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Verbesserung der Gesundheitssicherheit durch Beseitigung von Barrieren für Impfmaßnahmen – Fortschritte auf kommunaler Ebene in der Europäischen Region

30 April 2025
News release
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Jedes Jahr verpassen über 500 000 Kinder in der Europäischen Region der WHO eine oder mehrere empfohlene Impfungen. Mit Unterstützung der WHO und der Europäischen Union (EU) unternehmen mehrere Länder in der Region Schritte, um zu verstehen, warum so viele Kinder nicht geimpft werden, und was getan werden kann, um in Zukunft einen breiteren Schutz vor impfpräventablen Krankheiten zu gewährleisten. 

Das jüngste Wiederauftreten von Masern und Keuchhusten in der Region macht deutlich, welche Kosten entstehen können, wenn nicht alle Kinder mit Routineimpfungen erreicht werden. Lücken in der Versorgung mit den empfohlenen Impfstoffen gibt es in fast allen Ländern, doch die Ursachen hierfür können sehr kontextspezifisch sein. Dazu können mangelnde Informationen oder Misstrauen der Eltern/Betreuer gegenüber Impfstoffen gehören, aber auch strukturelle Barrieren oder fehlende Kapazitäten des Gesundheitspersonals, Bedenken auszuräumen und Impfungen zu fördern. 

In vielen Kontexten fallen die Durchimpfungsraten in bestimmten Bevölkerungsgruppen geringer aus, was möglicherweise auf Benachteiligungen beim Zugang zu Informationen bzw. Gesundheitsleistungen zurückzuführen ist. Ein verstärktes Einsetzen dafür, dass alle Menschen chancengleichen Zugang zu dem von Impfstoffen gebotenen Gesundheitsschutz haben, trägt zur individuellen und regionsweiten Gesundheitssicherheit bei.

WHO/Europa unterstützt die Länder bei der Verringerung von Ungleichgewichten im Impfbereich auf der Grundlage eines schrittweisen Ansatzes, der darauf abzielt, die Ursachen für Versorgungslücken zu ermitteln und maßgeschneiderte Strategien zu entwickeln, um diese wirksam zu beseitigen. Dieser Ansatz unterstreicht die Bedeutung:
  • der Nutzung von Daten zur Ermittlung von Impflücken und potenziellen Ungleichgewichten
  • der Sammlung von Erkenntnissen, um die Gründe für diese Lücken zu verstehen
  • von Maßnahmen auf kommunaler Ebene, um auf die besonderen Bedürfnisse der Betroffenen einzugehen.
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Länderbeispiel: Aserbaidschan

In Aserbaidschan wurde eine Datentriangulation durchgeführt, bei der kommunale Daten zur Durchimpfung gegen Masern/Mumps/Röteln (MMR), Daten zur Krankheitsüberwachung und das Wissen kommunaler maßgeblicher Akteure herangezogen wurden, um Regionen mit geringer Durchimpfung zu ermitteln. 

Die im Jahr 2023 unter Anleitung der WHO durchgeführte Verhaltensforschung umfasste Fokusgruppendiskussionen mit Gesundheitsfachkräften und Eltern/Betreuern in den ermittelten Regionen. Als Hauptbarrieren nannten Teilnehmer Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von Impfstoffen, Informationslücken und die Unfähigkeit des Gesundheitspersonals, Impfungen zu besprechen und zu fördern. 

Um diese Barrieren zu beseitigen, organisierten nationale maßgebliche Akteure, das Gesundheitsministerium und die Verwaltung der regionalen medizinischen Abteilungen (TABIB) gemeinsam mit der WHO und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) kommunale Veranstaltungen in den ausgewiesenen Gebieten. Eltern und Betreuer konnten ihre Bedenken äußern und erhielten genaue Informationen von angesehenen Kinderärzten. Kinder konnten zudem verpasste Impfungen erhalten. 

Während dieser Veranstaltungen wurden 176 zuvor ungeimpfte oder nur teilweise geimpfte Kinder geimpft, und in den folgenden Monaten beobachteten Kliniken in allen ausgewiesenen Regionen einen durchschnittlichen Rückgang der Impfverweigerungen um 24 %. 

Um diese Fortschritte aufrechtzuerhalten, wurde die Arbeit unter der Leitung des Gesundheitsministeriums und der TABIB in den Jahren 2024 und 2025 fortgesetzt, sowohl auf nationaler Ebene, um die Kapazitäten des Gesundheitspersonals zu stärken, als auch auf kommunaler Ebene, um den Bedarf zu ermitteln und kommunale Veranstaltungen durchzuführen. Darüber hinaus wurde mit Unterstützung der WHO in ausgewählten Regionen mit Kommunikationsschulungen für Gesundheitsfachkräfte begonnen. 

Länderbeispiel: Litauen

In Litauen führte die WHO im Jahr 2024 eine rasche Bewertung durch, um Barrieren und Triebkräfte für Impfmaßnahmen unter den in Litauen lebenden ukrainischen Flüchtlingen zu ermitteln. Die Bewertung ergab, dass die Flüchtlinge Impfungen im Kindesalter zwar im Allgemeinen akzeptierten, sie jedoch bei der Inanspruchnahme von Impfmaßnahmen für ihre Kinder auf Probleme stießen, wie etwa einen Mangel an leicht zugänglichen Informationen über die Vereinbarkeit mit den in der Ukraine angebotenen Impfungen, lange Wartezeiten und Sprachbarrieren. Impfskepsis war bei Impfungen für Erwachsene ausgeprägter, insbesondere gegen COVID-19 und Influenza. 

In separaten Fokusgruppendiskussionen nannten Gesundheitsanbieter uneinheitliche Vorgehensweisen bei der Kontaktaufnahme und der Nachbetreuung sowie das Fehlen umfassender Daten über den Impfstatus von Flüchtlingen als wesentliche Barrieren.

Zu den Empfehlungen, die auf Grundlage der Forschungsergebnisse ausgearbeitet wurden, zählten die Verbesserung der gezielten Kommunikation mit Flüchtlingsgemeinschaften, die Bereitstellung eindeutiger Protokolle für die Impfung von Kindern, deren Impfpässe nicht verfügbar sind, die Verbesserung des Zugangs zu Gesundheitsangeboten, die über die Impfung hinausgehen, wie z. B. psychologische Betreuung, sowie die Konsolidierung von Gesundheitsinformationen zur besseren Unterstützung ukrainischer Flüchtlinge. Die WHO unterstützt die nationalen Gesundheitsbehörden bei der Umsetzung dieser Empfehlungen.

Länderbeispiel: Ukraine

In der Ukraine führte die WHO im August 2024 eine Verhaltensstudie durch, um zu ermitteln, welche Barrieren einer routinemäßigen Impfung im Kindesalter entgegenstehen und welche Faktoren dafür ausschlaggebend sind, dass Binnenflüchtlinge und die nicht vertriebene Bevölkerung in den Grenzgebieten ihre Kinder routinemäßig impfen lassen. Die Studie ergab, dass es erhebliche Herausforderungen gibt, darunter der Mangel an kostenlosen Impfstoffen, Zweifel an der Qualität der Impfstoffe bei Eltern/Betreuern und logistische Probleme, die durch den anhaltenden Konflikt noch verschärft wurden. Trotz dieser Barrieren äußerten die meisten Eltern/Betreuer eine positive Einstellung zu Impfungen, die durch das Vertrauen in Ärzte und evidenzbasierte Medizin begründet ist. 

Im Anschluss an einen Workshop zur Überprüfung der Studienergebnisse im Januar 2025 wurden in jeder Region Pläne zur Verbesserung der Chancengleichheit bei Impfmaßnahmen entwickelt, um die jeweiligen Herausforderungen in den einzelnen Regionen zu bewältigen, einschließlich Maßnahmen zu einer maßgeschneiderten Anpassung der Kommunikation, zur Verbesserung des Zugangs zu Impfstoffen und zur Verbesserung der Unterstützung bei der Gesundheitsversorgung. 

Starke Partnerschaft mit der EU

Die EU und WHO/Europa haben sich in den letzten Jahren bei mehreren Projekten zusammengetan, um die Länder dabei zu unterstützen, eine hohe und chancengleiche Durchimpfungsrate zu erreichen und aufrechtzuerhalten. Ein aktuelles Projekt in Bulgarien, Ungarn, Rumänien und Polen konzentriert sich auf die Verbesserung der Durchimpfungsrate bei gefährdeten Bevölkerungsgruppen, mit besonderem Augenmerk auf Roma-Gemeinschaften, die oft unverhältnismäßig stark von impfpräventablen Krankheiten betroffen sind.