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„Luigi bedeutet mutiger Krieger – und genau das war mein Vater“ – ein Zeugnis von der Tapferkeit eines geliebten Familienvaters, der COVID-19 zum Opfer fiel

20 May 2022
News release
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Luigi Ciesco kam aus einem kleinen Dort in Süditalien, wo er in Armut aufwuchs, bevor er seine spätere Frau Vincenza kennenlernte, mit der er in den 1960er Jahren ins Vereinigte Königreich auswanderte. Der seit 57 Jahren verheiratete Vater von vier und Großvater von acht Kindern arbeitete in England für den National Health Service. Vor 20 Jahren infizierte er sich mit einem methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA), einer bakteriellen Infektion, die gegen viele weit verbreitete Antibiotika resistent ist. Dies beeinträchtigte seine Gesundheit schwer und führte in den folgenden Jahren zu einer Vielzahl von Erkrankungen. 

Beim Besuch bei seiner Tochter Elena kommt auf ergreifende Weise zum Ausdruck, wie sehr Luigi gegen seine Erkrankungen gekämpft hat und wie sehr er am Leben hing. Er gab nie auf. 

„Die Ärzte haben uns oft gesagt, dass er es nicht schafft. Er musste mehrere lebensrettende Notoperationen durchstehen. Ich weiß nicht, wie oft er eine Blutvergiftung bekam. Er litt an Herz- und Nierenversagen und war nach den vielen Operationen schwer behindert. Die meisten Menschen hätten da aufgegeben.“  

Die Fotos, die Elena uns zeigt, zeugen von Luigis Lebensfreude und von der Liebe für seine Familie: auf einer Tour in einem Sportwagen, auf Familienfeiern, im Mittelpunkt, beim Tanz mit der Tochter, mit der Familie in der Sonne sitzend, ihre Gesellschaft und überhaupt das Leben genießend. 

„Ach, er war einfach so liebenswert, ein Familienmensch, der seinen Garten liebte, eine Leidenschaft für gutes Essen hatte und der trotz 60 Jahren in England immer noch ganz Italiener war. Ich fand das einfach toll“, sagt Elena. 

Aber als COVID-19 in Europa ankam, machte sich die Familie erhebliche Sorgen, wie Elena erklärt: „Sowohl Papa als auch Mama – die unter einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung leidet – waren besonders gefährdet, und uns wurde geraten, beide Eltern zu isolieren, was wir auch neun Monate lang taten. Wir haben es mit Skypen versucht, das war lustig, weil sie nicht so technisch drauf sind. Ansonsten haben wir einfach mit ihnen telefoniert oder sie kurz gesehen, wenn wir ihnen die Einkäufe durch das Fenster reichten. Wir sind eine große italienische Familie und sind es gewohnt, uns jeden Sonntag zu treffen, aber das ging natürlich jetzt nicht mehr.“ 

Dann, im November 2020, wurde Luigi wegen Kurzatmigkeit ins Krankenhaus eingeliefert. Bei der Ankunft wurde er negativ auf COVID-19 getestet, und nach einem zehntägigen Aufenthalt durfte er wieder nach Hause zurückkehren.  
 
„Als er heimkam, war er entschlossen, wieder auf die Beine zu kommen. Er stand immer noch auf und machte seine Übungen, ging um den Tisch herum. Ich habe noch nie jemanden mit so viel Entschlossenheit, Kraft und Mut gesehen. Er war mein Held.“  

Leider bekam Luigi schon nach zwei Tagen hohes Fieber.  


Elena brachte ihn mit dem Auto in ein Drive-through-Testzentrum. Am nächsten Tag ging es ihm sehr schlecht, er litt unter Desorientierung und Atemlosigkeit. Als das Ergebnis vom Testzentrum kam, stellte sich heraus, dass Luigi sich mit COVID-19 infiziert hatte. 

„Es war schlimm, auch als wir zum zweiten Mal den Krankenwagen rufen mussten. Wegen der damaligen Beschränkungen durfte er nach seiner erneuten Einlieferung keinen Besuch mehr bekommen. Mein Vater war sehr besorgt – er brauchte wirklich seine Familie um sich, aber wir konnten nicht für ihn dasein. Das war das Schlimmste daran.“ 

Luigi starb in demselben Krankenhaus, in dem er sich 20 Jahre zuvor mit MRSA infiziert hatte. „Ich wünschte, er hätte zuhause sterben können. Wir alle mussten beim Abschied eine volle persönliche Schutzausrüstung samt Handschuhen und Schutzmasken tragen. So hätte ich mir das für keinen von uns gewünscht. Wir konnten alle da sein, als er starb, aber es war kein schönes Ende für ihn.“ 

Für Elena hat der Tod ihres Vaters ihr Leben unwiderruflich verändert: „Das Leben wird für mich nie wieder ganz normal werden. Ich denke jeden Tag, jede Minute an meinen Vater. Es wird nie wieder sein wie zuvor. Ich habe die Wirkung des Virus gesehen, und welches Trauma es in meiner Familie und bei mir selbst angerichtet hat, und das wünsche ich wirklich keinem.“  

Da ihre Mutter immer noch sehr anfällig für das Virus ist, steht für Elena fest, dass sie so schnell nicht auf Schutzmaßnahmen verzichten wird: „COVID-19 ist immer noch da und tötet Menschen. Ich weiß, dass die Menschen gern so tun, als ob das Leben wieder normal wäre, aber so ist das nicht. Auch wenn die Beschränkungen aufgehoben sind und keine Maskenpflicht mehr besteht, werde ich trotzdem dafür sorgen, dass ich vollständig geschützt bin.“