Pflegekräfte in der primären Gesundheitsversorgung als Verfechter eines patientenorientierten Ansatzes in Asturien
Zu den Höhepunkten des Jahres 2024 gehörte für die WHO der Start ihrer dritten Demonstrations-Plattform zum Thema primäre Gesundheitsversorgung in Spanien. Im Juni 2024 besuchte eine tschechische Delegation das Centro de Salud El Llano, eines der größten Zentren für primäre Gesundheitsversorgung in Gijón und ein leuchtendes Beispiel für Spaniens leistungsfähiges Modell der primären Gesundheitsversorgung, das anderen Ländern, die von seinem Erfolg lernen möchten, als Vorbild dient.
Das im Nordwesten Spaniens gelegene Fürstentum Asturien mit rund einer Million Einwohner ist für seine hohe Investitionen in die primäre Gesundheitsversorgung bekannt, die von einem starken Engagement der Politik für die Gesundheit zeugen. Mit einer alternden Bevölkerung – 27 % der Einwohner sind über 65 Jahre alt – ist Asturien führend bei Innovationen zur Deckung des Bedarfs von Patienten mit komplexen chronischen Erkrankungen durch die primäre Gesundheitsversorgung. Die Region zeichnet sich auch im Bereich der Bevölkerungsgesundheit aus, indem sie die Zusammenarbeit zwischen der primären Gesundheitsversorgung und den öffentlichen Gesundheitsdiensten fördert und über ein ausgedehntes Netz von Zentren für die primäre Gesundheitsversorgung verfügt, die die Bewohner der gebirgigen und dünn besiedelten Gebiete versorgen.

Centro de Salud El Llano in Gijón, Fürstentum Asturien (Spanien)
Das Centro de Salud El Llano versorgt mit seinem multidisziplinären Team aus 65 Fachkräften für primäre Gesundheitsversorgung ein Einzugsgebiet mit rund 26 000 Einwohnern. Zu diesem Team gehören 17 Ärzte, 17 Pflegekräfte, 1 Sozialarbeiterin, 3 Kinderärzte, 3 Kinderkrankenschwestern, ein Zahnarzt, eine Dentalhygienikerin, ein Physiotherapeut, eine Hebamme, 2 Krankenpflegehelferinnen sowie Verwaltungspersonal und Führungspersonal.
Allgemeinärzte und Pflegekräfte bilden in der primären Gesundheitsversorgung das Rückgrat des Teams und dienen als Hauptansprechpartner für jeweils etwa 1500 Erwachsene, um die Kontinuität der Versorgung zu gewährleisten.
Kinderärzte und pädiatrische Pflegekräfte übernehmen diese Aufgaben für Kinder bis 14 Jahre. Das Zentrum stellt auch eine primäre Gesundheitsversorgung rund um die Uhr bereit, einschließlich der Notfallversorgung außerhalb der Öffnungszeiten. Es ist eine von nur drei Einrichtungen in Gijón, die rund um die Uhr eine umfassende Versorgung anbieten.

Andrea Garcia Prado, eine Krankenschwester im Centro de Salud El Llano
Die aus Asturien stammende Andrea erwarb ihren Abschluss als Krankenschwester in León, bevor sie nach Oxford zog, wo sie zunächst im Bereich der Notfallversorgung tätig war. Seit ihrem Wechsel in die primäre Gesundheitsversorgung hat sie deren Bedeutung zu schätzen gelernt, insbesondere im Hinblick auf die Vermeidung von Krankenhausaufenthalten. Sie weiß, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern und der primären Gesundheitsversorgung für eine nahtlose Versorgung ist.
„Nach Abschluss meines vierjährigen Studiums der Krankenpflege habe ich eine anspruchsvolle Prüfung abgelegt, die mir eine zweijährige Fachausbildung zur Familien- und Gemeindekrankenschwester ermöglichte. Diese Spezialisierung trägt entscheidend zur Verbesserung der pflegerischen Fähigkeiten bei, nicht nur in der klinischen Praxis, sondern auch in den Bereichen Bevölkerungsgesundheit, Forschung und Führungskompetenz“, erklärt Andrea.

Andrea auf den Gängen des Zentrums zu Beginn ihres Arbeitstages
Pflegekräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Betreuung von Patienten mit chronischen Erkrankungen, wobei der Schwerpunkt ihrer Arbeit auf Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention liegt. Zu ihren Aufgaben gehören verschiedene protokollierte Tätigkeiten wie Blutdruckmessen, Bewegungs- und Ernährungsberatung, Raucherentwöhnung, Diabeteskontrolle und Wundversorgung.
Außerdem organisieren Pflegekräfte in Zusammenarbeit mit anderen Teammitgliedern sowie in den Kommunen Gruppenaktivitäten mit Schwerpunkt auf den sozialen Determinanten von Gesundheit. Dazu können Gruppensitzungen zur Bewältigung psychosozialer Probleme oder Spaziergänge für ältere Patienten gehören, die über Einsamkeit klagen.
Zu einem typischen Arbeitstag gehören Routinebesuche bei Patienten mit chronischen Erkrankungen, Wundversorgung, Akutversorgung (einschließlich Triage) sowie geplante und spontan erforderliche Hausbesuche bei Patienten mit Gebrechlichkeit und eingeschränkter Mobilität.
Auf die Frage, was sie an ihrer Rolle am Zentrum am meisten schätzt, antwortet Andrea: „Ich glaube, dass es bei der Pflege entscheidend auf Eigenverantwortung ankommt. Die Eigenverantwortung, wie wir sie in der primären Gesundheitsversorgung haben, ist in Krankenhäusern wahrscheinlich nicht gegeben, weil wir dort weder über unsere Patienten noch über unsere Zeit Kontrolle haben. In der primären Gesundheitsversorgung weiß ich, was das Beste für meine Patienten und mich ist.“
Sie fügt hinzu: „Die Pflegekräfte sind in der Regel die erste Anlaufstelle für alle Patienten in der primären Gesundheitsversorgung, auch für chronisch Kranke, und wir kennen oft deren sozialen Hintergrund, persönliche Geschichte und Familiendynamik. Manchmal kommen die Patienten nicht wegen eines medizinischen Problems, sondern einfach nur, um zu plaudern oder Mitgefühl zu erfahren. Am meisten gefällt mir an der primären Gesundheitsversorgung, dass ich Menschen auf einer persönlicheren Ebene kennenlerne.

Andrea in einer der regelmäßigen Teambesprechungen
Das Pflegeteam bemüht sich in enger Zusammenarbeit mit den Allgemeinärzten darum, eine koordinierte Versorgung der gemeinsamen Patienten zu gewährleisten. Diese Zusammenarbeit ist vor allem für die Behandlung komplexer Fälle entscheidend und erleichtert gemeinsame Termine, sodass weniger getrennte Besuche bei Allgemeinärzten und Pflegekräften erforderlich sind.
Bei Bedarf bringt das Pflegeteam die Patienten mit anderen Teammitgliedern in der primären Gesundheitsversorgung, etwa Sozialarbeitern, Hebammen oder Physiotherapeuten, zusammen. Wenn eine fachärztliche Versorgung erforderlich ist, werden die Patienten an das Krankenhaus überwiesen, wobei alle relevanten Informationen in ihrer digitalen Gesundheitsakte dokumentiert werden, um eine nahtlose Kommunikation und Weiterverfolgung zu gewährleisten.
Das Team bewertet regelmäßig seine Fortschritte bei der Erreichung der vorrangigen Gesundheitsziele und ermittelt Strategien zur Verbesserung von Qualität und Effizienz. Neben den Teambesprechungen gibt es auch separate Besprechungen für Pflegekräfte und Allgemeinärzte.

Andrea berichtet in einer Teambesprechung mit den Allgemeinärztinnen und der Sozialarbeiterin über den aktuellen Zustand der Patienten
Sozialarbeiter in der primären Gesundheitsversorgung leisten einen entscheidenden Beitrag zur Unterstützung von Patienten und Familien, indem sie sie durch das Gesundheitssystem geleiten und ihnen Zugang zu Sozialleistungen und anderen kommunalen Hilfsangeboten verschaffen.
Wenn ein Patient aufgrund einer prekären häuslichen Situation, die bei einem Hausbesuch festgestellt wurde, Unterstützung durch das Sozialwesen benötigt, wendet sich die betreffende Pflegekraft an einen Sozialarbeiter, der eine Bewertung vornimmt und den Patienten weiter betreut.
Die Zusammenarbeit zwischen Pflegekräften und Sozialarbeitern trägt auch entscheidend dazu bei, den Bedürfnissen chronischer Patienten mit komplexer Multimorbidität und Gebrechlichkeit gerecht zu werden. Sie spielen eine wesentliche Rolle bei der ganzheitlichen Beurteilung der klinischen und sozialen Bedürfnisse dieser Patienten und tragen zur Erstellung eines individuellen Pflegeplans bei.

Yolanda Fernández, Sozialarbeiterin am Centro de Salud El Llano
„Als Sozialarbeiterin helfe ich den Patienten dabei, die verschiedenen gesundheitlichen Angebote in der Kommune kennenzulernen, beispielsweise städtische Sport- und Kulturangebote, aber auch Unterstützung durch nichtstaatliche und zivilgesellschaftliche Organisationen“, erklärt Yolanda.
„Diese Angebote spielen eine wesentliche Rolle bei der Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden der Patienten. Ich stütze mich auf ein Online-Archiv mit gesundheitlichen Angeboten der Kommunen, das regelmäßig aktualisiert wird. Die Regionalbehörden identifizieren und empfehlen diese Angebote, und sie werden von den öffentlichen Gesundheitsdiensten validiert, um sie für die lokale Bevölkerung zugänglich und bedarfsgerecht zu machen.“

Andrea mit einem Patienten während eines Termins
In Asturien verkörpern die Pflegekräfte in der primären Gesundheitsversorgung durch die patientenorientierte Versorgung einen ganzheitlichen Ansatz für das Wohlergehen.
„Nicanor ist ein regelmäßiger Patient, der jeden Monat zu routinemäßigen Gerinnungstests kommt, da er gerinnungshemmende Medikamente einnimmt, die genau überwacht werden müssen“, erzählt Andrea. „Wir passen seine Dosis entsprechend den Testergebnissen an. Heute waren seine Ergebnisse ideal, also haben wir seinen elektronischen Medikamentenplan aktualisiert und seinen nächsten Termin vereinbart.“
Sie fügt hinzu: „Ich kenne auch seine Frau sehr gut. Wenn man lange genug hier ist, lernt man seine Patienten und ihr Umfeld wirklich kennen. Man spürt, wenn sie Unterstützung brauchen oder wenn es ein Problem gibt, das sie wahrscheinlich selbst lösen können, auch wenn es nicht rein medizinisch ist.“
Im Rahmen der Demonstrations-Plattform der WHO zum Thema primäre Gesundheitsversorgung wird das Centro de Salud El Llano in Gijón, eines der größten Zentren für primäre Gesundheitsversorgung in Spanien, eine Delegation aus Tschechien empfangen.

