1000 medizinische Evakuierungen aus dem Gazastreifen: WHO dankt Ländern der Europäischen Region für ihre Hilfe

25 October 2025
Die WHO hat bei der medizinischen Evakuierung von über 1000 Patienten aus dem Gazastreifen in Länder der Europäischen Region der WHO geholfen. Anlässlich des Erreichens dieses Meilensteins dankte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Dr. Hans Henri P. Kluge, den 17 Ländern, die medizinische Soforthilfe angeboten haben, sowie anderen Ländern, die seit Oktober 2023 spezielle Transitmöglichkeiten für Patienten aus dem Gazastreifen geschaffen haben. Nun hat Dr. Kluge seine persönlichen Kontakte zu allen Ländern der Europäischen Region intensiviert, um die Evakuierungen zu beschleunigen und um weitere Krankenhausbetten und Spezialbehandlungen zu bitten, die in Gaza nicht möglich sind.

„An die Adresse der Regierungen, des Gesundheitspersonals und der Bürger der 17 Länder, die so bereitwillig auf unseren Aufruf zur medizinischen Evakuierung reagiert haben, sage ich: herzlichen Dank. Ihre Solidarität ist Ausdruck der Überzeugung, dass Gesundheit ein Menschenrecht ist und dass Empathie keine Grenzen kennt. Ihre Maßnahmen sind ein Vorbild für andere Länder, und wir ermutigen sie, Ihrem Beispiel zu folgen. Denn 1000 medizinische Evakuierungen in die Europäische Region sind zwar ein wichtiger Meilenstein, aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts dieser Not. Nach Schätzungen warten immer noch 3800 Kinder  auf eine dringend erforderliche fachärztliche Behandlung außerhalb des Gazastreifens. Es ist noch nicht zu spät zu helfen, denn jedes gerettete Kind ist eine gesicherte Zukunft. Ich appelliere an die Länder der Europäischen Region, sich dieser Aufgabe zu stellen, denn die Rettung von Menschenleben ist keine politische, sondern eine moralische und dringliche Aufgabe, die in unserer Reichweite liegt.“ 

 

WHO
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Seit Oktober 2023 war die WHO bei der medizinischen Evakuierung von insgesamt 1000 Patienten aus dem Gazastreifen behilflich. Jede Evakuierung ist logistisch komplex und schwierig und zeugt von Menschlichkeit und Solidarität im Angesicht des Leids.

Die große Mehrheit der Evakuierten sind Kinder.  

„WHO/Europa appelliert an die Länder der Europäischen Region, die Evakuierung kranker und verletzter Palästinenser, die dringend medizinische Versorgung benötigen, umgehend zu beschleunigen. Das Leben von Unschuldigen – in vielen Fällen Kindern – steht auf dem Spiel. Wir müssen jetzt handeln, sonst wird uns die Geschichte kein gutes Zeugnis ausstellen“, erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa.

 

Bruno Thevenin
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Die spanische Gesundheitsministerin Mónica García Gómez begrüßt palästinensische Kinder bei ihrer Ankunft in Spanien.

Im Juli 2024 nahm Spanien als erstes Land in der Europäischen Region kranke und verletzte palästinensische Kinder in seine Krankenhäuser auf, und zwar über Wege, die von der WHO und dem Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen (ERCC) organisiert wurden.
 
Die spanische Gesundheitsministerin Mónica García Gómez erklärte: „Europa muss jeden verfügbaren Mechanismus nutzen, um die humanitäre Krise in Gaza zu bewältigen. Wir hoffen, dass sich bald weitere Länder anschließen und noch mehr Kinder aufnehmen. Denn jedes Leben zählt.“  

Die Operation wurde im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union (EUCPM) in enger Zusammenarbeit mit dem Palästinensischen Kinderhilfswerk und den zuständigen Behörden aller beteiligten Länder durchgeführt.

 

WHO/Abteilung Notlagen, Innenministerium, Rumänien
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Rumänien hat bei einigen der komplexesten medizinischen Evakuierungen von Patienten aus dem Gazastreifen entscheidend mitgewirkt.

Die rumänische Regierung hat gemeinsam mit der WHO, dem ERCC und verschiedenen Partnerorganisationen im Gesundheitsbereich einige besonders komplexe medizinische Evakuierungen im Rahmen des EUCPM mit Beteiligung ziviler und militärischer Akteure organisiert.    

Die rumänische Luftwaffe fliegt zum Flughafen Ramon in Israel und dann nach Bukarest. Von Bukarest aus werden die Patienten entweder in Krankenhäuser in Rumänien oder in ein Drittland verlegt.    
 
„Diese Art von Einsätzen ist bisher die Krönung dessen, wofür wir ausgebildet wurden“, sagte Hauptmann Ioan Cramar von der rumänischen Luftwaffe, der an einem der Einsätze teilnahm, bei dem kranke und verletzte Patienten aus dem Gazastreifen nach Rumänien gebracht wurden.   

Dr. Alexandru Rafila, Gesundheitsminister von Rumänien, erklärte: „Wir werden weiterhin unsere Unterstützung anbieten, wenn sie benötigt wird, und andere Kinder willkommen heißen, die verletzt sind oder medizinische Probleme haben, die dringend behandelt werden müssen.“

 

Bruno Therevin
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Fast alle bilateralen Evakuierungen in sechs Länder der Europäischen Region wurden vom Flughafen Kairo aus organisiert.

Das ägyptische Ministerium für Gesundheit und Bevölkerung hat mit Unterstützung der WHO ein Standardverfahren für die weitere Evakuierung solcher Patienten in Länder der Europäischen Region und an andere Bestimmungsorte in aller Welt festgelegt. Auch zwei Drittel aller über das EUCPM durchgeführten medizinischen Evakuierungen wurden von Ägypten aus organisiert.
 
Die Türkei war das erste Land in der Europäischen Region, das ab 2023 aufgrund direkter Vereinbarungen mit den betreffenden Ländern und Behörden kranke und verletzte Patienten aus dem Gazastreifen aufnahm. Bislang hat die Türkei mehr Patienten aus dem Gazastreifen aufgenommen als jedes andere Land in der Europäischen Region. 

 

WHO/Bashar Al-Bilbisi
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Der Prozess der medizinischen Evakuierung aus einem Kriegsgebiet ist komplex, langwierig und belastend.

Bashar Al-Bilbisi, ein 25-jähriger Apotheker, wurde im Rahmen einer koordinierten Aktion zwischen mehreren Behörden und Regionalbüros der WHO aus dem Gazastreifen evakuiert.

Bashar erlitt bei einem Raketenangriff schwere Verletzungen an seinem Bein. Jetzt werden er und die anderen 28 kranken und verletzten Patienten, die an seiner medizinischen Evakuierung teilnahmen, in vier Ländern der Europäischen Region (Frankreich, Norwegen, Spanien und Türkei) fachärztlich behandelt.
 
Die mit ihm befreundete Ärztin Catherine Le Scolan-Quéré war eine der ersten, die ihn an seinem Krankenbett in Rennes (Frankreich) begrüßte. „Bashars Evakuierung war dank der Professionalität und Menschlichkeit des gesamten Teams der WHO und des Konsulats erfolgreich“, erzählt sie. „Es ist eine moralische Verpflichtung, die Menschen in Gaza zu retten. Das ist keine Frage der Politik, sondern eine Frage der Menschlichkeit. Alles Leben verdient es, geachtet und geschützt zu werden – und genau das tut die WHO jeden Tag.“  
 
„Die Verwundeten und Kranken in Gaza sind wie alle anderen Menschen auf der Welt“, sagt Bashar. „Sie haben Träume, Ambitionen und Hoffnungen, aber ihre jetzige Situation ist katastrophal. Sie alle leiden. Die in den Krankenhäusern des Gazastreifens angebotenen Leistungen sind sehr, sehr begrenzt. Die Patienten in Gaza brauchen Ruhe und einen sicheren Ort für die Behandlung, daher ist es sehr wichtig, dass die Länder bei der Evakuierung und Unterstützung der Verwundeten und Verletzten helfen.“

 

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