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73. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa geht mit einem deutlichen Fokus auf Resilienz inmitten anhaltender Herausforderungen und Krisen zu Ende

30 October 2023
News release
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Die 73. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa (RC73), die vom 24. bis 26. Oktober 2023 in Astana (Kasachstan) abgehalten wurde, brachte die 53 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region sowie eine Vielzahl maßgeblicher Akteure aus dem Gesundheitsbereich, darunter Vertreter der Zivilgesellschaft und insbesondere der Jugend, aus allen Teilen der Region zusammen. 

Beginnend mit Ansprachen des WHO-Generaldirektors und des WHO-Regionaldirektors für Europa über die gesundheitliche Situation in der Welt und in der Europäischen Region wurden an drei Tagen Resolutionen und Beschlüsse über die Stärkung des wesentlichen Arbeitskräfteangebots im Gesundheits- und Pflegewesen, die Stärkung der Notfallvorsorge, einen Fahrplan zur Abwehr der Bedrohung durch antimikrobielle Resistenzen (AMR), einen Aktionsplan für die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten, Haushaltsangelegenheiten von WHO/Europa und andere vorrangige Themen angenommen, und alles vor dem Hintergrund des 75. Jahrestags der Gründung der WHO.

Vor einem Jahr hatte der Regionaldirektor, Dr. Hans Henri P. Kluge, auf der 72. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa darauf hingewiesen, dass die Region an mehreren Fronten mit einer „Permakrise“ zu kämpfen habe, von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und des Mpox-(Affenpocken-)Ausbruchs bis hin zur humanitären Krise in der Ukraine, dem Wiederauftreten von Polio und klimabedingten Krisen. 

Ein Jahr später betonte der Regionaldirektor auf dem RC73 angesichts zunehmender Herausforderungen wie etwa der humanitären Notlagen in Israel und den besetzten Palästinensischen Gebieten sowie im Kaukasus die Bedeutung von Resilienz, um zu gewährleisten, dass Gesundheitssysteme und Gesundheitspartner die aktuellen Krisen bewältigen und überwinden sowie bevorstehende Krisen besser vorhersehen können. 

Primäre Gesundheitsversorgung leitet eine Woche voller Ereignisse in Kasachstan ein

Im Vorfeld der diesjährigen Tagung des Regionalkomitees richtete WHO/Europa zusammen mit dem Gesundheitsministerium von Kasachstan und dem Regionalbüro für Europa und Zentralasien des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) anlässlich des 45. Jahrestags der historischen Erklärung von Alma-Ata und des 5. Jahrestags der Erklärung von Astana eine internationale Konferenz über primäre Gesundheitsversorgung aus, bei der die zentrale Rolle der primären Gesundheitsversorgung in den Gesundheitssystemen weltweit bekräftigt wurde. 

Bei seiner Ansprache zur Eröffnung der Konferenz über primäre Gesundheitsversorgung würdigte der Präsident Kasachstans, Seine Exzellenz Kassim-Schomart Tokajew, die wegweisende Erklärung von Alma-Ata aus dem Jahr 1978 und beschrieb sie als die „Magna Carta der globalen Gesundheitsversorgung“. Zudem unterstrich der Präsident, dass Organisationen der primären Gesundheitsversorgung Resilienz und eine rasche Anpassungsfähigkeit bewiesen hätten und dass wir uns sorgfältig auf künftige Bedrohungen für die Gesundheit vorbereiten müssten. Er beschrieb die „bedeutenden Fortschritte“, die in den letzten zehn Jahren im Hinblick auf den Zugang zur Gesundheitsversorgung in Kasachstan erzielt worden seien, und verwies dabei auf 6000 Organisationen, die insgesamt 30 000 Spezialisten beschäftigen, Zentren für Jugendgesundheit in fast jeder Siedlung sowie die Tatsache, dass sich die Zahl der kommunalen Gesundheitszentren seit 2018 verdreifacht habe.

Die Delegierten betonten, wie entscheidend die primäre Gesundheitsversorgung für die globale Gesundheit sei und dass sie eines hochrangigen politischen Engagements, angemessener Investitionen und einer strategischen Umsetzung bedürfe. Während der Abschlusszeremonie der Konferenz über primäre Gesundheitsversorgung wurden in einer am Ende von den Konferenzteilnehmern angenommenen Abschlusserklärung der Jugend fünf Forderungen junger Menschen vorgebracht:  
  • die Gewährleistung eines chancengleichen Zugangs zur primären Gesundheitsversorgung; 
  • die Verpflichtung zur Verbesserung der Qualität von Angeboten der primären Gesundheitsversorgung als Vertrauensbasis;
  • Investitionen in ein an der primären Gesundheitsversorgung orientiertes Arbeitskräfteangebot im Gesundheits- und Pflegewesen; 
  • die Sicherstellung menschlicher und zwischenmenschlicher Aspekte der primären Gesundheitsversorgung in der digitalen Ära; 
  • die Verbesserung der Resilienz gegenüber aktuellen und neuen Herausforderungen für Gesundheit und Wohlbefinden, wie etwa die psychische Gesundheit, soziale Anfälligkeit, die Auswirkungen des Klimawandels, AMR und Notlagen. 

Ansprache des Regionaldirektors und Debatte über die gesundheitliche Situation in der Europäischen Region

Bei der Eröffnung des RC73 begrüßte Seine Exzellenz Dr. Alichan Smajilow, Ministerpräsident von Kasachstan, alle Delegierten und unterstrich die Fortschritte, die in seinem Land in den letzten Jahrzehnten erzielt wurden, um ein erstklassiges System der primären Gesundheitsversorgung zu schaffen. Er erläuterte, dass im letzten Jahr ein Plan zur Modernisierung der Gesundheitsversorgung in ländlichen Gebieten angenommen worden sei, in dessen Zusammenhang 655 ländliche Gesundheitszentren eingerichtet werden sollen. Ministerpräsident Smajilow betonte zudem die von Kasachstan geleistete Unterstützung für Gesundheitsfachkräfte sowie die Einführung neuer Innovationen, wie etwa digitaler Gesundheitspässe. Abschließend bemerkte er: „Wir haben ehrgeizige Pläne für die Zukunft. Wir sind immer offen für neue Ideen und für einen Erfahrungsaustausch, um zur Entwicklung der Gesundheitssysteme in unserer Region beizutragen.“

Dr. Azhar Giniyat, Gesundheitsministerin Kasachstans, wurde zur Präsidentin des RC73 gewählt, und Dr. Marat Shoranov aus Kasachstan zum Exekutivpräsidenten. 

Ministerin Giniyat begrüßte die Delegierten und stellte erfreut fest, dass viele Delegationen mit Jugendvertretern zum RC73 angereist seien. Unter Verweis auf die Konferenz über primäre Gesundheitsversorgung sowie das RC73 erklärte sie: „Astana ist in dieser Woche wahrlich zur Hauptstadt der Weltgesundheit geworden.“

Während des Eröffnungssegments des RC73 wurde eine Video-Ansprache von Ihrer Königlichen Hoheit Kronprinzessin Mary von Dänemark, Schirmherrin von WHO/Europa, gezeigt. Sie beglückwünschte die WHO zum 75. Jahrestag ihrer Gründung und fügte hinzu: „Wir leben in schwierigen Zeiten, im Schatten einer Pandemie, eines Krieges in unserer Region, verheerender Erdbeben und einer wachsenden Zahl von durch den Klimawandel bedingten extremen Wetterereignissen. Die Arbeit der WHO war noch nie so anspruchsvoll und so notwendig wie heute.“ 

In seiner Eröffnungsansprache würdigte der Generaldirektor der WHO, Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Kasachstan als Geburtsstätte der primären Gesundheitsversorgung und lieferte aktuelle Informationen zu zahlreichen Notlagen in der Region, darunter der langanhaltende Krieg in der Ukraine, der Konflikt in Israel und den besetzten Palästinensischen Gebieten, die anhaltende Reaktion auf die Erdbeben in der Türkei und die Flüchtlingskrise in Armenien.

Mit Blick auf die Ansprache des Regionaldirektors an die Delegierten lässt sich diese mit einem Wort zusammenfassen: Resilienz. Dr. Kluge erkannte drei Säulen einer resilienten Europäischen Region der WHO an: resiliente Organisationsführung, resiliente Gesundheitssysteme und resiliente Menschen. 

Zur ersten Säule erklärte Dr. Kluge, wie wichtig eine partizipatorische Organisationsführung sei, die auf die globalen Prozesse abgestimmt ist. Mit Blick auf die zweite Säule verwies er darauf, dass es entscheidend sei, das Arbeitskräfteangebot im Gesundheitswesen zugunsten resilienterer Gesundheitssysteme zu stärken.

Mit Blick auf die dritte Säule betonte der Regionaldirektor die Bedeutung von Frieden als eine wesentliche Voraussetzung für psychische wie auch körperliche Resilienz für die Menschen in allen Teilen der Europäischen Region.

Während der Debatte im Anschluss an die Ansprache des Regionaldirektors brachten die Mitgliedstaaten mit Nachdruck ihre Unterstützung für die Arbeit und Leistung von WHO/Europa zum Ausdruck und lobten die klare Vision und den Einsatz des Regionalbüros.  

Wahlen, Nominierungen und Organisationsführung

Am zweiten Tag des Regionalkomitees standen Angelegenheiten der Organisations- und Haushaltsführung stärker im Mittelpunkt. Nach den geschlossenen Sitzungen wurden Bulgarien, Israel, Norwegen und Polen vom Regionalkomitee dazu nominiert, der Weltgesundheitsversammlung im Mai 2024 ihre Bewerbungen um eine Mitgliedschaft im Exekutivrat vorzulegen.

Das Regionalkomitee wählte Island, Schweden, Serbien und Tadschikistan für eine dreijährige Amtszeit von Oktober 2023 bis Oktober 2026 zu Mitgliedern des Ständigen Ausschusses des Regionalkomitees (SCRC).   

Darüber hinaus wurden Aserbaidschan, Italien, Kasachstan, Norwegen und Polen zu Mitgliedern der Regionalen Beurteilungskommission gewählt.

Zudem prüfte das Regionalkomitee das Verfahren für die Nominierung von Wahlämtern für die Weltgesundheitsversammlung und den Exekutivrat im Mai 2024.

Dr. Kluge stellte den ersten Zusammenfassenden Rechenschaftsbericht von WHO/Europa vor, der einen Überblick darüber gibt, wie WHO/Europa ausgestattet und strukturiert ist, wie es geführt und gesteuert wird. Er hob die Maßnahmen WHO/Europas in Reaktion auf Forderungen nach größerer finanzieller Nachhaltigkeit und Effizienz sowie einer besseren Personalbindung hervor. Der Regionaldirektor betonte die Notwendigkeit der Prävention sexueller Ausbeutung, flexibler Arbeitsweisen, gestärkter interner Kontrollen und eines neuen Ansatzes für die Mittelbeschaffung sowie der Förderung von Partnerschaften.  

David Allen, Direktor der Abteilung Geschäftsabläufe, Gabrielle Jacob, Regionalbeauftragte für Organisationsführung, und Dr. Gundo Weiler, Direktor der Abteilung Länderunterstützung und Partnerschaften – allesamt bei WHO/Europa – stellten anschließend weitere Einzelheiten aus dem Bericht hervor, und zwar in den Bereichen Geschäftsabläufe, Organisationsführung sowie Führungskompetenz und Partnerschaften. Herr Allen betonte, dass die Umsetzung des Europäischen Arbeitsprogramms 2020–2025 durch große, komplexe Notlagen beeinträchtigt worden sei, was eine Veränderung der Geschäftsmodelle notwendig gemacht habe, die sich wiederum in steigenden Personalkosten und Ausgaben sowie einer wichtigeren Rolle für die Beschaffung niederschlug. WHO/Europa reagierte darauf mit neuen Instrumenten und effizienteren Arbeitsweisen. 

Dr. Weiler stellte fest, dass es nun ein größeres Netzwerk nationaler Ansprechpersonen und einen strategischeren Ansatz für die Zusammenarbeit mit den Ländern sowie auf subregionaler Ebene gebe. Er erwähnte die Europäische Akademie für Führungskompetenz und die erfolgreiche Einleitung von Stufe 2 für Fachkräfte in der Mitte ihrer beruflichen Laufbahn sowie die verstärkten Bemühungen um eine Einbeziehung der Jugend in gesundheitspolitische Entscheidungsprozesse durch das Youth4Health-Netzwerk. Abschließend hob er die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Akteuren und der Nutzung starker Partnerschaften hervor.  

Frau Jacob stellte Elemente einer umfassenden Bestandsaufnahme der Organisationsführung vor, die unter Aufsicht der Arbeitsgruppe des SCRC für Führungsfragen bei WHO/Europa ausgearbeitet worden war. Diese Bestandsaufnahme enthielt 16 Empfehlungen, darunter die Einbeziehung weiterer zentraler Leistungsindikatoren zu Fragen der Organisationsführung in künftige Berichte, die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern des SCRC und den Mitgliedstaaten, eine sinnvollere Gestaltung der Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Akteuren und die Verfeinerung der Prozesse für die Einrichtung, Erneuerung und Schließung ausgelagerter Fachzentren.

Nach einer Debatte der Mitgliedstaaten wurde der Beschlussentwurf zur Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Akteuren angenommen, mit dem acht nichtstaatlichen Akteuren eine Akkreditierung gewährt wurde, und es wurde der Beschluss zur Organisationsführung einschließlich seiner 16 Empfehlungen angenommen. 

Haushaltsangelegenheiten und Angelegenheiten, die sich aus Resolutionen und Beschlüssen der Weltgesundheitsversammlung ergeben

Im Kontext der Haushaltsangelegenheiten hob Dr. Corinne Capuano, die neue Exekutivdirektorin im Büro des Regionaldirektors, eine strategische Verlagerung von Haushaltsmitteln in die Länderbüros hervor. Darüber hinaus betonte der Regionaldirektor die Bedeutung nicht zweckgebundener flexibler Haushaltsmittel und die Gewährleistung ausreichender Kapazitäten innerhalb des Sekretariats für die Verwendung von Finanzmitteln.

Die Mitgliedstaaten begrüßten generell die größere Transparenz und wiesen darauf hin, dass geplante Ressourcen überwiegend zur Erhöhung der Durchschlagskraft in den Ländern verwendet werden würden. Zudem wurde anerkannt, dass durch schwer vorhersehbare Finanzmittel die Arbeit des Regionalbüros eingeschränkt wird.

Angelegenheiten, die sich aus Resolutionen und Beschlüssen der Weltgesundheitsversammlung ergeben

In der letzten Sitzung des zweiten Tages erörterten die Delegierten Angelegenheiten, die sich aus Resolutionen und Beschlüssen der Weltgesundheitsversammlung und des Exekutivrates ergeben. Dr. Bruce Aylward, Beigeordneter Generaldirektor der WHO, Abteilung Allgemeine Gesundheitsversorgung und Lebensverlaufansatz, bot einen Überblick über den Konsultationsprozess für die Ausarbeitung des Vierzehnten Allgemeinen Arbeitsprogramms 2025–2028 der WHO (GPW 14) und die dabei erzielten Fortschritte. Das GPW 14 enthält sechs strategische Zielsetzungen: Verwirklichung transformativer Maßnahmen für Klimaschutz und Gesundheit; feste Verankerung von Gesundheit und Wohlbefinden im Zentrum der politischen Agenden in Ressorts, die die Determinanten und Hauptursachen von schlechter Gesundheit antreiben; drastischer Abbau von Ungleichgewichten bei der Versorgung mit unentbehrlichen Gesundheitsleistungen; Umkehr des Trends zu ruinösen Gesundheitsausgaben; Gewährleistung, dass jedes Land bestens vorbereitet ist, neu entstehende Gesundheitsrisiken infolge von Epidemien, Pandemie und anderen Gefahren zu verhindern und zu verringern; und rasche Entdeckung von sowie Reaktion auf alle akuten gesundheitlichen Notlagen.

Darüber hinaus sprach Dr. Capuano über die bevorstehende erste Investitionsrunde im Jahr 2024 und beschrieb sie als „eine einzigartige Gelegenheit, um die besten Voraussetzungen für die Umsetzung des GPW 14 zu schaffen“, um alle Partner für das GPW 14 zu mobilisieren und die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu verwirklichen. Dr. Capuano informierte die Delegierten, dass die Konsultation noch nicht abgeschlossen sei.  

In Antwort auf Wortmeldungen der Mitgliedstaaten erläuterte Dr. Aylward, dass man sich im Rahmen des GPW 14 darum bemühen wolle, „der normativen Rolle der WHO gerecht zu werden, insbesondere, indem wir unsere Länder- und Regionalbüros weiter stärken“, und stellte fest, dass die WHO nur durch eine vorhersehbare Kernpräsenz in den Ländern in der Lage sei zu gewährleisten, dass ihre normative Arbeit rasch und effektiv umgesetzt wird.  

Mitgliedstaaten billigen Pläne von WHO/Europa zur Bewältigung einer Vielzahl von Gesundheitsthemen

Während einer Sitzung, bei der ein Handlungsrahmen für das Gesundheits- und Pflegepersonal vorgestellt wurde, verwiesen die Mitgliedstaaten auf die Bedeutung dieser Blaupause zu einer Zeit der akuten Krise, die sich auf Ärzte, Pflegekräfte und andere Anbieter von Gesundheitsleistungen in der ganzen Region auswirkt. Bevor eine von den Mitgliedstaaten eingebrachte Resolution angenommen wurde, verwiesen Delegierte aus den Mitgliedstaaten und Vertreter nichtstaatlicher Organisationen auf die erhebliche Belastung, der Gesundheitsfachkräfte in den letzten Jahren ausgesetzt waren, insbesondere während der COVID-19-Pandemie und inmitten der anhaltenden Notlagen in der Region, sowie auf die Herausforderungen, die sich sowohl durch eine alternde Bevölkerung als auch das alternde Gesundheits- und Pflegepersonal ergeben. 

Antimikrobielle Resistenzen stellen ein globales Problem für die Gesundheit von Menschen wie auch Tieren dar, auf das im Jahr 2019 rund 500 000 Todesfälle in der Europäischen Region zurückzuführen waren. Die Mitgliedstaaten billigten einen Fahrplan, der während des Regionalkomitees vorgestellt wurde – er soll bei der Bestimmung und Umsetzung hochwirksamer Interventionen zur Bekämpfung von AMR sowie der Prioritätensetzung auf diesem Gebiet behilflich sein. Dr. Jeremy Farrar, Leitender Wissenschaftler der WHO, würdigte die Europäische Region für ihre Führungsarbeit, verwies auf die globale Natur von AMR und wies in aller Deutlichkeit auf die von AMR ausgehende Gefahr für medizinische Verfahren wie Routine-Operationen und eine sichere Versorgung von Müttern hin, einschließlich der realen Möglichkeit, dass wichtige Antibiotika unbrauchbar werden könnten.

Die Europäische Region war in den letzten Jahren von mehreren Notlagen betroffen, die ein Gefühl der „Permakrise“ hervorgerufen haben. Zu deren Bewältigung stellte Dr. Gerald Rockenschaub, Direktor für gesundheitliche Notlagen in der Europäischen Region, den Strategie- und Aktionsplan zur Verbesserung der Vorsorge für und der Reaktions- und Widerstandsfähigkeit bei gesundheitlichen Notlagen in der Europäischen Region der WHO (2024–2029) (Vorsorge 2.0) vor und forderte die Mitgliedstaaten dazu auf, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie sie künftige gesundheitliche Notlagen besser vorhersehen und sich besser auf diese vorbereiten können. Darüber hinaus informierte Dr. Gail Carson, Vorsitzende des Fachlichen Beirats für Vorsorge 2.0, die Delegierten über die jüngsten Aktivitäten des Beirats. Sie wies mit Nachdruck auf den dringenden Handlungsbedarf im Rahmen strategischer und kooperativer Partnerschaften unter Beteiligung einer Vielzahl unterschiedlicher Akteure hin und betonte, dass der Fachliche Beirat mit seiner Arbeit erst am Anfang stünde.

Während einer der abschließenden Sitzungen vor dem Abschluss des RC73 richteten die Delegierten ihre Aufmerksamkeit auf die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten. Nach dem Auslaufen der Strategie und des Aktionsplans für die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten in der Europäischen Region der WHO (2016–2022) nahmen die Mitgliedstaaten in der Region einen neuen Aktionsplan für die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten (2023–2030) an, um sowohl auf die akuten Bedürfnisse von Flüchtlingen und Migranten einzugehen als auch ihre langfristige Integration in die Gesundheitssysteme in Angriff zu nehmen. Die diesbezügliche Debatte drehte sich um die Themen allgemeine Gesundheitsversorgung, Arbeitsmigration, Migration von Gesundheitsfachkräften und Auswirkungen des Klimawandels auf Migration und Vertreibung.  

Abschluss des RC73

Nach einer Abstimmung wurde bestätigt, dass die nächste Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa in Kopenhagen am Sitz von WHO/Europa abgehalten wird. 

Zum Abschluss der Tagung erklärte Dr. Kluge: „Wir haben in dieser Woche gemeinsam so viel erreicht – und gezeigt, welch wundervolle Arbeit wir leisten können, wenn wir uns zusammentun. Für WHO/Europa war unsere Mission, überall in unserer Region und auf unserer Welt die Gesundheit zu fördern, eine Gesundheitsversorgung bereitzustellen und die Gesundheit zu schützen, noch nie so relevant wie in diesen tragischen Zeiten des Konflikts, die wir derzeit erleben. Und um unseren Auftrag angesichts der heutigen Realitäten zu erfüllen, bedarf es immer größerer Resilienz: einer resilienten Organisationsführung, resilienter Gesundheitssysteme und resilienter Menschen.“   

Dieser Artikel wurde am 31. Oktober geändert, um die Nominierung jener Mitgliedstaaten zu erwähnen, die ausgewählt wurden, um ihre Bewerbungen um eine Mitgliedschaft im Exekutivrat vorzulegen.