Gut funktionierende Laboratorien sind für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung und der öffentlichen Gesundheit in Kirgisistan unerlässlich. Korrekte Laborergebnisse helfen dabei, durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefährdete Patienten zu diagnostizieren – Krankheiten auf die gegenwärtig jeder zweite Todesfall im Land zurückzuführen ist. Auch Labortests auf eine Empfindlichkeit gegenüber Antituberkulotika werden gebraucht, um angemessene Behandlungsansätze für Patienten mit multiresistenter Tuberkulose (MDR Tb) zu finden, einer weiteren Krankheit, die das kirgisische Gesundheitssystem stark belastet.
Heute teilt Dr. Erkingul Baltabaeva ihre Ansichten darüber, warum Laboratorien darüber hinaus wichtig sind für den Schutz der öffentlichen Gesundheit durch die Entdeckung und Eindämmung von Infektionskrankheiten und die Verhinderung von Krankheitsausbrüchen. Sie arbeitet seit vielen Jahren als Virologin und trat im letzten Jahr eine Stelle bei der Abteilung für Krankheitsprävention und staatliche Hygiene- und Epidemiologie-Surveillance im Gesundheitsministerium an.
WHO verbessert Kompetenzen des Gesundheitspersonals und stärkt die Rolle der Labore
Dr. Baltabaeva ist eine von 96 Laborspezialisten, die von der WHO in der Diagnose von COVID-19-Infektionen geschult wurden. Die Schulung umfasste örtliche Experten für die Methode der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) aus dem Nationalen Tuberkulosezentrum, aus AIDS-Zentren, aus dem Republikanischen Zentrum für Quarantäne und besonders gefährliche Infektionen, aus den Staatlichen Zentren für Hygiene- und Epidemiologie-Surveillance in Bischkek und den Regionen Jalal-Abad, Osch und Issyk-Kul sowie aus privaten Laboren.
Entwickelt wurde die Schulung, um Laborspezialisten mit den grundlegenden Kenntnissen für die Diagnose von COVID-19-Infektionen auszustatten. Dr. Baltabaeva erhielt darüber hinaus zusammen mit ihren Kollegen eine persönliche Schulung zur Biosicherheit in Laboreinrichtungen und zur Arbeit mit hochansteckenden Erregern und Gefahrstoffen sowie eine Schulung in der sicheren Sammlung, Verarbeitung und Vorbereitung und dem sicheren Transport von Proben für weitere Tests.
Dr Baltabaeva erklärt: „Ich habe durch diese Schulung mein Wissen und meine Laborerfahrungen vertieft. Sie hat viele praktische Fähigkeiten abgedeckt, was sehr hilfreich war.“
Sie fährt fort: „Wir haben während der Pandemie rund um die Uhr gearbeitet, um die Testanforderungen und unsere Mission zu erfüllen – und das tun wir auch weiterhin. Wir haben realisiert, dass COVID-19 uns noch lange Zeit begleiten wird. Gleichzeitig werden auch das durch die WHO-Schulung vermittelte Wissen und die vermittelten Fähigkeiten uns für immer erhalten bleiben. Natürlich werden wir uns auch in Zukunft darum bemühen, unser Wissen und unsere Fähigkeiten zu schärfen, denn wir müssen jederzeit bereit sein für neue Bedrohungen.“
Weiterer Kompetenzausbau im Land
Seit Beginn der COVID-19-Pandemie hat die WHO erfolgreich über 500 Gesundheitsfachkräfte aus Intensivstationen, dem Republikanischen klinischen Krankenhaus für Infektionskrankheiten, Zentren für die primäre Gesundheitsversorgung und zwei Militärkrankenhäusern im klinischen Management von COVID-19-Patienten geschult. Mithilfe der verbesserten Kompetenzen der Gesundheitsfachkräfte und der für Krankenhäuser und Isolationszentren bereitgestellten Versorgungsgüter und Ausrüstung konnte gewährleistet werden, dass während der COVID-19-Pandemie Patienten eine angemessene klinische Versorgung erhielten und in Gesundheitseinrichtungen sichere Umfelder für alle geschaffen wurden.
Darüber hinaus versorgt die WHO das Gesundheitsministerium sowie fachliche Experten weiterhin mit aktualisierter Evidenz, aktuellen Empfehlungen und WHO-Leitlinien für die Prävention, labormedizinische Diagnose und Behandlung von COVID-19 und anderen hochansteckenden Erregern.
Dr. Baltabaeva erinnert sich, dass zu Beginn der COVID-19-Pandemie SARS-CoV-2-Varianten begannen, sich in Ländern auf der ganzen Welt auszubreiten, doch dass die Labore in Kirgisistan nicht in der Lage waren, zu ermitteln, ob derartige Varianten auch in ihrem Land zirkulierten. Die WHO half jedoch dabei, Proben zur Sequenzierung an internationale Referenzlabore der WHO zu schicken, wodurch es allerdings schwer war, die epidemiologische Situation in Echtzeit zu überwachen. Dank der WHO und anderen Partnerorganisationen wurden Kapazitäten für die genomische Sequenzierung im Land eingerichtet, was ein bemerkenswerter Erfolg für das öffentliche Gesundheitswesen war.
WHO-Initiative „Bessere Labore für mehr Gesundheit“
Seit 2015 wird in Kirgisistan die WHO-Initiative „Bessere Labore für mehr Gesundheit“ umgesetzt. Im Rahmen der Initiative leitet und koordiniert die WHO die Anstrengungen von nationalen Gesundheitsbehörden, Gebern und Entwicklungspartnern um den Aufbau nationaler Laborkapazitäten in unterschiedlichen Bereichen, wie etwa der Politikgestaltung, der Einführung und Umsetzung nationaler und internationaler Qualitätsstandards, der Stärkung von Laborleistungen sowie der Schulung von Laborspezialisten.
In den letzten Jahren haben die kirgisischen Gesundheitsbehörden nationale Standards für die Zertifizierung von Laboren sowie ein Qualitätsmanagementsystem für die Laborforschung eingeführt. Zur Vorbereitung von nationalen Laboren auf die Akkreditierung nach der internationalen Norm ISO 15189 hat Kirgisistan ein Mentorenprogramm für Labore eingeführt. Um auf den Bedarf an Personalentwicklung einzugehen, hat das Land den nationalen Ausbildungslehrplan für Laborpersonal evaluiert und aktualisiert.
Durch diesen umfassenden und koordinierten Ansatz ist Kirgisistan in der Lage, begrenzte Ressourcen optimal einzusetzen und die Laborleistungen nach und nach zu verbessern, und zwar im Einklang mit dem übergeordneten Ziel der Stärkung des Gesundheitssystems und der öffentlichen Gesundheit des Landes. So stieg etwa zwischen 2013 und 2018 die Zahl der nach internationalen Standards akkreditierten Labore von 11 auf 25. Und durch die kürzlich eingeführten Leitlinien für HIV-Tests und neue diagnostische Techniken für Tuberkulose und MDR-Tb wurde die zur Identifizierung von Fällen benötigte Zeit erheblich reduziert, wodurch ein frühzeitiger Behandlungsbeginn sowie die Reduzierung und Eindämmung einer weiteren Übertragung gewährleistet wird.
WHO stellt Vorräte an Labor- und persönlicher Schutzausrüstung bereit
Seit Beginn der COVID-19-Pandemie hat die WHO Kirgisistan mit persönlicher Schutzausrüstung und PCR-Test-Kits für die COVID-19-Reaktion und die labormedizinische Bestätigung positiver Ergebnisse versorgt. Ferner hat die WHO Vorräte an Laborverbrauchsmaterialien für die Stichprobensammlung und Durchführung entsprechender Tests bereitgestellt.
Die WHO unterstützt weiterhin das Gesundheitsministerium mit Schulungen in der COVID 19-Reaktion für das Gesundheitspersonal (darunter Labor- und Krankenhausfachkräfte, in der primären Gesundheitsversorgung tätige Fachkräfte sowie Spezialisten für öffentliche Gesundheit).