Die Grippesaison hat in der Europäischen Region der WHO etwa vier Wochen früher als üblich begonnen.
Dies ist jedoch nichts Ungewöhnliches, und die aktuellen Trends ähneln denen, die in der Grippesaison 2022–2023 beobachtet wurden. Die Influenza-Aktivität ist von Land zu Land unterschiedlich, und in einigen Ländern der Europäischen Region ist die Zahl der Grippefälle relativ früh angestiegen, in anderen dagegen nicht.
Neben der Influenza zirkulieren in den Ländern weiterhin Krankheitserreger wie COVID-19 und respiratorische Synzytial-Viren (RSV). Diese Viren machen eine erhöhte Wachsamkeit in den Wintermonaten erforderlich.
Die Saison im Blick: Was die Daten zeigen
Mit ihrem Globalen System zur Überwachung und Bekämpfung von Influenza, einem weltweiten Netz von über 170 Laboren, überwacht die WHO das ganze Jahr über Atemwegserkrankungen. Ab Anfang Oktober verstärken die Mitgliedstaaten ihre Meldetätigkeit, sodass die WHO feststellen kann, wann die saisonale Grippeepidemie offiziell begonnen hat, und ihren weiteren Verlauf überwachen kann.
„Die sorgfältige Überwachung der Viruszirkulation ermöglicht es den Gesundheitssystemen, sich optimal auf die jährliche Wintersaison der Atemwegserkrankungen vorzubereiten und darauf zu reagieren“, erklärt Dr. James Fielding, der bei WHO/Europa für die Überwachung von Atemwegsviren zuständig ist.
Mitte November 2025 lag die Zahl der positiven Grippetests in der primären Gesundheitsversorgung (ein Schlüsselindikator für die Influenza-Aktivität) in der Europäischen Region insgesamt bei 17 %. Ausgehend von früheren Trends wird erwartet, dass diese Saison Ende Dezember oder Anfang Januar einen Höhepunkt von etwa 50 % Positivität erreichen wird.
Warum Impfungen so wichtig sind – auch wenn sich die Viren weiterentwickeln
Influenzaviren verändern sich ständig, vor allem aufgrund des durch die menschliche Immunität bedingten evolutionären Drucks, durch kleine, graduelle Veränderungen oder Mutationen. Dies erfordert eine ständige Beobachtung zum Zwecke der Anpassung des Impfstoffs gegen die saisonale Grippe. Im Juni 2025 entdeckten Wissenschaftler eine Zunahme eines neuen H3N2-Stammes mit sieben neuen Mutationen und eines neuen H1N1-Stammes, obwohl es bisher keine Anzeichen dafür gibt, dass einer der beiden Stämme schwerere Erkrankungen verursacht.
Zweimal im Jahr überprüft der beratende Ausschuss der WHO für die Zusammensetzung von Grippeimpfstoffen die Daten aus der weltweiten Überwachung und empfiehlt dann, welche Stämme in die neuen Impfstoffe aufgenommen werden sollen. Obwohl die Zusammensetzung der saisonalen Grippeimpfstoffe für die nördliche Hemisphäre erst im Februar und für die südliche Hemisphäre erst im September aktualisiert wird, ist die Impfung nach wie vor der wirksamste Schutz gegen die Influenza und ihre Komplikationen.
„Selbst wenn sich zirkulierende Stämme des Influenzavirus so entwickeln, dass sie einige Unterschiede zu den Impfstämmen aufweisen, kann der Influenza-Impfstoff immer noch einen sinnvollen Schutz vor Krankheit, Krankenhausaufenthalt und Tod bieten“, erklärt Marc-Alain Widdowson, Leiter des Referats Pandemiegefahren, übertragbare Krankheiten und antimikrobielle Resistenz bei WHO/Europa. „Es ist nach wie vor sehr wichtig, sich impfen zu lassen, insbesondere für Menschen mit einem höheren Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs.“
Auch eine Impfung gegen COVID-19 ist weiterhin unverzichtbar. Laut einer Studie von WHO/Europa haben Impfstoffe zwischen Dezember 2020 und März 2023 in der Europäischen Region geschätzt 1,6 Millionen Menschenleben gerettet. In einigen Ländern werden auch RSV-Impfungen für ältere Erwachsene angeboten; die WHO empfiehlt Personen, die dafür in Frage kommen, diese in Anspruch zu nehmen.
Wer ist am stärksten gefährdet?
Die schwersten Verläufe von Influenza, COVID-19 und RSV treten in folgenden Gruppen auf:
- ältere Menschen
- Schwangere
- Menschen mit chronischen Erkrankungen
- immungeschwächte Personen
- Säuglinge und Kleinkinder (insbesondere bei RSV).
Der Schutz dieser Gruppen, aber auch des Gesundheitspersonals hat weiterhin höchste Priorität.
Was können Sie tun, um sich und andere zu schützen?
Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass einfache Maßnahmen die Verbreitung von Atemwegsviren erheblich eindämmen können.
WHO/Europa fordert die Menschen auf, diese Lehren umfassend anzuwenden:
- Lassen Sie sich impfen, wenn Sie dazu berechtigt sind – gegen Influenza, COVID-19 und RSV (sofern angeboten).
- Bleiben Sie zu Hause, wenn Sie krank sind.
- Halten Sie eine gute Hand- und Hustenhygiene ein (in den Ellbogen niesen oder husten).
- Verbessern Sie nach Möglichkeit die Belüftung von Innenräumen.
- Tragen Sie eine Maske, wenn Sie Symptome haben.

