Lernen Sie die Krankheitsdetektive kennen: die Anlaufstellen für die Internationalen Gesundheitsvorschriften, die unsere Region vor Gesundheitsgefahren schützen

7 October 2025
Der 19. September 2025 markierte mit Inkrafttreten der Änderungen der Internationalen Gesundheitsvorschriften (2005) (IGV) einen Meilenstein in der globalen Gesundheitspolitik. Dies spiegelt ein erneuertes globales Engagement für die Kooperation bei gesundheitlichen Notlagen wider, das durch die harten Lehren aus der COVID-19-Pandemie geprägt ist. 

Die IGV sind ein völkerrechtliches Instrument, das für 196 Vertragsstaaten, darunter alle Mitgliedstaaten der WHO, rechtsverbindlich ist, um für Gesundheitsgefahren vorzusorgen, diese zu erkennen und zu melden und auf diese zu reagieren. Sie verleihen der WHO eine einzigartige Rolle als einzige Organisation der Welt, die mit dem gesetzlichen Auftrag betraut ist, globale Gesundheitsgefahren zu verfolgen.

Die IGV sind aus folgenden Gründen für die weltweite Gesundheit von Bedeutung: 
  1. Gesundheitsgefahren kennen keine Grenzen. Die IGV stärken die Fähigkeit der Länder, Krankheiten zu bekämpfen, die an Häfen, Flughäfen und Grenzübergängen Grenzen überschreiten. 
  2. Reisen und Handel werden sicherer. Die IGV fördern Handel und Tourismus in den Ländern und verhindern wirtschaftliche Schäden. 
  3. Die globale Gesundheitssicherheit wird verbessert. Die IGV haben ein Frühwarnsystem etabliert, nicht nur für Krankheiten, sondern für alles, was die menschliche Gesundheit und die Existenzgrundlagen der Menschen bedroht. 
  4. Tägliche Bedrohungen werden unter Kontrolle gehalten. Die IGV dienen den Ländern als Orientierungshilfe, um Bedrohungen zu erkennen, zu bewerten und auf diese zu reagieren sowie andere Länder rasch zu informieren. 
  5. Alle Politikbereiche profitieren. Die IGV bereiten alle Politikbereiche durch entsprechende Koordination und einen entsprechenden Informationsaustausch auf mögliche gesundheitliche Notlagen vor. 


 

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Die Internationalen Gesundheitsvorschriften (2005) (IGV)

Die Europäische Region der WHO ist groß und vielfältig und erstreckt sich von ihrem westlichsten Punkt in Island bis zu ihrem östlichsten Punkt in der Russischen Föderation. Die WHO arbeitet mit über 100 nationalen Anlaufstellen für die IGV in 56 Ländern und Gebieten zusammen. Ihre Arbeit besteht darin, für das Auftreten gefährlicher Krankheiten vorzusorgen, diese Krankheiten zu erkennen und zu verhindern, dass sie Grenzen überschreiten.  

Lernen wir einige der „Krankheitsdetektive“ kennen, die unsere Region sicherer machen. 

 

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Ana Tatulashvili, Teil des Teams der georgischen Anlaufstelle für die IGV

Gesundheitsgefahren kennen keine Grenzen 

Ana Tatulashvili ist Teil des Teams der georgischen Anlaufstelle für die IGV. 

„Unsere Arbeit ist entscheidend für den Aufbau eines globalen Systems, das rasch auf gesundheitliche Bedrohungen reagiert. Krankheiten können sich schnell über Grenzen ausbreiten, weshalb eine grenzübergreifende Zusammenarbeit unerlässlich ist. Wir sind für die Früherkennung zuständig – wir überwachen potenzielle Gesundheitsgefahren und melden sie der WHO. Dies gewährleistet ein schnelles internationales Handeln.“  
 
Die nationalen Anlaufstellen für die IGV sind das Rückgrat der Gesundheitssicherheit – sie identifizieren Krankheitsausbrüche, analysieren Risiken und warnen die WHO vor Bedrohungen mit internationaler Tragweite.

 

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Demi Reurings, Beraterin für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten am Nationalen Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt, Niederlande (Königreich der)

Reisen und Handel werden sicherer 

In der Europäischen Region der WHO wurden etwa 65 % der validierten Ereignisse über die nationalen Anlaufstellen für die IGV und andere staatliche Quellen gemeldet, was die entscheidende Führungsrolle der nationalen Anlaufstellen für die IGV bei der Früherkennung und den entsprechenden Meldewegen unterstreicht.

Demi Reurings ist Beraterin für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten am Nationalen Institut für öffentliche Gesundheit und Umwelt der Niederlande (Königreich der). Sie unterstützt die Arbeit der niederländischen Anlaufstelle für die IGV und spielt eine wichtige Rolle bei der Koordinierung von Reaktionen auf nationale und internationale Bedrohungen durch Infektionskrankheiten. In den Niederlanden umfasst dies eine starke Fokussierung auf die Einreisehäfen. Ihre Arbeit reicht von der Aktualisierung nationaler Protokolle bis hin zur fachlichen Beratung bei Krankheitsausbrüchen und stellt sicher, dass die Niederlande auf neu auftretende gesundheitliche Bedrohungen reagieren können und dabei die IGV-Standards eingehalten werden. 

„Die IGV enthalten klare Regeln und Verfahren für die Meldung und den Umgang mit Gesundheitsrisiken, damit jeder weiß, was im Krisenfall zu tun ist. Darüber hinaus ermutigen und unterstützen sie die Länder, ihre eigenen Gesundheitssysteme zu stärken, damit sie besser in der Lage sind, Krankheitsausbrüche zu erkennen und auf diese zu reagieren.“ 

 

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Vadim Rata, Leiter der Abteilung für das Management von gesundheitlichen Notlagen bei der Nationalen Behörde für öffentliche Gesundheit in der Republik Moldau

Tägliche Bedrohungen werden unter Kontrolle gehalten

Als 12 moldawische Gymnasiasten, die Masern ausgesetzt waren, im Rahmen eines Studienaustauschs ins Ausland reisten, war das Risiko einer grenzüberschreitenden Übertragung sehr real. Doch dank der raschen Kommunikation zwischen den nationalen Anlaufstellen für die IGV konnte ein möglicher Ausbruch schnell eingedämmt werden. 

Vadim Rata, Leiter der Abteilung für das Management von gesundheitlichen Notlagen bei der Nationalen Behörde für öffentliche Gesundheit in der Republik Moldau, stellt fest, dass eine ressort- und grenzübergreifende Zusammenarbeit – u. a. in den Bereichen Gesundheit, Landwirtschaft, Zoll, Verkehr und Verteidigung – der Schlüssel zu einem effektiven Notfallmanagement im Bereich der öffentlichen Gesundheit ist. 
 
„Ohne den Rahmen für die IGV und das Netzwerk der nationalen Anlaufstellen hätten die Länder mit fragmentierter Kommunikation, Verzögerungen bei der Meldung von Krankheitsausbrüchen und uneinheitlichen Reaktionen auf grenzgreifende gesundheitliche Bedrohungen zu kämpfen. Es gäbe erhebliche Lücken bei der Surveillance, der Vorsorge und den internationalen Hilfsmechanismen, was die Welt letztlich anfälliger für Pandemien und andere gesundheitliche Notlagen machen würde.“ 

 

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Tatjana Nemeth-Blažić, Teil des Teams der kroatischen Anlaufstelle für die IGV

Die globale Gesundheitssicherheit wird verbessert 

Für Tatjana Nemeth-Blažić bedeutet die Arbeit in der kroatischen Anlaufstelle für die IGV, an vorderster Front der globalen Gesundheitssicherheit zu stehen: 

„Die Rolle der nationalen Anlaufstelle ist in jedem Land von wesentlicher Bedeutung, da sie die Durchführung von Aktivitäten und die Kommunikation zwischen verschiedenen Ressorts und Institutionen innerhalb des Landes sowie die Kommunikation zwischen dem Land und dem WHO-Regionalbüro für Europa, der Europäischen Kommission und dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten erleichtert.“ 

Tatjana hilft bei der Erkennung, Bewertung und Meldung von Gesundheitsgefahren auf nationaler wie auch internationaler Ebene, darunter Infektionskrankheiten, Chemieunfälle und Naturkatastrophen. Zu ihren Aufgaben gehören zudem die Risikokommunikation zwischen Politikbereichen, die Unterstützung der rechtlichen Koordination der Notfallvorsorge, der Aufbau von Kapazitäten durch Schulungen, grenzübergreifende Simulationsübungen und entsprechende Zusammenarbeit sowie die Beaufsichtigung der Rolle Kroatiens bei regionsweiten Vorsorgeinitiativen.
 
Jüngste Krisen wie die COVID-19-Pandemie und das Erdbeben 2020 in Kroatien unterstreichen die Stärke des IGV-Netzwerks, in dem Tatjana arbeitet. Ohne dieses Netzwerk wären eine frühzeitige Erkennung, eine rasche Reaktion und koordinierte Maßnahmen nahezu unmöglich. 

 

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Darija Platukyte, Beraterin in der Abteilung für Notfallkoordination des Zentrums für gesundheitliche Notlagen, das dem Gesundheitsministerium Litauens untergeordnet ist

Alle Politikbereiche profitieren

In Litauen unterstützt Darija Platukyte, Beraterin in der Abteilung für Notfallkoordination des dem Gesundheitsministerium untergeordneten Zentrums für gesundheitliche Notlagen, die Arbeit der litauischen Anlaufstelle für die IGV. In dieser Funktion trägt sie zur Koordinierung der nationalen Bereitschaftsplanung und zur schnellen Kommunikation mit der WHO und anderen Ländern bei. Sie arbeitet ressortübergreifend mit den Behörden für Katastrophenschutz, Lebensmittelsicherheit und öffentliche Gesundheit zusammen und befasst sich mit Risikokommunikation und Notfallkoordination.  

„Ohne das IGV-Netzwerk wären die Länder bei der Erkennung von und der Reaktion auf gesundheitliche Bedrohungen mit erheblichen Verzögerungen konfrontiert. Litauen würde den Zugang zu lebenswichtigen Informationen, Frühwarnungen und regionsweiten Kooperationsinstrumenten verlieren, die in Notlagen unerlässlich sind“, so Darija.
 
Die IGV helfen den Ländern, schnell zu handeln, zusammenzuarbeiten und für die nächste gesundheitliche Bedrohung gewappnet zu sein, denn die globale Gesundheitssicherheit hängt von der lokalen Führungskompetenz ab – und von den Systemen, die sie unterstützen.  

 

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Ilja Tsibisov, Leitender Sachverständiger in der Abteilung für die Epidemiologie übertragbarer Krankheiten beim estnischen Gesundheitsamt

Gemeinsam sind wir sicherer 

Ilja Tsibisov, dem Leitenden Sachverständigen in der Abteilung für die Epidemiologie übertragbarer Krankheiten beim estnischen Gesundheitsamt, zufolge ist die Arbeit der nationalen Anlaufstellen für die IGV von wesentlicher Bedeutung.  
 
„Wir fungieren als rund um die Uhr, sieben Tage die Woche erreichbarer Kommunikationskanal zwischen der WHO und anderen Ländern. Die Zuständigkeiten und Fähigkeiten der nationalen Anlaufstellen für die IGV wirken sich unmittelbar darauf aus, wie wirksam die globale Gemeinschaft gesundheitliche Notlagen erkennen, bewerten und darauf reagieren kann.“  
 
Ilja dient als nationale Anlaufstelle für die IGV in Estland. In dieser Funktion leitet er die Bemühungen zur Überwachung und Validierung potenzieller gesundheitlicher Bedrohungen, koordiniert grenzübergreifende Bereitschaftspläne für Epidemien und sorgt dafür, dass Estland im Rahmen der IGV rund um die Uhr, sieben Tage die Woche mit der WHO und anderen Ländern kommuniziert. Eine der größten Stärken des Netzwerks der Anlaufstellen für die IGV sei die Kraft der Gemeinschaft, die es repräsentiert, so Ilja. 
  
„Der größte Vorteil dieses Netzwerks ist, dass wir eine sehr starke Gemeinschaft sind, in der wir einander vertrauen und Wissen austauschen und zusammenarbeiten können, um kontinuierlich unsere Fähigkeit zu verbessern, potenzielle Bedrohungen vorherzusehen.“

 

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