Im Jahr 2024 erreichte die WHO 4,7 Mio. Menschen mit unentbehrlichen Gesundheitsleistungen.
Das WHO-Länderbüro in der Ukraine hat seinen Jahresbericht 2024 zu gesundheitlichen Notfalleinsätzen veröffentlicht, in dem die Bemühungen zur Aufrechterhaltung und Stärkung der Gesundheitsversorgung trotz des anhaltenden Krieges dargelegt werden. Diese Bemühungen umfassen Maßnahmen zur Traumabewältigung, die Prävention von Krankheitsausbrüchen, psychische Unterstützung, Rehabilitation und primäre Gesundheitsversorgung – ein Beweis dafür, dass Gesundheitssysteme selbst im Krieg aufrechterhalten werden können.
Als operatives Rückgrat für 114 Gesundheitspartner unterstützte die WHO den Zugang zur Gesundheitsversorgung für die Menschen in den Grenzregionen. In dem Bericht wird hervorgehoben, inwiefern die WHO den Zugang durch innovative, auf die extremen Sicherheitsbedingungen zugeschnittene Lösungen im Rahmen der primären Gesundheitsversorgung – wie etwa modulare Kliniken, aufsuchende medizinische Teams und Unterstützung durch medizinische Notfallteams – aufrechterhalten hat. Darüber hinaus koordinierte die WHO kritische medizinische Evakuierungen, sorgte für eine rasche Traumaversorgung nach Angriffen mit hohen Opferzahlen in mehreren Städten und erreichte die vertriebene Bevölkerung in Gemeindezentren und Notunterkünften.
Anhaltender humanitärer Bedarf
Die groß angelegte Invasion der Ukraine durch die Russische Föderation im Februar 2022 hat zu einer schwerwiegenden Beeinträchtigung unentbehrlicher Gesundheitsleistungen in der Ukraine geführt. Anhaltende Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen, fehlende finanzielle Mittel und eine sich verschlechternde Infrastruktur haben dazu geführt, dass die Menschen – vor allem in der Nähe der Frontlinie – keinen zuverlässigen Zugang zur medizinischen Versorgung mehr haben, insbesondere im Hinblick auf chronische und ansteckende Krankheiten. Der Bedarf an Leistungen der psychischen Gesundheitsversorgung ist stark gestiegen, und die Gefahr von Krankheitsausbrüchen wie Hepatitis A und Masern hat in gefährdeten Gebieten stark zugenommen.
„Das ukrainische Gesundheitssystem steht nach wie vor unter enormem Druck. Im Jahr 2024 wurden 487 Angriffe auf das Gesundheitswesen verzeichnet – ein Anstieg um 12 % gegenüber dem Vorjahr –, womit sich die Gesamtzahl seit Beginn der groß angelegten Invasion auf über 2500 erhöhte. Diese wiederholten Angriffe in Verbindung mit dem anhaltenden humanitären Bedarf und Finanzierungslücken bringen die Gesundheitsdienste an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit. Doch dank unserer Partner konnte die WHO im Jahr 2024 4,7 Mio. Menschen mit unentbehrlichen Versorgungsleistungen erreichen“, erklärte Dr. Jarno Habicht, Repräsentant der WHO in der Ukraine.
„Wir möchten unseren Partnern für ihre konsequente Unterstützung und ihr Engagement bei Nothilfe und frühen Wiederaufbaumaßnahmen unseren tiefsten Dank aussprechen. Diese Partnerschaft war entscheidend für den Schutz der Gesundheit und den Aufbau von Widerstandsfähigkeit angesichts der anhaltenden Herausforderungen“, so Habicht weiter.
Wirkung der WHO im Jahr 2024
In Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Gesundheitsministerium und humanitären Partnern konzentrierte sich die WHO auf die vom Krieg am stärksten betroffenen Regionen. Von der Notfallversorgung bis hin zur langfristigen Rehabilitation zielten die Maßnahmen der WHO darauf ab, die Leistungen der Notfall- und primären Gesundheitsversorgung aufrechtzuerhalten, unterversorgte Gemeinschaften verstärkt zu erreichen und die Grundlagen für den Wiederaufbau zu schaffen.
Zu den wichtigsten Errungenschaften zählten:
- Medizinische Unterstützung: 663 Tonnen medizinischer Hilfsgüter wurden an 871 Gesundheitseinrichtungen geliefert.
- Primäre Gesundheitsversorgung: Für fast 2 Mio. Menschen wurden Leistungen der primären Gesundheitsversorgung bereitgestellt, wobei der Schwerpunkt auf chronischen Krankheiten lag; über 24 000 Konsultationen wurden anhand mobiler aufsuchender Teams durchgeführt.
- Schulung: 8000 an vorderster Front tätige Gesundheitsfachkräfte wurden in den wichtigsten Bereichen der medizinischen Notfallhilfe geschult, u. a. im Umgang mit chemischen, biologischen und radio-nuklearen Stoffen, in der Infektionsprävention, der Versorgung von hohen Opferzahlen und der Traumaversorgung.
- Schulung und Rehabilitation: 8700 Fachkräfte wurden in der Notfallversorgung geschult; für 7500 wurden Rehabilitationsschulungen bereitgestellt.
- Unterstützung der Notdienste: 43 medizinische Notdienste und medizinische Notfallteams wurden mit lebensrettenden medizinischen Hilfsgütern ausgestattet.
- Infrastruktur: Heizung, Wasser und modulare Einrichtungen kamen über 590 000 Patienten zugute.
- Medizinische Evakuierungen: Im Jahr 2024 wurden 1462 Patienten evakuiert, seit 2022 waren es mehr als 5000.
Blick in die Zukunft: Überbrückung von Reaktion und Wiederaufbau
Im Jahr 2024 hat die WHO ferner ihre langfristige Strategie für die Ukraine (2024–2030) auf den Weg gebracht, die Notfallmaßnahmen mit dem Wiederaufbau und der Reformierung des Gesundheitssystems in Einklang bringt.
Anfang dieses Jahres veröffentlichte das WHO-Länderbüro in der Ukraine zudem seinen Jahresbericht für 2024, in dem es auf umfassendere Anstrengungen zur Unterstützung des Wiederaufbaus des Gesundheitssystems und langfristiger Reformen hinweist.