Wie die aktuelle COVID-19-Pandemie weltweit unter Beweis gestellt hat, spielen Labore eine zentrale Rolle in jedem gut funktionierenden Gesundheitssystem. Wie ein zentrales Nervensystem tragen sie durch Ermittlung von Fällen und Weitergabe von Ergebnissen dazu bei, Ausbrüche von Infektionskrankheiten zu entdecken und wirksam zu bekämpfen. Angesichts ihrer Schlüsselrolle in den Gesundheitssystemen benötigen sie eine starke Führung.
Zur Heranziehung der nächsten Generation von Führungskräften im Laborwesen hat die WHO zusammen mit einer Reihe von Partnerorganisationen, wie der Association of Public Health Laboratories (APHL), dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), den United States Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) das Globale Programm für Führungskräfte im Laborwesen (GLLP) ins Leben gerufen.
Das GLLP sorgt dafür, dass die Teilnehmer in den zentralen Kompetenzbereichen geschult werden, die im Kompetenzrahmen für Führungskräfte im Laborwesen genannt werden, nämlich:
- Laborsystem
- Führungskompetenz
- Personalführung
- Kommunikation
- Qualitätsmanagement
- Biologische Sicherheit
- Krankheitsüberwachung und Untersuchung von Ausbrüchen
- Vorsorge-, Reaktions- und Wiederaufbaumaßnahmen in Bezug auf Notlagen
- Forschung
Was haben Labore für uns geleistet?
Trotz ihrer lebensrettenden Funktion wird die Bedeutung von Laboren für die Gesundheitssysteme oft verkannt. Doch die Bedeutung der Labortechnik wurde bei der Bekämpfung von COVID-19 deutlich, vor allem während der ersten Tage und Wochen der Pandemie, aber auch in ihrem späteren Verlauf.
Vor dem Hintergrund fieberhafter Bemühungen der Länder, mehr über die Ausbreitung des SARS-CoV-2 zu erfahren, schuf WHO/Europa zusammen mit Partnern wie dem ECDC einen Verbund von sechs internationalen Laboren, die auf der Länderebene Unterstützung bei den Tests gewähren sollen. Bei lokalisierten Ausbrüchen kamen auch mobile Labore zum Einsatz, etwa bei der Ausbreitung von COVID-19 in einem Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos.
Doch auch außerhalb von Notlagen tragen Labore zur Überwachung von Krankheiten bei. Sie bestätigen Ausbrüche von impfpräventablen Krankheiten, stellen Mutationen des Influenzavirus fest und tragen zur Entwicklung von Impfstoffen bei, die anfällige Bevölkerungsgruppen vor schweren Verläufen bewahren können und so die Gesundheitssysteme entlasten.
Angesichts des globalen Charakters von Gefahren für die öffentliche Gesundheit müssen Führungskräfte im Laborwesen ausreichend in Bezug auf vorbildliche Praktiken und neueste Forschungserkenntnisse geschult werden.
Schulung der nächsten Generation
Das GLLP hat vor Kurzem die erste Schulung ihrer Art in Zentralasien durchgeführt. Dabei trafen sich in Kasachstan Führungskräfte von human- und veterinärmedizinischen Laboren zu einer Schulung zum Erwerb neuer Fähigkeiten, die für ihre alltägliche Arbeit von Nutzen sind.
Unter den Teilnehmern war auch Aknur Mutalieva, eine Ärztin und Virologin aus Almaty. Sie stellte fest: „Durch das GLLP erhielt ich die Gelegenheit, meine Fähigkeiten zu verbessern und mein Wissen über das Qualitätsmanagementsystem und über biologische Sicherheit zu erweitern. Dieses Wissen werde ich bei der Entwicklung eines QMS in meinem Labor anwenden. Das GLLP wird die Entwicklung und Verbesserung der Labordienste in unserem Land unmittelbar beeinflussen. Schließlich kann jeder Leiter eines Labors im GLLP sein Wissen verbessern und es zur Weiterentwicklung und Stärkung seines Labors nutzen.“
Die GLLP-Moderatorin Elmira Utegenova erläuterte, wie das Programm ihre Betreuertätigkeit und Kommunikationsfähigkeiten verbessert hat: „Für mich war es eine persönliche Herausforderung. Bin ich als Betreuerin geeignet? Ist meine Erfahrung für andere von Nutzen? Kann ich während der Schulung selbst etwas lernen? Kann ich meine Zeit sinnvoll nutzen, ohne meine eigentliche Arbeit zu beeinträchtigen? Wir haben in einem Team mit anderen Moderatoren gearbeitet, und dadurch konnte ich auch Erfahrungen mit der Kommunikation gegenüber meinen Kollegen sammeln. Die Teilnahme am GLLP ist ungeheuer wichtig für unsere berufliche Praxis.“
Die erste Phase des GLLP in Kasachstan wurde inzwischen erfolgreich abgeschlossen, und die Planung für die zweite ist schon in vollem Gange.
Das Europäische Arbeitsprogramm
Die Entdeckung und Bewältigung gesundheitlicher Notlagen wurde als ein vorrangiges Handlungsfeld des Europäischen Arbeitsprogramms 2020–2025 – „Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“ benannt. Investitionen in leistungsstarke, widerstandsfähige und inklusive nationale Gesundheitssysteme und die Operationalisierung des einheitlichen Gesundheitsansatzes auf allen Ebenen gehören auch zu den zentralen Empfehlungen der Paneuropäischen Kommission für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung.
Durch Kapazitätsaufbau und Stärkung der Führungskompetenz in Laboren in allen Teilen der Europäischen Region der WHO trägt das GLLP entscheidend zur Vorbereitung auf künftige gesundheitliche Notlagen bei.