dazu bei, die jüngsten Rahmenkonzepte der WHO zur Luftverschmutzung in der Europäischen Region und auf der globalen Ebene voranzubringen, wie etwa die Budapester Erklärung und den aktualisierten Fahrplan für erweiterte Maßnahmen der Weltgemeinschaft gegen die schädlichen gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung. 

Er trägt auch zur Verwirklichung der allgemeineren Ziele der Vereinten Nationen im Bereich der Luftreinhaltung bei, indem er beispielsweise die Überarbeitung des Protokolls betreffend die Verringerung von Versauerung, Eutrophierung und bodennahem Ozon (Göteborg-Protokoll, Teil des Übereinkommens über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa) im Hinblick auf ehrgeizigere Emissionsreduktionsverpflichtungen für mehrere Luftschadstoffe beeinflusst. 

Die unter der Regie von WHO/Europa tätige Gemeinsame Sonderarbeitsgruppe zu den Gesundheitsaspekten der Luftverschmutzung spielt hier eine konkrete Rolle, indem sie dem Luftreinhalteübereinkommen und seinen Gremien evidenzbasierte Empfehlungen zur Bewertung der gesundheitlichen Risiken der Luftverschmutzung vorlegt. Darüber hinaus ist der Leitfaden eine wichtige Quelle für die Arbeit anderer europäischer Institutionen, die sich mit Luftqualität und damit verbundenen Themen wie Klimaschutz und Energiepolitik befassen, darunter die Europäische Union und die Europäische Umweltagentur.

Die überarbeiteten Konzentrations-Wirkungs-Funktionen in dem Leitfaden tragen auch zur Verbesserung von Instrumenten der WHO wie AirQ+ bei, einem der weltweit am häufigsten genutzten Instrumente zur Abschätzung der gesundheitlichen Folgen der Luftverschmutzung, sowie von CLIMAQ-H, bei dem die gesundheitlichen und damit verbundenen wirtschaftlichen Zugewinne geschätzt werden, die sich durch Klimaschutz mittels Reduzierung der heimischen CO2-Emissionen und der damit verbundenen Luftverschmutzung erzielen lassen. 

Rolle der WHO

Der Leitfaden basiert auf systematischen Untersuchungen und anderen Übersichtsarbeiten sowie auf Beiträgen führender Experten für Luftqualität, die vom Europäischen Zentrum der WHO für Umwelt und Gesundheit (ECEH) koordiniert und überwacht und von der Europäischen Union mitfinanziert werden. 

Das ECEH ist ein wissenschaftliches Kompetenzzentrum von WHO/Europa, das Grundsatzempfehlungen und Leitlinien zu Themen wie Luftqualität und Lärmbelastung erarbeitet, um Regierungen, Gesundheitsberufe und andere maßgebliche Akteure bei ihren Entscheidungen zu unterstützen.