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Annahme von Aktionsplänen für verhaltensbezogene Erkenntnisse und digitale Gesundheit durch die Mitgliedstaaten am zweiten Tag des Regionalkomitees

14 September 2022
News release
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Der zweite Tag des Regionalkomitees begann mit einer Ansprache des israelischen Ministerpräsidenten Yair Lapid, der erklärte, dass das Regionalkomitee die Chance biete, der Welt Israels robustes Gesundheitssystem zu präsentieren, und dass das Land der Fortsetzung seiner Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten erwartungsvoll entgegensehe.

Im Anschluss daran ging der Regionaldirektor auf verschiedene Punkte ein, die während der Beratungen am ersten Tag vorgebracht worden waren. Er erkannte die breite Unterstützung der Delegierten für den zweigleisigen Ansatz an, den er in seiner Ansprache dargelegt hatte, und hob zudem die Notwendigkeit hervor, weiterhin auf die vorhandenen gesundheitlichen Notlagen zu reagieren. 

Ferner dankte der Regionaldirektor dem Präsidenten Israels für seine Unterstützung und die Unterstützung seiner Frau für die Arbeit von WHO/Europa im Bereich psychische Gesundheit und verwies auf die positiven Anmerkungen von Delegierten zu den anderen Flaggschiff-Initiativen des Europäischen Arbeitsprogramms, verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse, digitale Gesundheit und Impfmaßnahmen.

Investitionen für Gesundheit: eine Ökonomie des Wohlergehens

Während dieser Parallelveranstaltung wurden Wege erörtert, inwiefern die Initiative von WHO/Europa für die Investition in gesunde, fürsorgliche, wohlhabende Gesellschaften mehr Länder und Partnerorganisationen in die Lage versetzen kann, zu:
  • zeigen, wie Gesundheit und Gesundheitsleistungen eine Ökonomie des Wohlergehens befördern; 
  • lernen, wie staatliche Investitionen in und Ausgaben für Konzepte zur Förderung des Wohlergehens erhöht werden können;
  • verstehen, wie neue Bündnisse dazu beitragen können, Versorgungslücken zu schließen und die gesundheitliche Anfälligkeit zu reduzieren; und
  • befähigende Umfelder für Investitionen in die Förderung des Wohlergehens in den Ressorts Gesundheit, Finanzen und Wirtschaft zu schaffen, u. a. durch die Zusammenarbeit mit Banken für Wiederaufbau und Entwicklung.

Aufbau einer besseren Zukunft für Städte

Bei dieser Sitzung wurde untersucht, wie Städte sich von der COVID-19-Pandemie erholen und die Widerstandsfähigkeit erhöhen können, auch angesichts der globalen Herausforderungen im Hinblick auf die Umwelt und den Klimawandel. Städte sind Knotenpunkte für die grundlegende Umgestaltung, um bessere, nachhaltigere und widerstandsfähigere Gesellschaften zu schaffen – mit großen Vorteilen für die Umwelt und die Bevölkerung. Risikobewusste Planung, die Einbeziehung der Zivilgesellschaft, ressortübergreifende Kooperation und naturnahe Lösungen können dazu beitragen, widerstandsfähige und nachhaltige Städte mit einer höheren Lebensqualität zu schaffen und gleichzeitig die Anforderungen an die nationalen Gesundheitssysteme zu reduzieren. In der Sitzung wurde die Notwendigkeit hervorgehoben, unsere Städte zukunftssicher zu machen durch die Anwendung von Lehren aus der Pandemie und einheitlicher Gesundheitsansätze, die darum bemüht sind, Konzepte an der Schnittstelle zwischen der Gesundheit von Menschen, Umwelt und Tieren zusammenzubringen.

Ein klares JA für digitale Gesundheit

Durch die Annahme einer Resolution über digitale Gesundheit, die von Israel eingebracht worden war, erkannten die Delegierten die Bedeutung digitaler Lösungen für eine stärker patientenorientierte Gestaltung der Gesundheitsversorgung und die Unterstützung der Mitgliedstaaten bei der Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung bis 2030 an. Digitale Gesundheit ist eine der vier Flaggschiff-Initiativen des Europäischen Arbeitsprogramms.
 
Im Namen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union begrüßte die Tschechische Republik den mit der Resolution angenommenen Aktionsplan und merkte an, dass digitale Gesundheit unentbehrlich geworden sei, aber dass die Integration digitaler Lösungen in die Politikgestaltung zugunsten von Gesundheit nach wie vor eine Herausforderung darstelle. Andere Mitgliedstaaten erklärten, dass digitale Gesundheit das Potenzial habe, die Gesundheitsversorgung weltweit von Grund auf umzugestalten, aber dass es dafür keine Bedienungsanleitung gäbe, was die Zusammenarbeit zwischen den Ländern umso wichtiger mache.

Mehrere Mitgliedstaaten hoben zudem hervor, dass digitale Gesundheit nicht immer geeignet sei, persönliche Konsultationen zu ersetzen, und dass es von entscheidender Bedeutung sei, den Menschen vollständigen Zugang zu ihren eigenen Daten zu gewähren. Einige Delegierte unterstrichen ferner die Bedeutung der Aufbrechung verhärteter Strukturen in der digitalen Gesundheit: so sollten die Menschen beispielsweise in der Lage sein, auch auf Reisen oder im Urlaub eine dringende Röntgenaufnahme machen zu lassen, und der zuständige Arzt des betreffenden Patienten wiederum sollte in der Lage sein, im Heimatland des Patienten nach dessen Rückkehr auf die Aufnahme zuzugreifen.

Verwirklichung eines Höchstmaßes an Gesundheit für Menschen mit Behinderungen

Während dieser Sitzung erörterten die Delegierten den Handlungsrahmen der WHO zur Verwirklichung eines Höchstmaßes an Gesundheit für Menschen mit Behinderungen in der Europäischen Region (2022 2030) und hoben dabei hervor, dass dies ein Recht für alle Menschen sei, ohne Diskriminierung. 

Der Präsident des European Disability Forum, Ioannis Vardakastanis, merkte an, dass Hindernisse beim Zugang zur Gesundheitsversorgung oftmals mit Einstellungen zusammenhingen, die Menschen mit Behinderungen einschränken, den Zugang zu Gesundheitsangeboten kompromittieren und Grundrechte missachten. Anne Rabbitte, Irlands Staatsministerin im Ministerium für Kinder, Chancengleichheit, Behinderung, Integration und Jugend sowie im Gesundheitsministerium, betonte, dass Menschen mit Behinderungen im Hinblick auf ihre Rechte mit sozialen Barrieren zu kämpfen hätten – was bedeutete, dass das Finden von Lösungen für Menschen mit Behinderungen nicht allein in der Verantwortung von Gesundheitsbehörden liegen könne. 

Während der Debatte unterstrichen die Mitgliedstaaten:
  • die Notwendigkeit, dass sämtliche Länder sicherstellen, dass Menschen mit Behinderungen Zugang zur Gesundheitsversorgung erhalten, ohne dabei diskriminiert zu werden;
  • dass die Inklusion von Menschen mit Behinderungen Teil unserer Vorsorge für künftige Notlagen sein sollte; und
  • die wichtige Rolle von digitalen Technologien und Hilfstechnologien, um Menschen mit Behinderungen dabei zu unterstützen, in ihrem eigenen Zuhause und in ihren Gemeinschaften zu leben, und dafür zu sorgen, dass individuelle Bedürfnisse und Rechte ins Zentrum sämtlicher Leistungen gerückt werden.

Handlungsrahmen der Europäischen Region der WHO für die Berücksichtigung verhaltensbezogener und kultureller Erkenntnisse zur Förderung der Gesundheit (2022–2027)

Verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse stellen eine Flaggschiff-Initiative des Europäischen Arbeitsprogramms dar, und am zweiten Tag des Regionalkomitees nahmen die Mitgliedstaaten einen Handlungsrahmen an, um die Arbeit in diesem Bereich bis 2027 voranzutreiben. Dieser Flaggschiff-Rahmen fordert die Mitgliedstaaten dazu auf, verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse für wirksame, maßgeschneiderte, chancengerechte, nachhaltige und personenorientierte gesundheitspolitische Handlungskonzepte zu nutzen.

Bei der Eröffnung der Sitzung erklärte der Exekutivdirektor von WHO/Europa, Robb Butler, dass viele anhaltende gesundheitliche Herausforderungen mit menschlichem Verhalten zusammenhingen. Ein Beispiel hierfür, auf das Prof. Dame Sally Davis, ehemalige Oberste Gesundheitsbeamtin für England, näher einging, war etwa die Inkenntnissetzung von Hausärzten, die als Hochverordner von Antibiotika identifiziert worden waren, über ihren diesbezüglichen Status, was zu 73 000 Verschreibungen weniger geführt habe. Prof. David Halpern, Leitender Verantwortlicher für das im Vereinigten Königreich für verhaltensbezogene Erkenntnisse zuständige Team, betonte gegenüber den Delegierten, wie wichtig es sei, verhaltensbezogene Interventionen einfach, attraktiv, sozial und zeitnah zu gestalten. 

Während der Beratungen begrüßten die Mitgliedstaaten den Handlungsrahmen und brachten Beispiele für die Anwendung verhaltensbezogener und kultureller Erkenntnisse bei der Gestaltung von gesundheitspolitischen Maßnahmen vor, darunter etwa Impfkampagnen, der Kampf gegen den Alkoholkonsum und die Kennzeichnung von Lebensmitteln.

Zwischenstaatliches Verhandlungsgremium (INB) für Pandemieprävention, -vorsorge und -reaktion

Angesichts des eindeutigen Bedarfs für eine verstärkte Zusammenarbeit im Kampf gegen künftige Pandemien versammelte diese Parallelveranstaltung Delegierte, um verschiedene Themen rund um das INB für Pandemieprävention, -vorsorge und -reaktion zu erörtern. Die Delegierten begrüßten die historische Chance, die Reaktion auf gesundheitliche Notlagen zu verbessern und machten zudem auf bestimmte Probleme aufmerksam, wie die Notwendigkeit, die Allgemeinheit, nichtstaatliche Akteure und Wirtschaftsakteure auf dem Laufenden zu halten. Teilnehmer äußerten Bedenken bezüglich Falschinformationen über die Ziele des INB und betonten die Bedeutung der Gewährleistung, dass Gesundheitsministerien in den Verhandlungsprozess einbezogen werden. Die Konsultationen mit den Mitgliedstaaten der WHO werden fortgesetzt und im Dezember 2022 soll ein konzeptioneller Entwurf Null zum weiteren Vorgehen geprüft werden.

Post-COVID-Syndrom (Long COVID)

Während dieser Parallelveranstaltung, die gemeinsam von WHO/Europa und Long COVID Europe organisiert worden war, erörterten Delegierte, Mitglieder der Zivilgesellschaft und Experten die Notwendigkeit der Anerkennung von und Unterstützung für Menschen, die an Long COVID leiden. Gleichzeitig bekräftigten sie die Bedeutung laufender Studien und Forschungsarbeiten, um diese neue Erkrankung besser zu verstehen, bei der es noch viele Unbekannte gibt. Ferner wurde die Notwendigkeit von Rehabilitationsangeboten und psychologischer Unterstützung für die Millionen von Menschen, die mit Long COVID leben, unterstrichen. 

Aktionspläne für die Beendigung von Aids sowie der Epidemien von Virushepatitis und sexuell übertragbaren Infektionen in der Europäischen Region (2022–2030) und Aktionsplan Tuberkulose für die Europäische Region der WHO (2023–2030)

Während des Mittagessens der Minister erörterten Delegierte die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Aufrechterhaltung unentbehrlicher Gesundheitsleistungen in der gesamten Europäischen Region in den Bereichen Aids, Virushepatitis und sexuell übertragbare Infektionen sowie Tuberkulose. Die Erörterung der Aktionspläne soll am dritten Tag des Regionalkomitees fortgesetzt werden.

Stärkung der Bereitschaftsplanung für, Reaktion auf und Widerstandsfähigkeit gegenüber gesundheitlichen Notlagen: Lehren ziehen und Wiederaufbau zum Besseren

Im Mittelpunkt der Sitzung standen die anhaltenden gesundheitlichen Notlagen in der Europäischen Region: die COVID-19-Pandemie, der Ausbruch der Affenpocken und die gesundheitliche Notlage infolge des Kriegs in der Ukraine. Dr. Gerald Rockenschaub, WHO-Direktor für gesundheitliche Notlagen in der Europäischen Region, vermittelte dabei einen globalen Überblick: 310 Millionen Menschen weltweit sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, und weltweit reagiert die WHO derzeit auf 47 als Notlagen eingestufte Situationen, von denen acht als akut eingestuft werden.

Während der Sitzung, die vor dem Hintergrund von Beratungen über die Reformierung der internationalen Architektur für die Vorsorge für und Reaktion auf gesundheitliche Notlagen, einschließlich des INB für Pandemieprävention, -vorsorge und -reaktion, stattfand, ergriffen mehrere Mitgliedstaaten und internationale Partner das Wort und begrüßten einen neuen Vorsorgeplan für die Europäische Region der WHO zur Stärkung der internationalen Zusammenarbeit und der Widerstandsfähigkeit. Zahlreiche Delegierte betonten jedoch die Notwendigkeit, dass eine Strategie für die Europäische Region an die G7 sowie globale Prozesse ausgerichtet sein müsse.