Irland führt derzeit im Gesundheits- und Sozialwesen weitreichende Reformen zugunsten von Menschen mit Behinderungen durch. Unter dem Slogan „Leben verändern“ sorgen die Reformen für einen Zugang zu hochwertigen individuellen Leistungsangeboten nach Maßgabe von Irlands Rahmenkonzept für die Umgestaltung des Gesundheitswesens, Sláintecare. Dies ist eine wesentliche staatliche Verpflichtung zur Verwirklichung eines universellen, einheitlichen Gesundheits- und Sozialsystems, das allen Bürgern die benötigten Leistungen zur rechten Zeit und am rechten Ort ermöglicht.
„Leben verändern“ und die übergeordneten Reformen im Gesundheitssystem standen vor Kurzem im Mittelpunkt des Besuchs einer Delegation des irischen Gesundheitsministeriums bei WHO/Europa in Kopenhagen.
„Behinderung ist weltweit ein Thema für die Gesundheitspolitik und eine Frage der Menschenrechte: ein Thema, das eine aktive Zusammenarbeit mit allen maßgeblichen Akteuren erfordert – insbesondere Organisationen, die die Interessen von Menschen mit Behinderungen vertreten“, erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, während des Besuchs. „WHO/Europa begrüßt Irlands führende Position auf diesem Gebiet und speziell sein Engagement für die Ausarbeitung einer gesamteuropäischen Resolution zur Verwirklichung eines Höchstmaßes an Gesundheit für Menschen mit Behinderungen.“
Anne Rabbitte, Staatssekretärin im Ministerium für Kinder, Gleichheit, Behinderung, Integration und Jugend sowie im Gesundheitsministerium, fügte hinzu: „Irland ist fest entschlossen, ein erstklassiges Gesundheits- und Sozialsystem für alle seine Bürger aufzubauen, auch für Menschen mit Behinderungen. Durch eine enge Zusammenarbeit mit dem WHO-Regionalbüro für Europa und allen Mitgliedstaaten können wir einander gegenseitig bei der Überwindung der Herausforderungen bei der Reformierung der Gesundheitssysteme unterstützen, um etwas Besseres zu schaffen und dafür zu sorgen, dass beim Zugang zu sicheren, hochwertigen und effektiven Gesundheits- und Sozialleistungen niemand zurückgelassen wird.“
Inklusion von Menschen mit Behinderungen in der Europäischen Region
Allein in der Europäischen Region der WHO leben nach Schätzungen 135 Millionen Menschen mit einer Behinderung.
WHO/Europa ist gegenwärtig dabei, einen Handlungsrahmen zur Verwirklichung eines Höchstmaßes an Gesundheit für Menschen mit Behinderungen in der Europäischen Region auszuarbeiten. Dieser wird im Laufe des Jahres 2022 in enger Abstimmung mit Regierungen, mit Verbänden von Menschen mit Behinderungen und mit anderen maßgeblichen Akteuren entwickelt.
Der Handlungsrahmen wird auf Menschenrechte gestützt sein und auf eine Beseitigung der Diskriminierung aufgrund von Behinderung abzielen. Er wird auch individuell ausgerichtet sein, indem er eine Einbeziehung der Wünsche und Erfahrungen von Menschen mit Behinderungen in die Gestaltung, Führung und Umsetzung von Gesundheitsprogrammen anstrebt. All dies steht im Einklang mit dem im Europäischen Arbeitsprogramm der WHO (EPW) verankerten Grundsatz, niemanden zurückzulassen.
„Leben verändern“ in Irland
Irlands Reformansatz zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen ist eine gemeinsame landesweite Anstrengung zum Aufbau eines inklusiven Gesundheits- und Sozialsystems, das sich an dem Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UNCRPD) orientiert.
Das übergeordnete Ziel besteht darin, Menschen mit Behinderungen dazu zu befähigen, im wirtschaftlichen und sozialen Leben ihr volles Potenzial auszuschöpfen und sich Zugang zu einem breiten Spektrum an hochwertigen individuellen Leistungen und Unterstützungsangeboten zu verschaffen, die eine Verbesserung ihrer Lebensqualität und ihres Wohlbefindens bewirken.
Zu den wesentlichen Reformen des Programms im Gesundheits- und Sozialwesen gehören:
- die Bereitstellung fachübergreifender Leistungen für Kinder und Jugendliche mit komplexen behinderungsbedingten Anforderungen durch Einrichtung von insgesamt 91 im ganzen Land verteilten fachübergreifenden Teams des Netzwerks für Kinder mit Behinderungen, die eine fachgerechte Versorgung ermöglichen, u. a. durch Sprech- und Sprachtherapie, Physiotherapie, Beschäftigungstherapie, psychologische und psychiatrische Betreuung sowie den Zugang zu assistiven Technologien;
- eine Verlagerung weg von großen Institutionen hin zur gemeindenahen Unterbringung mit Betreuung vor Ort, sodass die Betroffenen die allgemeinen Angebote des Gesundheitswesens in Anspruch nehmen können; und
- „Neue Richtungen“, ein Reformansatz mit Tagesangeboten für Menschen mit Behinderungen, der eine möglichst breite Auswahl an Leistungen sowie gemeindenahe Optionen beinhaltet.
Während des Besuchs der Delegation sprachen Dr. Kluge und Frau Rabbitte auch über die Rolle von assistiven Technologien, digitalen Gesundheitsangeboten und einer wirksameren Unterstützung von jungen Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen.